Mini Cooper SE und Opel Corsa-e im Test
Duell der Kleinwagen-Stromer

Mini und Opel heften Cooper S und Corsa ein E an, packen ihnen Elektromotoren unter die Haube und integrieren Batteriemodule in den Unterboden. Damit treten die elektrisierenden Kleinwagen gegeneinander an, um zu klären, wer sich den Platz unter den Sonnenkollektoren verdient hat.

Mini Cooper SE, Opel Corsa-e, Exterieur
Foto: Achim Hartmann

Da stehen Mini Cooper SE und Opel Corsa-e auf der grünen Wiese vor den schwenkbaren Kollektoren der Firma Digsilent am Rande der Schwäbischen Alb. Rund 165.000 kWh entlockt die Fotovoltaikanlage der Sonne binnen eines Jahres. Genug Energie, um mit den beiden Elektro-Kleinwagen zusammen fast eine Million Kilometer weit zu fahren.

Womit wir mittendrin sind im Vergleichstest zwischen den beiden Stromern. Der Mini müsste allerdings deutlich öfter nachladen, denn sein Akku fasst lediglich 28,9 kWh (netto). Die Opel-Ingenieure packen dem Corsa dagegen 46 kWh (netto) Batteriekapazität in die Bodengruppe. Der Lohn: viel mehr Reichweite.

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Bis zu 324 Kilometer sind auf der zurückhaltend gefahrenen Eco-Runde mit eingeschalteter Klimaanlage und Radio möglich. Das entspricht einem Verbrauch von 14,9 kWh pro 100 km.

Wäre der quer eingebaute Synchronmotor dabei so sparsam wie die ebenfalls permanenterregte Elektromaschine des Mini (13,1 kWh/100 km), wäre auch noch mehr drin. Der kleine Brite schafft im besten Fall 248 km bei sommerlichen Temperaturen. Auf Basis des Testverbrauchs schmilzt die Reichweite sogar auf 172 km (Opel: 241 km). Ein Durchschnittspendler muss somit mindestens einmal pro Woche die Steckdose ansteuern.

Opel Corsa-e, Exterieur
Achim Hartmann
241 Kilometer schafft der Opel dank des größeren Akkus im Test. Der Mini stromert etwas sparsamer, jedoch nur 172 Kilometer weit.

An der Mess-Wallbox (maximal 22 kWh) zieht der Cooper SE den Strom serienmäßig über drei Phasen mit 11 kW, was 100 km Reichweite in 118 Minuten ermöglicht. Ähnlich schnell ginge es auch beim Corsa-e, doch dem Testwagen fehlt das 1.160 Euro teure 11-kW-Ladegerät, weshalb er lediglich mit einer Phase (7,4 kW) lädt und 180 Minuten braucht. Alternativ bietet Opel für 701 Euro ein drehstromkompatibles Ladegerät an, womit Sie sich – sofern Sie einen CCE-Anschluss haben – eine Wallbox sparen können. Für diese verlangt Opel mindestens 869 Euro (Mini ab 585 Euro) plus Installationskosten ab 300 Euro.

Serienmäßig zapfen beide unterwegs mit CCS-Stecker Gleichstrom. Theoretisch lädt der Mini mit maximal 50 kW nur halb so schnell wie der Opel. In der Praxis zeigt sich an der Ionity-Säule, dass es sich hierbei um Spitzenwerte handelt, die der Mini bis 80 Prozent Akkustand häufig ausreizt. Der Corsa-e lädt aber die meiste Zeit kaum fixer.

Mini ohne Salz und Pfeffer

So, das waren ja mal viele Zahlen gleich zu Beginn. Aber jetzt wird’s übersichtlicher. Denn den Cooper SE können Sie kinderleicht konfigurieren. Während die Verbrennermodelle mit Paketen wie Salt, Pepper oder Chili gewürzt werden wollen, kleidet sich die E-Variante in die Konfektionsgrößen S bis XL. Natürlich ist das hier nicht C&A-Stangenware, sondern die feine Designer-Boutique an der Königsallee.

Mini Cooper SE, Interieur
Achim Hartmann
Beim XL-Trim ist alles drin. Stets serienmäßig sind Digital-Cockpit, Klimaautomatik sowie Wärmepumpe.

Die Preise sind markentypisch selbstbewusst, doch der Gegenwert stimmt – nicht nur inhaltlich mit ab S-Trim serienmäßiger Zwei-Zonen-Klimaautomatik samt Wärmepumpe, sondern auch verarbeitungstechnisch. Lackfarben und Felgen-Designs sind dazu aufpreisfrei wählbar. In den XL-Trim des Testwagens stopft Mini alle verfügbaren Extras: vom beleuchteten Union Jack auf der Beifahrerseite über adaptive LED-Scheinwerfer bis zum Panorama-Glasschiebedach. Macht 7.798 Euro auf den Basispreis von 31.681 Euro, wodurch der Elektro-Bonus von 9.480 Euro fast aufgebraucht wird.

Damit ist dieser E-Mini günstiger als der ähnlich starke Cooper S mit Benziner und entsprechenden Extras, dem er auch optisch weitgehend gleicht. Von außen weisen lediglich neongelbe Applikationen und das E-Kennzeichen auf den nur als Zweitürer erhältlichen Stromer hin.

Den Antrieb leiht sich der Brite von seinem extrovertierten Kohlefaser-Kollegen BMW i3s. Der 135 kW starke E-Motor sitzt hier jedoch nicht an der Hinterachse, sondern vorn und treibt die Vorderräder an. Die Akkus bringen die Ingenieure unsichtbar im Wagenboden unter. Das senkt den Schwerpunkt und schmälert nicht zusätzlich den geringen Stauraum. Einen Teil davon brauchen ohnehin die Ladekabel, die unter dem variablen Boden lagern, sodass selbst bei flach gelegten Rücksitzen nur 731 Liter ins Heck passen.

Mehr Platz, weniger Extras

Da hat der Corsa-e natürlich mehr zu bieten, schließlich versteht er sich als vollwertiger Kleinwagen. Gemessen an den 211 Litern Volumen des Mini wirken 267 Liter Kofferraum großzügiger, sind in dieser Klasse aber bestenfalls Durchschnitt. Das gilt auch für die Variabilität: Klappt man die 60 : 40 teilbare Rücksitzlehne komplett um, passen maximal 1.042 Liter ins Heckabteil mit zwei hohen Stufen. Da ein Teil der E-Technik die Reserverad-Mulde einnimmt, gibt es kein Extra-Staufach für Ladekabel samt Tasche (Mode 3: 273 Euro).

Opel Corsa-e, Interieur
Achim Hartmann
Drei Fahrmodi sind im Corsa Serie. Die Rekuperationsstärke lässt sich via Wählhebel regeln.

Ansonsten büßt auch der Corsa als Stromer kaum Nutzwert ein. Was daran liegt, dass seine Plattform sowohl für Verbrennungs- als auch Elektromotoren entwickelt wurde und die Akkus sich H-förmig unter den Passagieren einsortieren.

Obwohl der Opel 21 cm länger ist und zwei Fondtüren den Einstieg erleichtern, sitzt man hinten weder bequemer noch mit mehr Platz – dafür zur Not auch mal zu dritt. Der Innenraum der Elegance-Linie (Grundpreis 31.578 Euro) wirkt mit viel hartem Kunststoff und spärlicher Ausstattung wenig elegant. Durch viele Häkchen im Konfigurator gleicht sich das Ausstattungsniveau an das des Mini an, das gilt aber auch für den Preis.

Dabei hübscht Opel das Cockpit serienmäßig mit Digital-Anzeigen auf, die Infos vielfältiger präsentieren, bei starker Sonneneinstrahlung aber genauso schlecht ablesbar sind wie die des Cooper SE. Die Bedienung des Infotainments geriet etwas umständlich: Das System reagiert träge auf Betouchen anstatt flink auf Drehen und Drücken wie im Mini. Auch die Spracherkennung kann es nicht mit der aus dem Hause BMW aufnehmen. Allerdings achtet nur der Opel serienmäßig auf Fahrbahnmarkierungen, hält sich optional in der Spurmitte auf und regelt den Abstand zu Vorausfahrenden.

Sportlich oder vernünftig

Wenn der Cooper SE vor ihm voll beschleunigt, ist das gar nicht nötig. Bis 50 km/h kann der Corsa noch gut mithalten. Bei 100 km/h ist der Mini dank rund 100 Kilogramm Gewichtsvorteil und deutlich mehr Leistung – 135 gegenüber 100 kW – schon um 1,4 Sekunden enteilt. Was die Werte nicht erzählen: Bei Stadttempo jault der Corsa Straßenbahn-like, während der Mini-Motor leise säuselt. Erst bei Autobahntempo stören Windgeräusche, beide begrenzen die Höchstgeschwindigkeit auf 150 km/h.

Mini Cooper SE, Exterieur
Achim Hartmann
7, 2 Sekundenauf 100 km/h fühlen sich im Cooper SE deutlich flotter an. Der schwächere Corsa-e benötigt 8,6 s.

So viel zu den Fahrleistungen. Aber was ist mit Fahrspaß? Der klafft auf der Landstraße weit auseinander. Der Corsa spricht zwar im Sportmodus gut an, braucht dann aber etwas, um aus den Puschen zu kommen. Sicher untersteuernd, begibt er sich durchs Kurvenwirrwarr und folgt der präzisen, aber leblosen Lenkung, die in Spitzkehren deutlich mehr Einschlagwinkel benötigt. Dabei federt er auf schlechten Belägen ausgewogener, wobei das Fahrwerk laut poltert. Im Übrigen bremst der Testwagen mit mehr als 40 Metern bei warmer Anlage aus Tempo 100 eher bescheiden (Mini: 37,9 Meter). Zudem stört bei der Dosierung, dass bei gleichmäßig ansteigendem Pedaldruck aus einem sanften Bremsvorgang unvermittelt ein Vollbremsmanöver entstehen kann.

Der Cooper SE mimt dagegen den Sportler: Auf der Messstrecke wuselt er zügiger um die Pylonen, folgt der pfeilspitz übersetzten Lenkung zielsicher und verwindet sich dabei kaum. Sein Antrieb ist so ausgelegt, dass er im Sportmodus kippschalterartig anspricht. Dabei irritiert zunächst die hohe Rekuperation. Sie ermöglicht es, über die Nordschleife zu düsen, ohne zu bremsen – kein Witz, die von Mini haben das ausprobiert. Tatsächlich ermöglichen 0,19 g Verzögerung das Fahren fast ohne Bremspedal-Einsatz. Wem das nicht zusagt, der kann die Wirkung per Kippschalter auf Motorbremsniveau abmildern.

Bei flotter Gangart dauert es jedoch nicht lange, bis der Fisch traurig aus dem Wasserglas guckt. Welcher Fisch? Diese Comicfigur hat Minis Software-Abteilung als Ansporn für vorausschauende Fahrweise in den "grünen" Fahrmodus programmiert – und das Tier überschlägt sich vor Freude, wenn man sie befolgt. So oder so – am Ende fährt der E-Mini als Sieger unter die Sonnenkollektoren.

Fazit

1. Mini Cooper SE Trim XL
425 von 1000 Punkte

Auch mit Stecker ein typischer Mini: stilsicherer Auftritt, kräftiger Antrieb und spaßiges Handling. Aber eben auch unpraktischer und teurer bei geringer Reichweite.

2. Opel Corsa-e Elegance
400 von 1000 Punkte

Auch mit e ein typischer Corsa: zweckmäßig eingerichtet und ausgestattet, vernünftig angetrieben bei guter Reichweite. Größtes Manko: die schwachen Bremswerte.

Technische Daten
Mini Cooper S E Trim XLOpel Corsa-e Corsa-e Elegance
Grundpreis40.500 €31.578 €
Außenmaße3845 x 1727 x 1414 mm4060 x 1765 x 1433 mm
Kofferraumvolumen211 bis 731 l267 bis 1042 l
Höchstgeschwindigkeit150 km/h150 km/h
0-100 km/h7,2 s8,6 s
Verbrauch0,0 kWh/100 km16,8 kWh/100 km
Testverbrauch18,8 kWh/100 km20,1 kWh/100 km