Retro Classics-Highlights Teil 3
V8-Power, Reisebus und 911 Targa

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Redakteur Michael Schröder fand in den Messehallen der Retro Classics 2014 gleich einige seiner Lieblingsautos für die nächsten Ausfahrten. Vom US-Car bis zum Porsche 356 im Originalzustand.

Retro Classics 2014
Foto: Kai Klauder

US-Power mit Rallyestreifen

Gleich in Halle 5 stolpere ich über einen meiner ewigen Favoriten: einen Chevrolet Chevelle SS Hardtop, Baujahr 1970. Die wichtigsten Eckdaten: 6,5 Liter (396 cui), ein Viergang-Schaltgetriebe, (angeblich) rund 350 PS und für 59 500 Euro zu haben (www.autotoystore.de).  Ich gestehe, dass ich In diesem Fall sogar weißen Rallyestreifen genial finde. Der schwarze (Tuxedo-black) US-Sportwagen wurde gerade restauriert und scheint sich zudem in einem ziemlich guten Originalzustand zu befinden. Unterm Strich genau das richtige Auto für eine demnächst anstehende Vater-Sohn-Tour.

Unsere Highlights

Der schönste Reisebus aller Zeiten

In Halle 8 dagegen das volle Kontrastprogramm: ein mächtiger Saurer L 4 C Alpenwagen III,  der bis 1972 zwischen Bern, Meiringen und St. Moritz im Einsatz war. Sicherlich einer der schönsten Reisebusse überhaupt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damals in den Siebzigern als Kind diese Modelle noch live in der Schweiz erlebt habe. Was mich dabei stets am meisten fasziniert hat: das Verdeck, dass sich wie bei einem 2 CV bis weit nach hinten öffnen lässt. Dass dieser Bus mit seinen 100 PS aus knapp acht Liter Hubraum gerade auf steilen Passstraßen kein Rennwagen ist, lässt sich bei dieser nach oben offenen Panorama-Version leicht verschmerzen. Damit einmal durch die Alpen bummeln, was für ein überaus verlockender Gedanke!

Der Sport-Kombi aus München

In Halle 4 fällt mir sofort ein strahlend weißer BMW 2000 Touring, Baujahr 1972, auf. Wie lange ich keines dieser schicken Kombi-Coupés mehr gesehen habe? Keine Ahnung. Muss aber schon eine ganze Weile her sein. Umso länger schlendere ich um das perfekt erhaltene Exemplar, welches in diesem Fall aus Italien stammt und bereits am zweiten Messetag verkauft ist. Der 100 PS starke BMW verfügte damals schon über eine umklappbare Rücksitzbank sowie über eine ebene Ladefläche. Mit Tempo 170 war er zusätzlich recht flott unterwegs. Mit seinen großen Glasflächen und den schmalen Säulen ein weiterer Top-Kandidat für einen Trip mit meiner Familie.

Porsche 356 im absoluten Originalzustand

Zwei Porsche 356 A Speedster auf dem Stand von Ande Votteler in Halle 1, beide Baujahr 1957. Der eine 2006 restauriert und mit Zustandsnote 1- versehen, der andere hingegen im ungeschweißten Originalzustand, patiniert und mit der Zustandsnote 3- bewertet. Für welchen würden Sie sich entscheiden? Für mich (wie für die meisten Messebesucher)  war der Fall eindeutig: das Auto mit dem stumpfen Lack und den Dellen in der Karosserie zählte eindeutig zu den Stars der diesjährigen Messe.  Und belegt dabei den Trend hin zu Fahrzeugen, denen ihr bewegtes Leben anzusehen ist. Entsprechen das Preisgefüge: Während für den restaurierten 356 rund 310.000 Euro aufgerufen werden, knackt der stark patinierte Nachbar mit 980.000 Euro fast schon die Grenze zur Million.

Keine Messe ohne Elfer...

O.k., auch in diesem Jahr zählte die Elfer-Fraktion mit zur stärksten Gruppe auf der Retro, und ich hatte mir vorgenommen, dieses Auto diesmal links liegen zu lassen. Fast hätte ich es sogar geschafft – bis  ich in der dritten Reihe beim Porsche-Spezialisten Ande Votteler in Halle 1 doch wieder rückfällig wurde: ein 911 T 2,2 Targa, Baujahr 1971, in Blutorange. Auch so ein Kindheitstraum. Oder Trauma? Egal, denn so sähe mein Elfer aus. Natürlich – wie in diesem Fall – nur mit einer lückenlosen Dokumentation und im ziemlich perfekten Zustand. Bleibt nur noch der Preis für diesen Schatz: 80.000 Euro. Vielleicht in einem anderem Leben.