Porsche 911 Turbo S im Fahrbericht
Turboschnell, turbo anpassungsfähig

Spoiler, PDK, Fahrwerk, Allradantrieb und -lenkung: Beim neuen, 560 PS starken Elfer-Topmodell stellt sich die Frage, welches Detail eigentlich nicht adaptiv arbeitet.

Porsche 911 Turbo S, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Selbst die Dosenhalter passen sich an, die 18-fach verstellbaren Sportsitze sowieso. Ja, beides lässt sich für jeden Elfer bestellen, doch beim neuen Porsche 911 Turbo S bilden sie den Auftakt zu einer Reihe adaptiver Gimmicks, die es in dieser Fülle noch nicht gab. Völlig unadaptiv dagegen: das Zündschloss, es sitzt noch immer unbeweglich links vom Lenkrad. Im Heck des Porsche 911 Turbo S beginnt es verhalten zu summen, die vorherrschenden tiefen Frequenzen künden von einem mächtigen Triebwerk.

Allradlenkung macht Porsche 911 Turbo S unglaublich agil

Während der Porsche 911 Turbo S durch die Stadt zirkelt, fällt bereits seine Handlichkeit auf. Mit 4,51 Meter Länge ufert er natürlich nicht aus, doch das Coupé reagiert auffallend spontan auf Lenkbefehle – denn die Hinterräder lenken mit, besser gesagt: dagegen. Zumindest bis Tempo 50, und zwar mit 2,8 Grad. Daraus resultiert ein Wendekreis von 10,6 Metern – falls noch jemand ein schlagendes Argument für den Kauf sucht.

Raus aus der Stadt, den PDK-Wählhebel des Porsche 911 Turbo S in die manuelle Gasse geschoben, Feuer frei. Das Summen im Heck schwillt an. Der gelbe Punkt der Drehmoment-Anzeige ditscht an den oberen Rand der Skala, der Ladedruck erhöht sich kurzfristig von 1,2 auf 1,35 bar, und bei 2.200/min fallen 750 Newtonmeter über den Antriebsstrang her.

Abgehobene Fahrdynamnik, abgehobener Preis

Jetzt leistet der Allradantrieb Schwerstarbeit, muss helfen, den Porsche 911 Turbo S in 3,1 Sekunden von null auf 100 km/h zu beschleunigen (Werksangabe). Wer das nach der ersten Fahrt nicht glaubt, verfügt über ein höchst unadaptives Vorstellungsvermögen. Tempo 120, die äußeren beiden Segmente des Frontspoilers fahren aus, der Heckflügel reckt sich um 25 Millimeter nach oben. Noch ehe die Anzeige im Bordcomputer diesen Vorgang für beendet erklärt, nähert sich der Porsche 911 Turbo S der 200-km/h-Marke, beschleunigt scheinbar unaufhaltsam weiter. Erst bei 7.200/min verlangt das 3,8-Liter-Triebwerk nach dem nächsten Gang.

Die Hinterachse lenkt nun in gleicher Richtung mit (1,5 Grad), baut so schneller Seitenführungskräfte auf, was sich in einer unerschütterlichen Stabilität äußert – das gilt ebenso in mutig angegangenen Kurven. Dort arbeitet die Lenkung des Porsche 911 Turbo S mit porschiger Rückmeldung und noch mehr Direktheit, da sie gegenüber dem Carrera um zehn Prozent direkter übersetzt werden konnte. Seitenneigung? Dagegen arbeitet der Wankausgleich. Ebenfalls adaptiv: die Dämpfer, natürlich. Fehlt noch was Adaptives? Ach, der Geldbeutel des Kunden vielleicht. Er sollte sich für den Porsche 911 Turbo S auf mindestens 195.256 Euro erweitern lassen.

Fazit

Rennwagenartiges Handling, betäubende Beschleunigung und unerschütterliche Stabilität des 911 Turbo S machen sprachlos, das dreiste Preisniveau ebenfalls. Der gedämpfte Klang dagegen gar nicht mal so sehr wie erhofft.

Technische Daten
Porsche 911 Turbo S Turbo S
Grundpreis197.041 €
Außenmaße4506 x 1880 x 1296 mm
Kofferraumvolumen115 l
Hubraum / Motor3800 cm³ / 6-Zylinder
Leistung412 kW / 560 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit318 km/h
Verbrauch9,7 l/100 km