Aston Martin mit zwei Gesichtern
Warum ging es im Rennen rückwärts?

GP Bahrain 2024

Am Freitag sah Fernando Alonso noch aus wie ein Kandidat für das Podium. Im Rennen gab es die Ernüchterung. Der spanische Superstar hat eine einfache Erklärung für die Wende.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Bahrain 2024
Foto: Aston Martin

Nach den Testfahrten war Aston Martin eine unbekannte Größe. Die grünen Autos ließen sich schwer einschätzen. Es gab Licht und Schatten. "Am Ende der Saison 2023 waren wir das viert- oder fünftschnellste Team. Wir haben damit gerechnet, dass wir auf diesem Stand auch in die Saison starten", blieb Fernando Alonso auf dem Teppich.

Das schien nach der Qualifikation zum ersten Rennen eine Untertreibung. Alonso hatte den Aston Martin AMR24 mit nur 0,363 Sekunden Rückstand auf den 6. Startplatz gestellt. Zum dritten Platz fehlte weniger als eine Zehntelsekunde. Teamchef Mike Krack kommentierte: "Im letzten Jahr lagen wir sechseinhalb Zehntel hinter der Bestzeit, und wir haben gefeiert. Diesmal waren es dreieinhalb Zehntel, und es fühlte sich normal an."

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Fernando Alonso - GP Bahrain 2024
Aston Martin

Fernando Alonso hoffte auf ein spätes Safety-Car. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht.

Aus Verzweiflung späte Boxenstopps

Sein Chefpilot blieb skeptisch. Alonso erwartete ein einsames Rennen hinter Red Bull, Ferrari und Mercedes. Vielleicht würde McLaren in Reichweite liegen. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Auf Oscar Piastri fehlten dem Spanier 18,8 Sekunden. Auch wenn er seine Boxenstopps früher abgewickelt hätte, wäre er hinter den McLaren gelandet. Dann vielleicht mit nur fünf Sekunden Abstand.

Das lange Warten war eine Verzweiflungstat. "Wir hatten keine Chance mit den Jungs vor uns zu kämpfen. Also mussten wir etwas anderes tun. Wir haben auf ein Safety-Car oder ein Wunder gewartet. Als uns dann alle trotz eines Boxenstopps mehr überholt hatten, konnten auch wir reinkommen. Dann hätte uns auch ein Safety-Car nicht mehr geholfen", verrät der dienstälteste Pilot der Formel 1.

Man müsse jetzt studieren, warum Aston Martin in der Qualifikation so viel besser war als im Rennen. "Ich würde sagen, das Rennen entsprach den Erwartungen. Der Ausreißer war der gute Startplatz." Und Alonso wäre nicht Alonso, wenn er darauf nicht auch schon eine Antwort hätte: "Meine Runde im Q3 war außergewöhnlich." Übersetzt soll das seine fahrerische Exzellenz unterstreichen. Der alte Haudegen wusste sich schon immer gut in Szene zu setzen."

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Bahrain 2024
Aston Martin

Im Qualifying sah Alonso noch wie ein Kandidat für die vorderen Plätze aus.

Stroll mit dem längsten Stint

Im Rennen fehlte den Aston Martin einfach der Speed. Durchschnittlich verlor Alonso 1,31 Sekunden pro Runde auf den Sieger. An zu hoher Reifenabnutzung lag es nicht. Lance Stroll musste sich nach der unverschuldeten Kollision mit Nico Hülkenberg in der ersten Kurve vom vorletzten Platz durch das ganze Feld zurück in die Punkteränge kämpfen.

Teamchef Krack lobte Fahrer und Auto: "Lance fuhr ein tolles Rennen, und für uns war es die Bestätigung, dass unser Auto selbst bei ungünstigsten Umständen die Reifen schont. Lance hat mit 30 Runden den längsten Stint hingelegt." Der Luxemburger gab aber auch zu: "Unser Rückstand auf die Spitze und zu den Verfolgern war größer als erwartet. Wir müssen analysieren, ob wir für einen guten Startplatz zu viel Rennspeed geopfert haben. Beim Test war der Abstand noch geringer."

Alonso warnt vor einer Überreaktion: "Wir kennen unser neues Auto bis jetzt nur auf dieser Strecke in Bahrain. Jeddah ist ganz anders. Wenn ich die Situation heute mit letztem Jahr vergleiche, dann war die Reihenfolge in Bahrain ziemlich ähnlich. Ferrari wäre auch da schon Zweiter geworden, wenn Leclerc nicht stehengeblieben wäre. In Jeddah waren Mercedes und wir schneller als Ferrari. Vielleicht hilft uns das. So oder so: Red Bull wird weiter dominieren." Krack bestätigt: "Vor einem Jahr haben wir von den Schwächen unserer Gegner profitiert."

Lance Stroll - GP Bahrain 2024
Aston Martin

Nach 57 Runden rollten die Aston Martin am Ende der Top Ten über den Zielstrich.

Aggressiveres Entwicklungsprogramm

Der neue AMR24 hat nach den Worten von Alonso auch seine guten Seiten: "Das Auto ist stabiler in schnellen Kurven und hat auch mehr Topspeed. Dafür haben wir in den langsamen Kurven kleine Opfer gebracht. Jetzt müssen wir analysieren, was wir da machen können. Das Bild ist wegen der begrenzten Testfahrten und den windigen Bedingungen noch etwas unscharf. Unser Auto verfolgt ein anderes Konzept. Es wird ein paar Rennen dauern, bis sich alles aufklärt."

Schon beim zweiten Rennen des Jahres sollen laut Krack die ersten kleinen Upgrades kommen. Da hat sich Aston Martin ein ganz anderes Programm verordnet als im Vorjahr, wie Alonso erzählt: "Unsere Erwartungen waren sehr realistisch. Wir wussten, welchen Schritt wir über den Winter gemacht haben. Das Auto soll ein guter Startpunkt und fortlaufendem Fortschritt während der Saison sein."

2023 hatte Aston Martin fast das ganze Potenzial schon beim Saisonstart verfeuert und konnte dann nicht mehr nachlegen, als die Topteams das Tempo angezogen haben. "Diesmal haben wir gute Hoffnung, dass es im zweiten Teil der Saison besser laufen könnte. Es liegt jetzt an uns einen Schritt zu tun wie McLaren 2023", fordert Alonso.

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