Porsche 918 Sypder Ring-Rekordfahrt
Neue Fabelzeit am Nürburgring

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Der Porsche 918 Spyder hat den bestehenden Rekord auf der Nürburgring-Nordschleife für in Serie produzierte Sportwagen mit straßenzugelassener Bereifung pulverisiert: Werksfahrer Marc Lieb erzielte eine Rundenzeit von 6.57 Minuten – 14 Sekunden schneller als die bestehende Bestmarke. sport auto war beim Rekordversuch exklusiv dabei und hat die ersten Bilder.

Porsche 918 Spyder - Rekordfahrt Nordschleife Nürburgring 2013
Foto: Porsche

So hundertprozentig sicher war man sich bei Porsche dann doch nicht. Nach zahllosen Testfahrten auf der Nordschleife war zwar einwandfrei erwiesen: Der neue Supersportwagen 918 Spyder mit Hybridtechnik ist sauschnell – schneller als alles, was Porsche bisher für den Straßenbetrieb auf vier Räder gestellt hatte.

Und damit war auch klar: In kundiger Hand würde die bestehende Bestmarke von 7.11 Minuten locker unterboten werden. Doch es war nicht diese Frage, die den 918-Projektleiter Frank-Steffen Walliser umtrieb. Die Frage lautete: Knacken wir mit dem 918 die Schallmauer von sieben Minuten?

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Röhrl, Lieb und Kluck auf Rekordjagd

Die Simulationssoftware, mit der heute alle großen Hersteller arbeiten, um Rundenzeiten im Voraus zu kalkulieren konnte die Frage nicht eindeutig beantworten: Der Computer spuckte ein Zeit von fast exakt sieben Minuten aus. Damit blieb vor dem Rekordversuch ein Hauch Ungewissheit, und deshalb ging Frank-Steffen Walliser lieber auf Nummer sicher.

Er bestellte mit Walter Röhrl das berühmteste Aushängeschild der Marke Porsche zum Nürburgring, er holte mit Timo Kluck den bewährtesten Testpiloten aus dem Porsche-Fahrversuch und mit Marc Lieb einen der erfolgreichsten und schnellsten GT-Piloten aus dem Rennfahrerkader der Sportabteilung aus Weissach. Denn wenn es am Ende womöglich um eine Sekunde rauf oder runter geht, ist ein bisschen Wettbewerb ja sicher nicht verkehrt.

An zwei aufeinander folgenden Tagen (3./4.9.2013) hatte Porsche früh morgens und am späten Nachmittag vier exklusive Slots von jeweils einer Stunde auf der Nordschleife gebucht. Am Dienstagmorgen kamen Timo Kluck und Walter Röhrl zum Einsatz. Kluck war das Auto bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nie gefahren, musste sein Gehirn sozusagen erst allmählich an den Speed gewöhnen.

„Du hast vor jeder Kurve 30 km/h mehr drauf als in allen anderen Straßenautos, die ich je am Nürburgring gefahren bin“, erzählte Kluck. „Ich kam mir vor wie in einem Film vor, der im Schnellvorlauf abläuft.“ Trotzdem fährt Kluck auf Anhieb Rundenzeiten zwischen 7.06 und 7.09 Minuten.

Porsche 918 Rekord im Morgengrauen

Walter Röhrl, der den Porsche 918 Spyder von Testfahrten besser kennt, war mit 7.04 Minuten sogar noch einen Zacken schneller – an diesem Giganten des Rennsport scheint die Zeit wirklich völlig spurlos vorüberzugehen. „Aber die Rekordsause am Mittwoch überlasse ich den jungen Wilden“, so der 66-jährige Ex-Rallye-Weltmeister.

Am Dienstnachmittag hetzte auch Marc Lieb an den Nürburgring. Er war erst am Morgen aus dem Flieger aus Sao Paulo gekraxelt, immer noch mit leichtem Jetlag. Der Ludwigsburger hatte den 918 zuletzt im Juli auf der Nordschleife bewegt und musste sich ebenfalls erst einmal wieder einschießen.

„Ich komme aus dem GT-Sport, und diese Autos haben viel Abtrieb, aber vergleichsweise wenig Motorleistung. Beim Porsche 918 Spyder ist es genau anders herum: Mit 887 PS hat dieses Auto sehr viel Leistung – aber relativ wenig Abtrieb und obendrein keine Slick-Reifen, sondern Straßenreifen.“

Lieb fährt im zweiten Anlauf 6:57 Minute

Jedenfalls hatte das Porsche-Rekordteam bis Dienstagabend den bestehenden Rekord mit jeder einzelnen gefahrenen Runde unterboten – doch was fehlte, war die Zeit von unter sieben Minuten. „Morgen früh stehen die Chancen am besten“, orakelte Frank-Steffen Walliser, „dann ist die Luft kühler, das hilft dem Verbrennungsmotor und bringt sicher ein paar Sekunden.

Der Herr Ingenieur hatte sich nicht verrechnet. Um 6.30 Uhr startete das Vorauskommando, um die Strecke ein letztes Mal zu inspizieren, ab 07.00 Uhr hieß es: Feuer frei. Marc Lieb ging um 07.03 Uhr auf die Bahn – und kam mit einem Rekord zurück: 6.59 Minuten! Knapp, aber geschafft. “Abwarten, wir haben noch drei versuche„, so Walliser.

Timo Kluck schaffte mit dem Schwesterauto in der ersten fliegenden Runde 7.01 Minuten, danach tauschten die beiden Rekordfahrer die Fahrzeuge, denn nach den bisher gemachten Erfahrungen war das zweite Auto von Kluck mit dem internen Code SEP008 schneller. Und genau so war es auch: Lieb verbesserte die Zeit noch einmal um zwei Sekunden auf 6.57 Minuten!

Wird der Porsche 918 Nürburgring-Rekord geknackt?

Wie sich sowas im Auto anfühlt? “Ganz ehrlich: völlig unspektakulär„, gab Marc Lieb zu Protokoll. “Ich bin wirklich kein Risiko eingegangen, habe nur die Performance des Autos umgesetzt. Die Fahrbarkeit ist absolut phänomenal und wenn man sich die Rundenzeiten von Timo Kluck ansieht, dann ist ja klar, wie eng das alles beieinander liegt. Und der Grund dafür ist einfach die sehr gute Fahrbarkeit – trotz der gigantisch hohen Systemleistung von 887 PS, trotz des Gewichtes von über 1.600 Kilo und trotz des Umstandes, dass wir hier mit Straßenreifen gefahren sind.„

Projektleiter Frank-Steffen Walliser war ebenfalls hochzufrieden: “Eine perfekte Punktlandung, Kompliment an die Fahrer und das Technikerteam. Jetzt haben wir erstens bewiesen, dass der Hybridantrieb einen Sportwagen noch einmal schneller macht, das hatten viele ja nicht glauben wollen. und zweitens haben wir einen Meilenstein bei der Rundenzeitenentwicklung auf der Nordschleife gesetzt. Ich bin mal gespannt, was nun die Konkurrenz macht.„ Gemeint sind natürlich Ferrari und McLaren, die momentan ebenfalls Hybrid-Supersportwagen entwickeln. In diesem Sinne: Schöne Grüße nach Maranello.

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