Porsche 908/02 "Flunder" bei Bonhams-Auktion
Porsche-Legende sucht neues Zuhause

Inhalt von

Vic Elford, Richard Attwood, Jo Siffert, Steve McQueen dazu noch Monza, Daytona, Le Mans, Nürburgring, Brands Hatch - die Geschichte dieses Porsche 908 ist einmalig - jetzt kommt er unter den Hammer.

Porsche 908/02 the "Flunder" - Chassis no. 908.02-05
Foto: Bonhams

Le Mans, Targa Florio, Nürburgring: Auf den größten Rennstrecken ist der Porsche 908/02 „Flunder“ eingesetzt worden und gehört danach den bekanntesten Autosammlern der Welt. Jetzt sucht Bonhams für die Rarität einen neuen Besitzer. Am 30. November 2014 kommt der Wagen in London unter den Hammer.

Bis Ende August ist der Porsche 908/02 "Flunder" mit Langheck-Karosserie noch im Porsche Museum zu bewundern: Er gehört zu den 20 Rennwagen der Sonderausstellung „24 Stunden für die Ewigkeit“ zum traditionsreichen Langstreckenrennen von Le Mans, wo Porsche seit 1997 erstmals wieder werksseitig mit einem Le Mans-Prototypen antritt, die Formel 1 der Sportwagen. Der Sport-Prototyp mit dem Spitznamen „Flunder“ wegen der besonders flachen Karosserieform gehört einem Rennwagen-Sammler, der dem Werksmuseum in Zuffenhausen die Rarität für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.

Unsere Highlights

Die internationale Porsche-Sammlerszene befindet sich in Aufregung, denn innerhalb von nur 3 Tagen kommen gleich zwei einmalige Rennwagen aus Zuffenhausen unter den Hammer. Neben dem Porsche 908/02-005, der von Bonhams angeboten wird, versteigert Coys am 2. Dezember - ebenfalls in London - einen Porsche 904/6 mit ebenfalls bemerkenswerter Rennhistorie. Mehr zu dieser Auktion gibt es hier zu lesen.

Gesamtsieg in Daytona 1968 und dritter Platz in Le Mans 1970

Denn der Renner aus der Saison 1970 sorgt beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans für das perfekte Porsche-Resultat: Die Marke verbucht durch den Erfolg von Richard Attwood und Hans Herrmann im rot-weißen 917K von Porsche Salzburg nicht nur den ersten Gesamtsieg beim berühmtesten Langstreckenrennen der Welt, sondern die Marke feiert einen Dreifachsieg vor den beiden schnellsten Ferrari. Dabei kommt die Langheck-Flunder auf den dritten Platz. Am Steuer setzen die beiden Österreicher Rudi Lins und Dr. Helmut Marko, Le Mans-Sieger von 1971 und der heutige Motorsportchef von Red Bull.

Der jetzt von Bonhams angebotene Porsche 908/02 "Flunder" stammt wahrscheinlich aus der gleichen Sammlung wie der 907 Langheck aus dem Baujahr 1968, der im März für 3,6 Millionen US-Dollar versteigert wurde. Mit diesem Porsche-Rennwagen (Chassis 907-005) gewannen die Werksfahrer Vic Elford, Jochen Neerpasch, Rolf Stommelen, Jo Siffert und Hans Herrmann das 24-Stunden-Rennen von Daytona 1968 vor zwei weiteren Porsche 907.

Estimate bis zu 2,5 Millionen Euro

Wie viel jetzt der Porsche 908.02 Spyder "Flunder" mit Langheck beim englischen Auktionshaus einbringt, wird in Sammlerkreisen mit Spannung erwartet. Bonhams rechnet mit einem Estimate von 1 bis 2 Millionen britischen Pfund (umgerechnet etwa 1,25 bis 2,5 Millionen Euro).

Zur Geschichte des Porsche 908.02 mit der Chassis-Endnummer 05 gibt der Ausstellungskatalog erstmals ausführlich Auskunft: Erstmals wurde der Porsche noch mit der herkömmlichen Spyder-Karosserie beim 12-Stunden-Rennen von Sebring 1969 eingesetzt. Bei diesem Langstreckenklassiker in Florida fuhren Vic Elford und Richard Attwood den siebten Platz heraus.

Nach einem Einsatz als Trainingsauto für die Targa Florio soll der zweisitzige Rennwagen für den Großen Preis von Österreich, das 1.000-Kilometer-Rennen zum Finale der Marken-Weltmeisterschaft auf dem Österreichring, an Hans-Dieter Dechent ausgeliehen worden sein. Dechent teilte sich den Einsatz mit Gerhard Koch, und übernahm den Porsche 908/02 "Flunder" für die Saison 1970 in sein Martini International Racing Team.

Monza und Nürburgring-Einsätze

Der Rennwagen mit der Chassisnummer 908.02-05 kam ab dem zweiten Weltmeisterschaftslauf in Sebring bei allen WM-Läufen der Saison 1970 zum Einsatz, ab dem 1000-Kilometer-Rennen von Monza mit der Fahrerpaarung Rudi Lins und Gerard Larrousse. Auf dem Nürburgring erkämpften Lins und Larrousse mit dem Porsche-Jahreswagen den sechsten Platz.

Für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilte sich Gerard Larrousse aber einen Porsche 917 mit Langheck-Karosserie mit dem deutschen Werksfahrer Willi Kauhsen. Dadurch bekam Dr. Helmut Marko den Platz des Flunder-Spyder aus dem Martini International Racing Teams neben seinem Landsmann Rudi Lins: Die Österreicher lagen lange auf dem zweiten Platz hinter den späteren Gesamtsiegern Attwood/Herrmann im Porsche 917 K von Porsche Salzburg, mussten sich aber einer verklemmten Radmutter bei einem Boxenstopp mit dem dritten Gesamtrang zufrieden geben.

Nach dem siebten Platz in Watkins Glen im US-Bundesstaat New York gelang Lins/Larrousse beim Weltmeisterschaftsfinale auf dem Österreichring als Gesamtdritte ein Podiumsplatz. 1971 wurde Chassis 05 unter der Bewerbung des deutschen Teams "Auto Usdau" von Hans-Dieter Weigel eingesetzt. Nach Starts in Brands Hatch und Monza sowie auf dem Nürburgring kam der 908/02 "Flunder" erneut in Le Mans zum Einsatz: Allerdings musste die Fahrerpaarung Claude Haldi/Hans-Dieter-Weigel den Porsche mit einem Schaden am Getriebegestänge bereits nach 18 Runden abstellen.

Jo Siffert verlieh den Porsche 908/02 an Steve McQueen

Danach kaufte die Firma des Schweizer Werksfahrers Jo Siffert diesen Porsche 908/02, um ihn an Steve McQueens Produktionsfirma für die Dreharbeiten zum Kinofilm „Le Mans“ zu vermieten. Nach Sifferts tödlichem Formel-1-Unfall im Oktober 1971 kam der Porsche in die Sammlung des Schweizers Hans Grell. Von dort gelangte der Rennwagen in die Sammlung von Peter Monteverdi.

Der Sammler und Autohersteller aus der Schweiz verkaufte den Porsche 908/2 dann an Ernst Schuster, der ihn in den USA mit der Langheck-Karosserie restaurieren ließ und unter anderem beim Goodwood Festival of Speed einsetzte. Von ihm übernahm der US-Porsche-Sammler Julio Palmaz aus der kalifornischen Stadt Napa den Flunder-Spyder, bevor er über eine weitere Station zum heutigen Eigentümer kam.

Der rund 350 PS starke Achtzylinder-Motor wurde vom ehemaligen Werksmechaniker Gustav Nitsche wieder aufgebaut. Jetzt wird der Porsche 908/02 Flunder in der Langheck-Ausführung des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, einer der bekanntesten Porsche-Sportprototypen der 1970er Jahre, in der vornehmen Londoner Bond Street wieder angeboten. Der Preis ist ein wichtiger Gradmesser für den aktuellen Sammlerwert von historischen Rennwagen aus Zuffenhausen.