Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) 2021
Mehr als 90.000 mussten zum „Idiotentest“

Die Anzahl der Personen, die sich einer medizinisch-psychologischen Untersuchung im Jahr 2021 unterziehen mussten, ist um 8,1 Prozent gestiegen. Insgesamt 90.863 mussten im vergangenen Jahr zur "MPU" – im Volksmund auch "Idiotentest" genannt.

asv 2014, MPU, Führerschein, Test
Foto: TÜV-Süd

Der häufigste Grund für die Anordnung zur MPU sind nach der Statistik der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) Alkoholfahrten im Straßenverkehr – alleine 36 Prozent aller MPU-Anlässe drehen sich um dieses Thema. Dabei sind 25 Prozent der Personen erstmals mit Alkohol auffällig geworden, acht Prozent sind Wiederholungstäter und bei drei Prozent war Alkohol in Verbindung mit straf- und verkehrsrechtlichen Delikten im Spiel. Aber: Die Zahl der Begutachtungen wegen wiederholter Alkoholauffälligkeit in Verbindung mit allgemeinen Verkehrs- oder strafrechtlichen Auffälligkeiten stieg gegenüber 2020 um 3,4 Prozent. Begutachtungen bei erstmaliger Alkoholauffälligkeit gab es gut 3,1 Prozent, wegen wiederholter Alkoholauffälligkeit knapp 2,0 Prozent mehr.

Unsere Highlights
MPU Untersuchungsanlässe 2021
BASt
Alkoholdelikte stellen mit 36 Prozent die meisten Anlässe für die Anordnung einer MPU.

Angestiegen sind nach der Auswertung der BASt auch die Untersuchungen wegen Verstößen in Zusammenhang mit Betäubungsmitteln. Hier beträgt der Anstieg 13,7 Prozent. Von den 90.863 begutachteten Personen waren 57,4 Prozent "geeignet", 38,2 Prozent ungeeignet, und 4,4 Prozent wurden als "nachschulungsfähig" eingestuft.

Mit den MPU-Gutachten haben die Straßenverkehrsbehörden eine Grundlage für die Entscheidung, ob eine Person die Fahrerlaubnis zugesprochen bekommt oder nicht. Wird sie nicht zugesprochen, kann diese Person den Führerschein in einem festgesetzten Zeitrahmen erneut beantragen. Je nach Anlass kann die MPU auch eine Nachschulung empfehlen. Hier kann der Fahrer dann über entsprechende Kurse die Fahreignung wiedererlangen.

MPU-Begutachtungen 2018 bis 2021

Anlässe

2018

2019

2020

2021

2020 / 2021

körperliche und geistige Mängel

277

302

318

381

19,8 %

neurologisch-psychiatrische Mängel

79

102

80

61

-23,8 %

Auffälligkeit bei der Fahrerlaubnisprüfung

146

151

153

120

-21,6 %

Verkehrsauffälligkeiten

13.492

13.639

13.050

14.624

12,1 %

Sonstige strafrechtliche Auffälligkeiten

2.684

2.824

2.971

3.246

9,3 %

Alkohol erstmalig *

23.005

21.879

21.923

22.594

3,1 %

Alkohol wiederholt *

9.852

8.823

7.456

7.607

2,0 %

Betäubungsmittel- u. Medikamentenauffällige **

21.028

23.246

24.193

27.513

13,7 %

Alkohol + allg. verkehrs-/ strafrechtlich auffällig *

3.948

3.430

2.920

2.920

3,4 %

Alkohol + BtM / Medikamente **

1.709

1.525

1.476

1.744

18,2 %

Allg. verkehrs- + sonst. strafrechtlich auffällig

2.105

1.923

1.626

1.801

10,8 %

Betäubungsmittel / Medikamente + allg. verkehrsauffällig **

2.174

1.993

1.897

2.103

10,9 %

Sonstige Mehrfachfragestellungen

1.690

1.578

1.546

1.829

18,3 %

FeV §§ 10 u. 11 Mindestalter

4.276

4.155

3.847

3.848

0,0 %

FahrlG §§ 3 u. 33 Fahrlehrer

96

48

48

64

33,0 %

Sonstige Anlässe

527

559

513

310

-39,6 %

Gesamtsumme

87.088

86.177

84.017

90.863

8,1 %

* Alkohol-Fragestellungen gesamt

36.805

34.132

32.299

33.219

2,8 %

** BtM-Fragestellungen gesamt

24.911

26.764

27.566

31.360

13,8 %

Inhalte der MPU

Doch bei der MPU muss der Betroffene selbst auch einiges auf sich nehmen. Zum einen kostet ihn die Begutachtung bis zu 1.500 Euro, zum anderen muss er Disziplin beweisen. Findet die MPU etwa wegen eines Alkohol- oder Drogendelikts statt, ist am Anfang medizinisch die Abstinenz nachzuweisen. Ferner ist ein Leistungstest nötig, der das Reaktionsvermögen überprüft. Dann folgt der psychologische Teil, der nicht einfach ist.

Ohne gute Vorbereitung ist die MPU nur schwer zu bestehen. Experten raten daher zu Vorbereitungskursen. Am Markt gibt es ein großes Angebot – aber mit qualitativen Unterschieden. Damit man nicht den falschen Kurs besucht und Geld verschenkt (bis zu 600 Euro), ist guter Rat gefragt. Hier hilft die Bundesanstalt für Straßenwesen (bast.de/mpu) mit vielen Infos weiter. Betroffene erfahren einiges über die MPU: Was man machen muss, was zur Vorbereitung notwendig ist oder wie man die richtige Beratung findet. Kurzum: Hier werden alle Fragen beantwortet.

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Fazit

Mehr als 90.000 Personen mussten 2021 zur MPU – ein Plus von 8,1, Prozent. Die 14 aktiven, amtlich anerkannten Träger von Begutachtungsstellen für Fahreignung (BfF) waren mit 36 Prozent am häufigsten mit Alkohol-Fragestellungen befasst. Es folgten Gutachten zu Fragestellungen betreffend "Drogen und Medikamente" mit 35 Prozent und zu "Verkehrsauffälligkeiten ohne Alkohol" mit 18 Prozent.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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