DS 7 Crossback BlueHDi 180 vs. Renault Koleos dCi 175 4WD
Zwei Mittelklasse-SUV aus Frankreich im Test

Der DS 7 Crossback ist das erste eigenständige Modell und zugleich das Flaggschiff der neuen Premium-Marke aus Frankreich. Was der SUV wirklich draufhat, klärt der Vergleich mit dem Renault Koleos.

DS 7 Crossback BlueHDi 180, Renault Koleos dCi 175 4WD, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Zur Einstimmung aufs Texten gehört es im Büro des Autors zur guten Tradition, im Monitor ein zum Test gehöriges Hintergrundbild einzuspielen. Die Motivsuche gestaltet sich mal leicht, mal mühsam – was meist nicht am Fotografen, sondern an den dargestellten Automobilen liegt. Im Falle dieser beiden auffallend expressiv geformten Mittelklasse-SUV standen vor allem Nachtaufnahmen zur Wahl, unter denen schließlich ein Bild ganz ähnlich dem Aufmacher links das Rennen machte. Denn dort präsentieren sich die beiden Franzosen als Lichtgestalten, die ein wenig Glanz in den Alltag zaubern.

Auf dem Bild nicht zu sehen, aber sehenswert: diehypnotische Begrüßungszeremonie des DS 7 Crossback, des neuen Stars der Marke DS. Öffnet man den Wagen aus der Ferne, erstrahlen an der Front links wie rechts je drei LED-Module in dunklem Rot, drehen sich um ihre eigene Achse und übernehmen erst dann ihre Aufgaben. Zusammen mit den „echten“ LED-Scheinwerfern leuchten sie um Kurven und passen ihre Leuchtkraft an Geschwindigkeit und Wetter an.

Oha, schon mal nicht schlecht. Und im Innenraum geht es weiter mit großen Monitoren, fein vernähtem, teils genarbtem Leder auf den Sitzen, Konsolen und Auflagen sowie lasergravierten Chromeinsätzen in der Mittelkonsole. Auffällig: zahlreiche wie das DS-Logo rautenartig geformte Elemente, zum Teil im Leder eingebettet, in den digitalen Anzeigen oder in Kippschaltern. Findet und drückt man schließlich den in der Mittelkonsole versteckten rot pulsierenden Startknopf, dreht sich sogar eine analoge Uhr aus ihrem Versteck.

Handwerklich gut gemacht

Mit solchen Finessen und viel Liebe zum Detail wollen sich die Franzosen im Kreis der internationalen Premium-Marken etablieren. Dafür kostet der DS auch einiges mehr als sein Landsmann, obwohl die Preise der Testwagen zunächst eine andere Sprache sprechen. So tritt der Renault Koleos hier als Topmodell Initiale Paris an, das sich unter anderem mit Chrom und netten Dekorleisten schmückt.

Im direkten Vergleich wirken seine konventionell platzierten und geformten Tasten und der bekannte Hochkant-Touchscreen etwas banal, aber keinesfalls billig. Die Insassen dürfen sogar auf bequemen Nappaledersitzen Platz nehmen, die hinten wie vorn mehr Seitenhalt bieten als die flauschig weichen Ledersessel im Crossback.

Zugleich erleichtert das weniger verspielte Renault-Interieur die ebenfalls nicht intuitive Bedienung, während der DS mit all seinen kühlen Tasten sowie den 20-Zoll-Monitoren hinter dem Lenkrad und in der Mittelkonsole nach einem lernwilligen Piloten verlangt.

Doch spätestens wenn die Fondpassagiere die Tasten für die elektrische Lehnenverstellung in den Türen entdecken und sich in die Ledersitze kuscheln, verzeiht man dem geräumig geschnittenen DS seinen Eigensinn. Der Laderaum dahinter fasst 555 bis 1.750 Liter. Das klingt üppig, doch die sich früh senkende Dachlinie schränkt den Transport von sperrigen Gütern deutlich ein.

Da hat der Koleos schon mehr zu bieten. Im Fond mangelt es zwar etwas an Kopffreiheit, und sein Kofferraum fasst rund 50 Liter weniger, ist aber zehn Zentimeter länger, kantiger geformt und deshalb besser nutzbar. Zudem darf er bedeutend mehr zuladen (491 zu 387 kg). Allerdings fehlt eine Durchladeöffnung in der Fondbank, und anders als im Crossback kann man die Gepäckabdeckung nicht unter dem Ladeboden verstecken, der wiederum beim Hochschwenken gewaltig an den Radhausverkleidungen schubbert.

So viel zum Innenleben der beiden Franzosen, jetzt nehmen wir endlich die Straße unter die Räder. Beim DS 7 handelt es sich um den 177 PS starken BlueHDi 180, der als einziger seiner Klasse ein aktives Fahrwerk vorweisen kann. Dazu gehört auch eine Kamera, die im Geschwindigkeitsbereich zwischen 15 und 130 km/h die Strecke scannt, ständig weitere Fahrzeugdaten auswertet und jeden Dämpfer in Echtzeit auf die Fahrbahnbeschaffenheit vorbereitet.

Das Resultat ist ein über kurze wie lange Wellen sanft wogender SUV, der einen recht ausgewogenen Fahrkomfort vermittelt. Ein gelegentliches Stolpern über Straßenschäden kann die teils aufpreispflichtige Active Scan Suspension (1.000 Euro) aber nicht ganz verhindern. Ein Sportmodus lässt sich per Tastendruck aktivieren, bringt aber wenig. So oder so taugt der 1,6 Meter hohe SUV nicht zum Kurventänzer, und weder die zu leichtgängige, etwas unpräzise Lenkung noch die kräftige Seitenneigung sind da wirklich hilfreich.

Alles – nur kein Sportler

Und der Renault? Da leidet das Handling schon unter dem gewaltigen Wendekreis (12,3/12,5 Meter), und seiner indirekten Lenkung mangelt es noch mehr an Feedback. Ansonsten ist er dem Rivalen trotz Stahlfahrwerk ähnlich. Soft abgestimmt rumpelt der Franzose im innerstädtischen Bereich laut und deutlich über Gullideckel und gibt auf der Autobahn seine Abneigung gegen Querfugen klar zu erkennen, bleibt ein sanftmütiger, aber träger Cruiser.

Leider machen deutliche Wind- und Motorgeräusche den insgesamt ordentlichen Reisekomfort zum Teil wieder zunichte. Womit wir zum größten Manko des Renault kommen: seinem gleichfalls 177 PS starken Zweiliter-Diesel. Gekoppelt an ein stufenloses CVT-Getriebe (1.900 Euro Aufpreis), das sich erfreulich wenig als solches zu erkennen gibt, ist er akustisch immer präsent und bringt den schweren Koleos verhalten in Schwung. Vor allem bei Geschwindigkeiten über 130 km/h lässt die Schubkraft deutlich nach.

Zudem muss er derzeit noch ohne SCR-Kat auskommen und erfüllt nur die Euro-6b-Norm. Der vergleichsweise hohe Testverbrauch von 8,7 l/ 100 km ist jedoch zum Teil dem in dieser Motorvariante obligatorischen variablen Allradantrieb geschuldet, der bis 40 km/h die Kraft auch im festen Verhältnis von 50 : 50 verteilen kann. Bis zum Start des Plug-in-Hybrids im nächsten Jahr ist der DS 7 hingegen nur als Fronttriebler zu haben und muss auf das Plus an Traktion und Fahrstabilität verzichten.

Nicht aber auf den kräftigeren Selbstzünder mit 400 statt 380 Nm Drehmoment, der in Verbindung mit der serienmäßigen Achtgangautomatik für lebhaften, bisweilen jedoch etwas hektischen Vortrieb sorgt. Dabei begnügt sich der Zweiliter-Diesel im Testmittel mit 1,6 Liter weniger Sprit auf 100 Kilometern, und ein SCR-Kat sorgt für vorbildliche NOx-Emissionen, die im realen Fahrbetrieb nach unseren Messungen weit unter den Grenzwerten der Euro-6d-Temp-Norm liegen.

DS 7 Crossback BlueHDi 180, Renault Koleos dCi 175 4WD, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Der DS ist ein Luxusliner mit vielen technischen Finessen, der Renault harmlos, aber teuer.

Der Luxus kostet

Ähnlich zeitgemäß ist das vielfältige Angebot an Fahrerassistenzsystemen, das weit über einen Adaptivtempomat (ACC) mit Stop-and-go-Regelung und den aktiven Totwinkelwarner hinausgeht.So erkennt beispielsweise eine Infrarotkamera im Kühlergrill bis auf 100 Meter Fußgänger sowie Tiere und schickt scharfe Bilder ins Cockpit, und der Müdigkeitswarner achtet nicht nur auf die Fahrspur, sondern auch auf Lidschlag, Kopfbewegung und Blickrichtung des Fahrers. Der Renault ist hingegen nicht einmal mit ACC zu haben.Bleibt abschließend der Blick auf die Kosten, wo der DS 7 der von Audi und BMW vorgegebenen Premium-Schiene folgt und kräftig abkassiert. Der Einstiegspreis von knapp 40.000 Euro für den BlueHDi 180 ist nur die halbe Wahrheit, denn das feine Interieur des umfangreichen Inspirati- on-Pakets Opera schlägt allein mit 7.150 Euro, das Nachtsichtsystem mit weiteren 1.700 und das LED-Ornat mit 1.200 Euro zu Buche. Zusammen mit den sinnvollen Fahrerassistenten kommen da schnell mehr als 50.000 Euro zusammen.

Der Koleos hat hingegen als Initiale Paris für 44.500 Euro schon fast alles serienmäßig an Bord, nur Nettigkeiten wie Lenkradheizung oder Panoramadach kosten extra. Doch auch die fünfjährige Garantie beschert ihm nur einen kleinen Vorsprung in diesem Kapitel, und in allen anderen Disziplinen liegt der DS 7 Crossback klar vorne.

Ein respektabler Einstand für die neue Marke, die im Blick zu behalten sich lohnt. Das Bild auf dem PC muss allerdings wieder weichen, ein neuer Test steht an.

Fazit

1. DS 7 Crossback BlueHDi 180 So Chic
399 von 1000 Punkte

Dem Anspruch der Marke wird der DS 7 Crossback erstaunlich gut gerecht. Zudem ist der SUV sparsam und angemessen komfortabel.

2. Renault Koleos dCi 175 4WD
367 von 1000 Punkte

Der nicht so feine Koleos bietet viel Luxus für weniger Geld und serienmäßig Allradantrieb, doch speziell der durstige Diesel wirft ihn zurück.

Technische Daten
DS 7 Crossback BlueHDI 180 So ChicRenault Koleos dCi 175 4WD Initiale Paris
Grundpreis42.053 €44.500 €
Außenmaße4573 x 1906 x 1625 mm4672 x 1843 x 1673 mm
Kofferraumvolumen555 bis 1752 l498 bis 1706 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung130 kW / 177 PS bei 3750 U/min130 kW / 177 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit218 km/h201 km/h
0-100 km/h9,6 s10,0 s
Verbrauch4,4 l/100 km5,9 l/100 km
Testverbrauch7,1 l/100 km8,7 l/100 km