Mercedes Marco Polo im Fahrbericht
Schlafen unterm Sternenzelt

Mercedes immobilisiert auch die aktuelle Van-Generation. Der neue Marco Polo kommt mit Bett und Fernweh – als Activity schon für rund 39.000 Euro. Wir sind ihn gefahren.

Mercedes Marco Polo
Foto: Mercedes

Nicht anders. Das ist eigentlich alles, was Sie über darüber wissen wollen und müssen, wie der neue Marco Polo fährt. Eben wie eine V-Klasse mit etwas Zuladung – gemächlich und sicher. Rund 300 Kilo wiegt die Möblierung, dafür ist dann auch alles dabei: Vier Betten, zwei Tische, vier Stühle, 38 Liter Wasser, 2,75 Kilo Gas, Kühltruhe, Zweiflammenherd, Kleiderschrank und dennoch die volle Alltagstauglichkeit. Anders als komplette Wohnmobile samt, na nennen wir das Wort eben mal, Sanitärbereich, lässt sich so ein Marco Polo eben ganz normal im Alltag nutzen.

Unsere Highlights

Mercedes Marco Polo hat eine Crashtest-taugliche Küche an Bord

Und im Vergleich zu Wohnmobilen, die immer ein wenig zusammengeschreinert wirken, entspricht der Marco Polo dem kompletten Sicherheits- und Qualitätsanspruch von Mercedes. Was ein ziemlicher Umstand ist, wenn man sich überlegt, was wohl passierte, veranstaltete man mit einer handelsüblichen Einbauküche einen Crashtest. Doch die gesamte Einrichtung ist nicht nur sicher, sondern sehr hochwerti und bis ins Detail durchdacht. Alle Schubladen haben eine Softclose-Funktion, die Küchenzeile decken Sicherheits-Rauchglasscheiben ab, dreistufig dimmbare LED beleuchten das Interieur, das serienmäßige Hochdach lässt sich gegen 1.440 Euro vollelektrisch aufstellen. Wobei das ebenso schnell von Hand geht, zwei Handgriffe, dann das GFK-Dach anheben, und die Seiten aus nahtfreier Verbundfaser stellen sich auf. So gibt es entweder mehr Stehhöhe im Innenraum, oder du klappst noch schnell das Bett herunter. Es ist 1,13 Meter breit, 2,05 Meter lang und bietet gemütlich Platz für einen oder romantisch für zwei.

Auch die Zweier-Rückbank lässt sich zu einem schmalen Doppelbett umbauen. Klappt es aus, entweicht automatisch die Luft aus den Seitenpolstern, die beim Fahren für Halt sorgen sollen. So ergibt sich auch unten eine erstaunlich bequeme Schlafcouch. Seitenrollos und eine Abdeckung fürs Cockpit gibt es ebenso serienmäßig wie zwei Klappstühle und einen Tisch fürs Picknick. Beide residieren in einer Halterung im Kofferraum, die sich als Gepäckablage nutzen oder bei größerem Transportbedarf ausbauen lässt. Auch bei all diesen Details überzeugt die hohe Qualität und Funktionalität, die man bei Preisen jenseits von 50.000 Euro aber eben auch erwarten kann.

Für 39.000 Euro ist der Vito die Basis

Schon bei 39.000 Euro startet dagegen der Mercedes Marco Polo Activity. Er basiert nicht auf der V-Klasse, sondern auf dem Transporter Vito. Der Activity bringt – ähnlich wie bei VW bisher der T5 California Beach – mit einer Dreier-Schlafcouch, dem Aufstelldach mit Doppelbett und einem Klapptisch die wichtigsten Elemente des teureren Modells mit, nicht aber die Küche. Dass der Preis so viel niedriger liegt, erklärt sich durch die Motoren. So steht als Basis ein 1,6-Liter-Turbodiesel mit 88 und 115 PS zur Verfügung, der hier die Vorderräder antreibt. Bei den 2,1-Liter-Biturboversionen mit 136, 163 und 190 PS werden wie beim normalen Marco Polo die Hinterräder angetrieben, optional gibt es Allradantrieb.

Und Automatik! Die ist wichtig, denn wir fuhren den Mercedes Marco Polo mit dem 163-PS-Diesel mit manuellem Sechsganggetriebe. Das trägt seinen Namen nicht ganz zu recht, so sperrig, wie sich der sechste Gang dagegen wehrt eingelegt zu werden. Auch die weiten Gangsprünge stören. Vielleicht der wichtigste Grund für die Automatik könnte aber für Vielreisende die Position des Wählhebels sein. Der sitzt an der Lenksäule, wohingegen der Schalthebel für die Sechserbox auf der Mittelkonsole sitzt, die so breiter baut und den Durchstieg nach hinten erschwert. Wobei, die Vordersitze lassen sich umdrehen. Und schon sitzt du im Wohnzimmer, das der Marco Polo zudem serienmäßig mit einer Standheizung wärmt.

Freiheit serienmäßig: Den Mercedes Marco Polo zieht es in die Ferne

So wie jetzt, da der Atlantik sacht an Portugals Küste schwappt. Wir könnten nun einfach hier bleiben, in dieser Bucht. Oder zur nächsten weiterfahren oder zur nächsten Stadt. Oder oder oder – wenn wir unter einem Kraftfahrzeug als eine Möglichkeit verstehen, unsere Freiheit zu vergrößern, dann ist der Mercedes Marco Polo dafür das so ziemlich beste Auto.