Niederlande erhöht Bußgelder massiv
Staat braucht Geld - Deutsche sind Knöllchen-Meister

Bußgelder für Tempoverstöße oder Falschparken steigen in den Niederlanden um 10 Prozent. Der Grund: Der Staat braucht Geld. Besonders deutsche Autofahrer sind gefährdet.

Niderlande Autobahn Grenze
Foto: ollo via Getty Images

Der Anstieg der Bußgelder ist zum einen auf eine Inflationsbereinigung (5,7 Prozent) zurückzuführen, zum anderen sollen die weiteren 4,3 Prozent dazu beitragen, die Finanzlücken im niederländischen Staatshaushalt zu stopfen. Das niederländische Innenministerium sieht aktuell die Sicherheitsaufgaben von Justiz und Polizei durch das Defizit in Gefahr. Entsprechend hat sich die Regierung zu der Erhöhung trotz vieler Kritik durchgerungen. Zuletzt hatte unser Nachbar die "Preise" im März 2023 erhöht.

Rücksicht hat Vorfahrt
Bußgelder für Tempo-Verstöße Niederlande (Stand März 2024)

Zu schnell um

Innerorts

Außerorts

Autobahn

4 km/h

35 € (32 €)

31 € (28 €)

26 € (24 €)

5 km/h

43 € (39 €)

39 € (36 €)

32 € (29 €)

10 km/h

90 € (82 €)

84 € (77 €)

79 € (72 €)

20 km/h

240 € (219 €)

230 € (209 €)

216 (196 €)

30 km/h

421 € (383 €)

401 (364 €)

368 € (334 €)

Werte in Klammern

aus dem Zeitraum März 2023 bis März 2024

Nach einer aktuellen Auswertung des Centraal Justitieel Incassobureau (CJIB), Inkassobüro des Ministeriums für Justiz und Sicherheit in den Niederlanden, müssen besonders Autofahrer aus Deutschland in dem Nachbarland vorsichtiger unterwegs sein. Denn mit Abstand führen Deutsche die Bußgeldstatistik an. 319.516 (2022: 312.848) Deutsche fassten im vergangenen Jahr ein niederländisches Ticket aus. Auch sportlich: Auf Platz zwei liegen belgische Piloten mit 227.726 (2022: 234.055) amtlichen Anerkennungsschreiben. Platz 3 sichert sich Polen mit 99.012 (93.088) niederländischen Bußgeldbescheiden. Im Jahr 2023 wurden 872.368 Bußgelder an Fahrer eines Fahrzeugs mit ausländischer Zulassung ausgeteilt, etwas weniger als 2022 mit 874.539 Tickets. Die meisten Verstöße wurden wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert.

Tempoverstöße leicht rückläufig

Insgesamt wurden vergangenes Jahr 8.463.917 (2022: 8.153.043) Bußgelder wegen Verkehrsverstößen in den Niederlanden verhängt, angesichts der rund 17,5 Millionen Einwohner eine stramme Quote.

Die meisten Bußgelder wurden für Geschwindigkeitsüberschreitungen, falsches Parken oder das Überfahren einer roten Ampel verhängt. Den größten Anstieg gab es jedoch in der so genannten sonstigen Kategorie (von 974.108 auf 1.210.416). Hier fuhren beispielsweise deutlich mehr Menschen in ein Gebiet, in dem sie nicht fahren durften (autofreie Innenstädte, Umweltzonen: rund 130.000 Verstöße mehr). Auch die Zahl der Bußgelder für das Nichttragen eines Helms stieg um fast 50.000.

Falschparker-Bußgelder Niederlande (Stand März 2024)

Park-Verstöße

Bußgeld

Im Park- oder Halteverbot

120 € (110€)

Auf gekennzeichnetem Parkplatz
ohne Parkscheibe

120 € (110 €)

Ohne gültigen Parkschein

120 € (110 €)

Parken auf Behindertenparkplatz

190 € (440 €)

Werte in Klammern

aus dem Zeitraum März 2023 bis März 2024

Insgesamt wurden in den Niederlanden 6.546.450 Geschwindigkeitsübertretungen geahndet. Das sind nur geringfügig mehr als im Jahr 2022: 6.512.086. Innerhalb dieser Gesamtzahl ist die Zahl der Verstöße bei einer Abschnittskontrolle das zweite Jahr in Folge gesunken: von 2.026.939 auf 1.864.402. Der Rückgang ist vor allem auf den so genannten N-Straßen, den Provinzstraßen, zu beobachten. Außerdem war 2023 das erste volle Jahr, in dem die flexiblen Blitzer in Betrieb waren. Diese werden vorübergehend an gefährlichen Orten auf Weisung der Polizei oder einer Straßenbehörde eingesetzt.

Blink-Muffel zahlen 120 Euro

Neben Park- und Tempoverstößen gelten in den Niederlanden auch deftige Strafen für weitere Vergehen. Das Überfahren einer roten Ampel kostet 300 Euro, wer Kindern im Auto nicht anschnallt, ist mit 270 Euro dabei und Fußgänger an Zebrastreifen zu ignorieren kostet statte 450 Euro. Zuzüglich zu den Bußgeldern rechnet der niederländische Staat noch neu Euro pauschal als "Administrationskosten" dazu. Wer nicht rechtzeitig zahlt, erhält darüber hinaus eine Mahngebühr von 50 Prozent des Bußgelds, ab der zweiten Mahnung sind es 100 Prozent Aufschlag.

Beispiele für weitere Kostenfallen:

  • Rechts überholen auf der Autobahn: 300 €
  • Nicht angeschnallt fahren: 180 €
  • Minderjährige ohne Gurt: 270 €
  • Überfahren einer roten Ampel: 300 €
  • Keine Vorfahrt gewähren bei rechts vor links: 300 €
  • Abbiegen ohne zu blinken: 120 €
  • Nicht für Fußgänger am Zebrastreifen halten: 450 €
  • Mobiltelefon am Steuer: 420 €
  • Fahren mit mehr als 0,5 Promille Alkohol: 300 € (ab 0,8 Promille höher)
  • Wild campen 150 €

Außerdem gibt es noch Bußgelder für verschiedenen Delikte, die außerhalb des Verkehrs gelten. Wer zum Beispiel beim Spaziergang mit dem Hund keine Kottüte dabei hat, zahlt 100 Euro. Wildpinkeln kostet 150 Euro, nackt außerhalb einer FKK-Zone ist mit 100 Euro belegt.

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Fazit

Die Niederlande erhöhen Bußgelder, um Finanzlücken zu schließen und Sicherheitsaufgaben zu gewährleisten. Deutsche Autofahrer führen die Bußgeldstatistik an. Die meisten Verstöße betreffen Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verkehrsverstöße. Die Bußgelder für das Nichttragen eines Helms und das Befahren von autofreien Zonen sind gestiegen.