BMW 2er Active Tourer im Fahrbericht
Unterwegs mit dem Familienvan

Ein Mountainbike und ein Zelt, Wanderausrüstung und ein Wochenende lang Zeit, viele gute Vorsätze und ein Auto, das locker mit all dem klarkommen sollte. Im BMW 2er Active Tourer unterwegs am Achensee und durchs Karwendel.

ams 1914, BMW 2er Active Tourer, Achensee
Foto: Ingolf Pompe

Endlich. Da steht er. Ein paar Meter nur noch, dann war’s das. Dann ist da nicht mehr der Sattel, der schon seit einer Weile dort kneift, wo’s besonders unangenehm ist, sondern der Fahrersitz, der auch nach einer noch längeren Weile nirgends kneift. Dann ist da nicht mehr der breite Lenker, durch den einem der grobe Schotter bergab die Knochen morsch vibrierte, sondern das einstellbare Lenkrad, auf dem die Hände ruhig liegen und ohne jede Anstrengung die Richtung vorgeben können. Dann sind da nicht mehr die Pedale, die sich jedem Tritt entgegenstemmten, bis die Oberschenkel so hart waren wie die Steine, über die es stundenlang bergauf gegangen war, sondern Pedale, auf die zum Vorwärtskommen ganz leicht nur die Füße zu setzen sind. Ein paar Meter nur noch, dann kommt, was sich anfühlen wird wie eine Erlösung: der Wechsel vom Heck- zum Frontantrieb im BMW 2er Active Tourer.

Ein Kick nur unter den hinteren Stoßfänger, dann wird die Heckklappe aufschwingen und BMWs 2er Active Tourer mit flachgelegten Rücksitzen das Mountainbike fast am Stück schlucken. Ganz passt es nicht – das Vorderrad muss raus und der Sattel runter, damit das Fahrrad neben dem übrigen Gepäck Platz findet. Dort wird es zunächst mal bleiben.

BMW 2er Active Tourer basiert auf Mini-Plattform

Die Fünfstundentour von der Engalm zur Lamsenjochhütte und retour war fürs Erste aktiv genug. Vielleicht auch schon ein bisschen zu aktiv für den Anfang. Deshalb also schlägt das Herz jetzt im Hals, der Kopf leuchtet rot wie der Lack des Autos, und spätestens am nächsten Morgen wird sich mit dem Muskelkater in den Beinen das Gefühl dafür einstellen, wie groß der Unterschied zwischen Anspruch und Realität manchmal halt ist.

Andererseits war genau das der Plan gewesen: Es mit den Tagen dieses Spätsommerwochenendes im Karwendel genau so zu machen wie mit dem Auto, möglichst viel reinzupacken und das meiste herauszuholen. Sich anstacheln lassen von dieser Modellbezeichnung, sie ernst und im Wortsinn zu nehmen. Was denn sonst? Active Tourer, das lässt sich ja kaum missverstehen. Es bedeutet doch wohl so viel wie: Alles, außer faul zu Hause bleiben. Heißt also: raus in die Welt, was sehen, was machen, was erleben. Und nicht überall bis vor die Tür fahren, im Auto hocken bleiben und für ein Foto das Handy durchs heruntergelassene Seitenfenster halten. Also nicht allein den BMW den Active Tourer spielen lassen.

Mitten im Tiroler Karwendelgebirge fällt das nicht allzu schwer. Der Bergdoktor aus der gleichnamigen Fernsehserie, Hansi Hinterseer, die Wanderhure und Hera Lind waren schon hier, jetzt auch der neue BMW. Am Kassenhäuschen zur Mautstraße in die Eng war es, als sei – während sich die Schranke öffnete – eine Tür hinter dem Alltag zugefallen. Nur etwa 15 Kilometer führt die Straße von Hinterriß zur Engalm am Ende des Rißtals. Neben der schmalen Straße sprudelt streckenweise ziemlich lebhaft der Rißbach durch sein felsiges Bett, auf der anderen Seite breiten sich wie fette, grüne Matten die Wiesenflächen aus. An deren Ende wuchten sich die Kalkwände des Karwendels zum großen Teil auf über 2000 Meter Höhe empor.

BMW 2er Active Tourer – Wird BMW sich nicht untreu?

Nicht ganz so hoch liegt unterhalb von Lamsenspitze und Hochnissl die Lamsenjochhütte, zu der es sich wandern oder auf dem Rad hochstrampeln lässt. Vom Start weg stellt sich der grobe Pfad mit 15 Prozent Steigung so vehement dem Fortkommen entgegen, dass schon bald der innere Schweinehund sein fieses Flüstern beginnt: „Was soll die Plackerei?“, fragt er. „Hast du ’n Knall? Da unten steht dieser nagelneue BMW. Der bringt dich in nicht mal einer Stunde in diese Uferkneipe beim Hotel Fischerwirt am Achensee. Später ein bisschen auf dem Surfbrett raus. Ist doch besser, als sich hier auf diesem Hightech-Fahrrad zu schinden. Dreh um, komm schon, lass gut sein und einfach wieder runterrollen.“

Es hilft nichts, man muss dem Schweinehund in aller Deutlichkeit befehlen, die Klappe zu halten. Oder ihn einfach ignorieren. Nicht anders ist es wohl mit allen, die angesichts des BMW 2er Active Tourer nicht aufhören wollen, wesentliche Fragen zu stellen, Prinzipien zu diskutieren und Tabubrüche zu beschwören. Wird BMW sich nicht untreu, verwässern sie nicht ihre Markenidentität mit so was? Und überhaupt: Wie können sie bloß so einen kompakten Hochdachwagen mit Frontantrieb bauen? Auf der angepassten Mini-Plattform offenbar ganz gut.

Für den BMW 2er Active Tourer gilt dasselbe wie für den Bergkäse, den die Bauerngemeinschaft der Engalm produziert: Man muss ihn ja nicht mögen. Aber so, wie er ist, wird er viele Freunde finden. Die des Hochdach-BMW versprechen sich von ihm die markentypische Dynamik in Kombination mit einer Flexibilität, die der ihres modernen Lebensstils entspricht. Die des Käses strömen gerne in Beige und auf geschäumten Sandalensohlen aus Reisebussen den strengen Aromen in der Schaukäserei entgegen.

Pause am Achensee

Dort hantiert einer der Senner mit weißen Eimern, die zu Dutzenden vor ihm stehen. Aber die Eimer haben keinen festen Boden, es sind eher Rundformen, die er sich greift, schwungvoll umstülpt und mit einem Knall wieder auf das Metallgitter stellt. Ein anderer hat vor sich einen Käse, so groß wie eine 24-Zoll-Felge. Der runde Laib rotiert leicht eiernd vor sich hin, während man ihm mit einer Wurzelbürste die Rinde scheuert, bevor das Rad zurück ins Regal gehoben wird. Von den umliegenden Almen kommen jährlich etwa eine halbe Million Liter Milch, die im größten europäischen Almdorf zu Käse und Butter verarbeitet werden.

Ausgepumpt von der Mountainbike-Runde passen eine Banane und die Aussicht auf Kaffee und Kuchen am Achensee besser. BMW 2er Active Tourer orbei am Großen Ahornboden, wo etwa 2.000 Bergahornbäume – alle zwischen 300 und 600 Jahre alt – in einem lichten Wäldchen zusammenstehen, geht es nach Achenkirch an der nördlichen Spitze des Achensees, genannt auch das Tiroler Meer. 133 Meter tief, liegt der See langgezogen wie ein Fjord zwischen den waldigen Hängen von Karwendelgebirge im Westen und dem Rofanmassiv im Osten. Ab und an schippert ein Vergnügungsschiff die Ausflügler von Ufer zu Ufer, und über dem grünen Glitzern des Wassers tanzen die bunten Schirme der Kitesurfer in den Winden, die von den umstehenden Bergen herunterwehen.

Einer dieser Berge, er erhebt sich gleich gegenüber der Liegewiese des neuen Alpen Caravan Parks in Achenkirch, beschreibt mit seinem Namen quasi die Gegenthese zum variablen Verwandlungskünstler BMW 2er Active Tourer. Er heißt: Vorderunnütz.