Chevrolet Corvette Z06 GT3.R (2024)
Renn-Corvette für jedermann

In Le Mans und in der amerikanischen IMSA SportsCar Championship gehören die Werks-Corvettes seit vielen Jahren zu den Fanlieblingen. Ab 2024 können auch Kunden mit einer GT3-Version der High-Performance-Variante Z06 an den Start gehen.

Chevrolet Corvette Z06 GT3.R Kundensport-Rennwagen
Foto: General Motors

Egal ob Serie oder Rennsport: Für Corvette-Fans gibt es aktuell viele Gründe, um sich an der Gegenwart und an der nahen Zukunft zu erfreuen. Nachdem die Vorstellung der nachgeschärften C8-Version Z06 (siehe Video) für reichlich Aufregung gesorgt hatte, legte die Motorsport-Abteilung in der vergangenen und der frisch angebrochenen Saison nach: Wie im Jahr 2022 bestreitet Corvette Racing zusätzlich zur IMSA auch die gesamte Saison in der Sportwagen-Weltmeisterschaft (WEC) mit je einem Auto.

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Für das legendäre Werksteam ist es das bislang ambitionierteste Programm in der 25-jährigen Geschichte. So müssen die Amerikaner nicht nur die Logistik für zwei Meisterschaften stemmen, sondern auch zwei unterschiedliche Rennableger der C8.R betreuen. Während in der WEC, und damit auch in Le Mans, die GTE-Version weiter an den Start geht, wird in der IMSA eine leistungsbeschränkte Variante verwendet.

Erstes echtes Kundensportauto von Corvette Racing

In Amerika ersetzt nämlich bereits seit 2022 die GT3 unter dem Namen "GTD-Pro" die GTE als neue Top-GT-Klasse. In der WEC wird dieser Schritt erst 2024 erfolgen. Um Corvette den Umstieg von GTE auf GT3 zu erleichtern, erlaubte die IMSA zwei Übergangsjahre mit der C8.R. Der Dampfhammer mit seinem 5,5-Liter-V8-Mittelmotor wird dafür bei der PS-Zahl und beim Heckflügel kastriert. Außerdem muss das für die GT3 obligatorische ABS verbaut werden.

Corvette C8.R GTE Le Mans
Motorsport Images
Seit 2022 tritt Corvette Racing in der IMSA SportsCar Championship und in der Sportwagen-WM mit dem Highlight der 24 Stunden von Le Mans an.

Ab 2024 ersetzt dann eine echte GT3-Corvette mit Werks-DNA die C8.R und macht die Rennstrecken auf dem gesamten Planeten unsicher. Zwar feierten in Deutschland schon GT3-"Vetten" des Tuners Callaway einige Erfolge, doch die Z06 GT3.R wird diesmal gänzlich unter Aufsicht von GM entstehen. Im Rahmen des 24-Stunden-Rennens von Daytona im Januar 2023 zeigte sich die fertige Version des ersten echten von Corvette Racing aufgelegten Kundensport-Rennwagens der Öffentlichkeit.

Als Antrieb kommt wie gewohnt der drehzahlfreudige 5,5-Liter-DOHC-LT6-V8 mit flacher Kurbelwelle zum Zuge. Dieser befeuert aktuell auch die C8.R und half bei der Entwicklung des leicht abgeänderten Gegenstücks in der High-Performance-Variante Z06. Der finale GT3-Motor wird im Vergleich zur GTE-Version stärker auf Serienteilen basieren. Chevrolet zufolge stimmen die Triebwerke zu über 70 Prozent überein. Zu den Gleichteilen gehören beispielsweise die Kurbelwelle, Pleuelstangen, Zylinderköpfe, Einspritzdüsen, Spulen, Dichtungen und eine Vielzahl der Sensoren.

Geburt im Corvette-Werk Bowling Green

Jede Z06 GT3.R basiert auf jenem Aluminium-Chassis, das auch die Straßen-Z06 nutzt, und wird folgerichtig – genau wie jeder Motor – in deren Werk in Bowling Green im US-Bundesstaat Kentucky geboren. An diesem Punkt kommt der bisherige Dienstleister Pratt Miller (früher: Pratt & Miller) ins Spiel, der weiterhin mit Know-how und Fertigungskapazitäten unterstützen soll. Im ersten Schritt schweißt er einen Stahl-Überrollkäfig in das Aluminium-Chassis. Hinzu kommt eine seitliche Crash-Struktur zwischen dem Käfig und der Fahrertür, die über eine äußere Hülle aus Kohlefaser und Kevlar verfügt und mit einer Aluminiumwaben-Konstruktion gefüllt ist.

Die Doppelquerlenker-Aufhängung an beiden Achsen übernimmt die GT3.R ebenfalls konzeptionell von der Serien-Z06, wenn auch mit motorsportspezifischen Federn und Dämpfern. Hinter den 18-Zoll-Rädern in der C8.R-Spezifikation arbeitet eine Rennbremsanlage.

Größter optischer Unterschied sind freilich die Aerodynamik-Komponenten. Hier sticht der an zwei Schwanenhals-Stützen aufgehängte Heckflügel heraus. Unter der Frontschürze sitzt ein Carbon-Splitter, der die Luft in Richtung Unterboden kanalisiert, der diese wiederum mit weiteren aerodynamischen Vorrichtungen zum ebenfalls aus Kohlefaser bestehenden Heckdiffusor leitet. Zudem zeigen sich ringsum die Lufteinlässe vergrößert. Statt einer Heckscheibe gibt es eine Motorhaube, die über eingelassene Schlitze Warmluft auf dem Triebwerksabteil transportiert.

Corvette Z06 GT3.R schließt Kreis

Im Interview mit Sportscar365 erklärte Laura Wontrop Klauser, Programm-Managerin der Sportwagen-Motorsport-Projekte von GM, bezüglich der Entwicklungslinie von C8.R über Serien-Z06 hin zur Z06 GT3.R: "Wir haben das nicht so geplant, aber das schließt auf schöne Weise einen Kreis. Die Serien-Z06 wird der perfekte 'Organspender' für das GT3-Auto."

Chevrolet Corvette Z06 GT3.R Kundensport-Rennwagen
General Motors
Die Corvette Z06 GT3.R befindet sich aktuell in der Testphase und wird ab dem dritten Quartal 2023 ausgeliefert.

Selbiges befindet sich aktuell noch in der Testphase und soll ab dem dritten Quartal 2023 in mehreren Schritten ausgeliefert werden. Der Fokus liegt dabei zunächst auf den Motorsport-Märkten in Nordamerika (vier Autos für die IMSA) und Europa (zwei Chassis für die WEC). SRO-Serien wie die Intercontinental GT Challenge werden zudem evaluiert. Ihr Renndebüt soll die Kundensport-Corvette bei den nächstjährigen 24 Stunden von Daytona feiern. Bei passender Nachfrage und einem schnell wachsenden Kundenprogramm mit unterstützenden Ingenieuren und Infrastruktur (Lkw mit Ersatzteilen etc.) sind auch größere Chargen denkbar. Preise werden erst zu einem späteren Zeitpunkt genannt.

Da Chevrolet das Auto nach FIA-Vorgaben fertigt, sind Einsätze in allen Serien mit GT3-Autos möglich. Beispielsweise könnten Teams ab 2024 mit einer Corvette also bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring, im ADAC GT Masters und in der DTM antreten – Autos dafür gibt es im besten Fall aber erst ab 2025. V8-Freunde werden also weltweit noch reichlich (Vor)Freude an dem markanten Klang von Renn-Corvettes haben.

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Ja, alles wie bei der Konkurrenz kann nicht die Lösung sein.Nein, die Corvette ist ein Sportwagen, ihre Tradition ist bezahlbare Performance. Wie die zustande kommt, ist egal.

Fazit

Corvette Racing bringt mit der Z06 GT3.R den ersten echten Kundensport-Rennwagen seiner Geschichte auf den Markt. Das Auto soll zu großen Teilen mit der Straßenversion übereinstimmen und ab der Saison 2024 um Siege kämpfen.