Da waren die Gerüchte wieder einmal schneller als die Wirklichkeit. In verschiedenen Medien wurde berichtet, dass Mercedes-Supertalent Andrea Kimi Antonelli schon beim nächsten Grand Prix in Imola im Williams sitzen könnte. Die einen spekulierten, dass ihm Williams einen Freitags-Test anbietet. Andere schrieben Antonelli schon als Sargeant-Ersatz in das zweite Auto aus Grove.
Dazu hätte der 17-jährige Italiener erst einmal eine Superlizenz gebraucht. Die benötigten 40 Punkte hat der aktuelle Prema-Formel-2-Pilot schon deutlich überschritten. Doch der junge Mann aus Bologna wird erst am 25. August 18 Jahre alt. Und nachdem Max Verstappens Einstand 2015 im Alter von 17 Jahren vielen im Zirkus als ein zu geringes Einstiegsalter erschien, setzte die FIA das Mindestalter auf 18 herauf. Das ließe sich nur aushebeln, wenn der FIA-Weltrat, die Formel 1-Sicherheitskommission und die Supoerlizenz-Erteilungsbehörde des Weltverbandes zustimmen.
In Spielberg durfte Antonelli zum ersten Mal ein F1-Auto testen - einen 2021er-Mercedes.
Mercedes will Antonelli nicht verheizen
Da sich Teamchef James Vowles in den letzten Wochen beim Weltverband um den F1-Führerschein für den Mercedes-Junior bemühte, kamen schnell Spekulationen auf, dass Antonelli den weiter glücklosen Logan Sargeant ersetzen könnte, sobald er grünes Licht von der FIA bekommt. Doch selbst wenn der Fall eintritt, wird es nicht zu einem verfrühten F1-Debüt des Wunderkindes kommen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff spricht sich dagegen aus, seinen Schützling zu früh zu verheizen: "Wir wollen Kimi nicht verbrennen. Ein Formel-1-Einsatz in Imola käme zu früh." Das sieht auch sein Kollege Vowles so. Antonelli soll erst einmal die anstehenden Formel-2-Rennen absolvieren und Formel-1-Erfahrung sammeln.
Dazu testet der Meister der Formel 4 und der Formel Regional in Europa und dem Mittleren Osten schon regelmäßig ältere Mercedes-Modelle. Die ersten beiden Testtage spulte er in einem 2021er-Mercedes in Spielberg ab. Der zweite Test fand im W13 von 2022 in Imola statt. Damit machte Antonelli auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Groundeffect-Auto.
Mick Schumacher bekommt eine Chance, sich im Duell mit Antonelli zu beweisen.
Chance für Mick Schumacher
Für kommende Woche ist in Silverstone noch die dritte Testsitzung angesetzt. Ab sofort wird der Nachwuchsmann nur noch das 2022er-Auto fahren, um sich an die aktuelle Fahrzeuggeneration zu gewöhnen. Die interessante Note an diesem Test ist, dass er erstmals einen Vergleichsmaßstab vorfinden wird. Er teilt sich den Mercedes W13 mit Mick Schumacher.
Das wird auch für den WEC Alpine-Werkspilot eine interessante Begegnung. Schumacher hofft ebenfalls, seinen Fuß noch einmal in eine Formel-1-Tür zu bekommen. Wenn er bei dem internen Youngster-Duell gut abschneidet, könnte das zum Beispiel seine Chancen bei Alpine für 2025 verbessern.
Das Grand-Prix-Debüt von Antonelli muss noch warten. Mercedes will den Youngster nicht verheizen.
Bei Williams ist kein kurzfristiger Bedarf für Mick Schumacher. Der britische Rennstall wird an Sargeant bis zur Sommerpause festhalten. Bis dahin muss sich der Amerikaner beweisen. "Logan weiß, dass die Formel 1 eine Leistungsgesellschaft ist. Das heißt für ihn, dass er den Abstand zu Albon verkürzen muss, wenn er sein Cockpit behalten will", erklärt Vowles.
Sollte es doch noch zu einem Fahrertausch bei Williams kommen, dann dürfte das frühestens beim GP Italien in Monza passieren. Dann ist Antonelli auch 18 Jahre alt. Der Einsatz des Italieners hängt aber noch von einem weiteren Faktor ab. Williams will nicht das Trittbrett für Mercedes spielen. Antonelli ist für den Traditionsrennstall nur interessant, wenn er mindestens zwei Jahre bleibt. Bis September sollte das geklärt sein. Dann sollte Mercedes auch wissen, ob und wann Max Verstappen kommt.
