VW ID. Golf 9, Modell-Zukunft
VW-Chef: „Verbrenner-Golf lohnt nicht mehr“

Volkswagen im Dilemma: Die Elektromodelle heißen ID, erfolgreiche SUV setzen den Golf unter Druck. Was wird also aus dem Klassiker? Wie wird der Nachfolger des Golf 8 heißen und wird es ihn noch als Verbrenner geben? VW-Markenvorstand Thomas Schäfer hat sich dazu gegenüber britischen Medien klar geäußert.

VW ID. Golf
Foto: Schulte

In einem Gespräch mit fünf britischen Journalisten sprach VW-Markenchef Thomas Schäfer dem Magazin "Car" zufolge während einer Veranstaltung der "Financial Times" über den weiter anhaltenden Trend zum SUV, den Golf und die Modellbezeichnung ID. Laut Schäfer halte der Trend zum SUV weiter an – T-Roc, T-Cross und Taigo seien sehr gefragt.

Auf die Frage, ob der Golf deshalb irrelevant werde und in 20 Jahren nicht mehr existiere, antwortete der VW-Markenvorstand, dass der Golf ein Phänomen sei. Ein zeitloses Auto, ideal für jedermann vom Studenten mit Mobilitätsbedürfnis bis zum CEO im GTI.

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Verbrenner-Golf lohnt sich nicht

Der Golf stehe für konstante Entwicklung, aber auch technischen Fortschritt, so Schäfer weiter. Zum Nachfolger des Golf 8, der gerade ein Facelift mit neuen Plug-in-Hybridantrieben und neuem Infotainment erhalten hat (siehe Fotoshow und Video nach dem ersten Absatz), machte der Markenvorstand eine klare Ansage: "Der nächste Golf wird elektrisch sein." Einen Zeitpunkt für den Modellwechsel vom Golf 8.5 zum Golf 9 nannte Schäfer nicht. Deutlicher wurde er beim Namen: "Wir nennen es nur dann Golf, wenn es ein Golf ist, von den Proportionen bis zur Leistung. Wir haben die erste Definition zusammengestellt, die ersten Entwurfskizzen mit den Proportionen und das verheißt Gutes."

Ein neuer Golf mit Verbrenner lohne schlicht nicht. Im Jahr 2023 haben alle Marken von Audi bis VW zusammen 851.000 Kompakte verkauft, davon 300.000 Golf. Allein vom Tiguan verkaufte VW im selben Jahr 633.147 Einheiten.

Wann kommt der Elektro-Golf?

Bereits während der L.A. Auto Show im Herbst 2022 hatte Schäfer erklärt: "Wir haben ikonische Markennamen wie Golf oder GTI. Es wäre verrückt, sie sterben zu lassen. Wir bleiben bei der ID-Logik, ikonische Modelle werden aber einen Namen tragen." Er verwies auf den ID. Buzz, der im Gegensatz zu den anderen ID-Modellen des Konzerns keine Nummer trägt.

Dabei machte der Markenchef deutlich, dass der ID. Golf keinen Ersatz für den ID.3 darstellt. Beide Modelle müsse man in Größe und Positionierung getrennt betrachten. "Der ID.3 war nie ein Golf-Nachfolger, er ist eher ein Golf Plus", sagte er. "Aber gerade beim Golf muss das zu den Genen passen. Einfach irgendein Fahrzeug so zu nennen, geht nicht. Den Fehler machen wir nicht", betonte der VW-Markenchef im Herbst 2023 gegenüber der Automobilwoche.

Einen elektrischen Golf werde es erst geben, "wenn auch wirklich Golf-Gene drin stecken – wie etwa ein flacheres Dach gegenüber dem ID.3." Das werde frühestens mit der neuen Fahrzeug-Plattform SSP ab 2028 möglich sein. Der erste Einsatz der SSP ist aber für das Modell mit dem Arbeitstitel Trinity geplant. Gut möglich, dass ein reiner Elektro-Golf erst Anfang der 30er-Jahre startet. Regulatorisch wäre für einen Verbrenner-Golf 2035 Schluss. Intern rechnet man wohl eher mit 2032 oder 2033.

Was wird aus dem ID.3?

Medienberichten von Ende November 2023, die mutmaßen, der ID.3 werde vom Golf ersetzt, widerspricht VW: "Entgegen anderslautenden Medienberichten wird Volkswagen den ID.3 nicht einstellen. Er ist nach seiner Modellpflege im Frühjahr ein echtes Erfolgsmodell und hat sich in den ersten neun Monaten des Jahres über 90.000-mal verkauft. Volkswagen wird den Golf und andere Ikonen der Marke in eine elektrische Zukunft überführen. Das wird spätestens mit dem Auslauf der Verbrenner in Europa Anfang der 2030er-Jahre so weit sein. Das bedeutet aber nicht, dass ein elektrischer Golf den ID.3 zwingend ersetzt."

Man beachte die Formulierung "nicht zwingend". Faktisch ist eine Einstellung des ID.3 nicht geplant. Dass die Modellbezeichnung irgendwann stirbt, schließt aber selbst VW nicht aus. Denn ID.3 und Golf besetzen derzeit das gleiche Segment, aber eben mit anderem Antrieb. Ein Zusammenwachsen der Modellreihen steht also spätestens an, wenn der Verbrenner-Golf ausläuft. Ein elektrischer Kompaktwagen könnte dann auch wieder Golf heißen, sogar ohne den Zusatz ID. Gleiches gilt für die anderen erfolgreichen VW-Baureihen – ob ID.Tiguan oder nur Tiguan ist Nebensache. Aber VW hat eben bei den elektrischen ID.-Modellen ziemlich konsequent Entsprechungen für die Verbrenner-Baureihen geschaffen.

Comeback des GTI

Ferner plant Schäfer ein Comeback des legendären "GTI"-Labels für ausgesuchte Modelle, diese müssen jedoch eine gewisse Historie mitbringen. Hier käme natürlich ein ID.Golf in Frage. Voraussetzung wäre, dass auch die Performance auf GTI-Niveau ist. Während der IAA Mobility hatte VW ein ID.GTI Concept vorgestellt, das 2026 in Serie gehen soll.

Die "GTX"-Bezeichnung, 2020 im ID.4 eingeführt, wird indes nicht entfallen, der ID.3 erhält künftig ebenso den Zusatz, wie der ID.7. Übrigens: Auch die sportliche "R"-Linie wird auf die E-Autos übertragen, ein "X" tragen die Allrad-Modelle.

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Für den Golf 8. Der wird auch in 9. Generation zukunftsfähig sein - als Plug-in-Hybrid.Für den ID.3. Den kann man auch in 5 Jahren noch ohne großen Wertverlust verkaufen.

Hinweis: In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen die Facelift-Version des aktuellen Golf.

Fazit

VW bleibt dem Golf treu und implementiert den wertvollen Namen in sein ID-Lineup. Der ID. Golf als ikonisches Modell braucht dann keine Nummer wie der ebenfalls kompakte ID.3 und steht damit in der Tradition des ID. Buzz.

In den Sternen steht, wie das Unternehmen dann mit den Baureihen "Polo" und "Passat" beispielsweise umgeht. So könnte der Logik folgend der kleine ID.1 als ID. Polo durchgehen oder die Kombi-Version des ID.7 als ID. Passat.