Frankreich subventioniert heimische E-Autos
Doppelmoral im Elektroauto-Poker?

Die französische Regierung fördert heimische Elektroautos. Ziel den Milliarden-Deals ist eine Vervierfachung der Absatzzahlen.

Frankreich Elektroautos Zulassung Subvention Förderung Collage
Foto: Hersteller / Patrick Lang

Es ist nicht lange her, da forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beim Staatsbesuch in China faire Marktbedingungen und damit das Unterlassen von Verzerrungen durch die überproportionale staatliche Förderung heimischer Produkte. Konkret ging es dabei um Elektroautos aus Fernost, die dank saftiger Finanzspritzen des Jinping-Kabinetts zu Kampfpreisen den europäischen Markt zu fluten drohen.

Eine Ebene darüber prüft die EU derweil die Einführung von Strafzöllen für chinesische Stromer, die bei Import fällig werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlägt bekannte Töne an: "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt. Das ist nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt."

Der große E-Ratgeber

Produktion, Kauf und Leasing unterstützen

Aus der Traum vom erschwinglichen Elektroauto für europäische Kunden? Nicht in Frankreich. Denn dort schieben Regierung, Industrie und Gewerkschaften aktuell einen milliardenschweren Produktionspakt an, der ausschließlich heimischen E-Autos zugutekommen soll. Das Volumen beläuft sich laut Informationsdienst Reuters auf 1,5 Milliarden Euro. Ziel des Deals: eine Vervierfachung der Absatzzahlen im Pkw-Bereich auf 800.000 Einheiten pro Jahr bis 2027. Bei den leichten Nutzfahrzeugen streben die Landesnachbarn eine Erhöhung auf 100.000 Fahrzeuge per annum an. Dafür will der Staat über verschiedene Programme bei Produktion, Kauf und Leasing kräftig unterstützen.

Bestandteil der sogenannten "Sektor-Strategievereinbarung" sei Agenturberichten zufolge auch die Ladeinfrastruktur, die auf 400.000 Ladepunkte insgesamt – darunter 25.000 Schnellladestationen – aufgestockt werden soll. Das Portal Electrive zitiert den französischen Wirtschaftsminister Bruno LeMarie wie folgt: "Die Entscheidung, die wir treffen müssen, ist die, ob wir ein Land der (Auto-)Produzenten oder ein Land der Konsumenten sein wollen. Wir haben uns dafür entschieden, ein großes Land zu sein, das Elektrofahrzeuge herstellt." So wolle man eine Unabhängigkeit der französischen Elektroautoindustrie von ausländischen Exporteuren gewährleisten.

(K)eine Chance für China

Bereits zuvor hatte die Regierung in Frankreich laufende Subventionen für E-Autos an Emissionswerte einzelner Produktionsschritte, Fahrzeuggewicht, Herkunft von Materialien und Ökobilanzen von Montage und Transport gekoppelt. De facto unerfüllbar für chinesische Fahrzeuge. Bis jetzt zumindest, denn bei einem Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping Anfang Mai 2024 erklärte LeMarie, die chinesische Automobilindustrie sei in Frankreich "sehr willkommen", wie der Branchendienst Market Screener vermeldet. Hintergrund ist ein geplantes BYD-Werk für Europa, für das sich neben Deutschland auch Spanien und Frankreich als Standort beworben hatten. Vom nun beschlossenen Subventions-Paket dürften die Modelle wohl trotzdem nicht profitieren.

Die Top 50 der erfolgreichsten Autos auf dem französischen Markt (Stand 2023) können Sie derweil unserer Fotoshow oben im Artikel entnehmen.

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Auf jeden Fall - das stärkt den Absatz nachhaltig.Auf keinen Fall - wer einen Stromer will, soll ihn auch selbst bezahlen.

Fazit

Es liegt eine gewisse Doppelzüngigkeit im Umgang mit Subventionen für die Elektromobilität. Schießt die chinesische Regierung Geld in heimische Produktionen, verzerrt das den Markt. Gleichzeitig arbeitet EU-Mitglied Frankreich zusammen mit der Industrie im eigenen Land an einer strikt reglementierten Unterstützung, die ausschließlich französischen E-Autos zugutekommt. Die EU wiederum denkt über Strafzölle auf staatlich subventionierte Fahrzeuge aus China nach. Den Elektroautos insgesamt tut dieses Hin und Her einen Bärendienst. Der Glaubwürdigkeit staatlicher Organe übrigens auch.