Audi A1 Citycarver (2019)
Quasi ein Q1?

Auch Audi schließt sich dem Trend kleiner Crossover für den Großstadtdschungel an und hat seinem A1 vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit und einen Offroad-Look verpasst. Wir sind mit dem neuen Citycarver einen Tag lang durch Hamburg gefahren.

Quasi ein Q1?
Foto: Marcus Werner

Zugegeben: Hamburg hat nicht sonderlich viel mit den tiefen Regenwäldern des Amazonas oder im Kongo zu tun. Giftige Tiere gibt es wenn überhaupt nur im legendären Tierpark Hagenbeck und hohe Bäume sind eher die Ausnahme. Doch in beiden Lebensräumen gilt: Augen auf! Denn obwohl einen nicht gerade Löwen anspringen, ist immer Achtsamkeit angesagt. Der neue A1 Citycarver, zu Deutsch etwa Stadtschnitzer, will sich nun als ideales Auto für die alltägliche Safari beweisen.

Unsere Highlights

Im Vergleich zum A1 Sportback, auf dem der Citycarver basiert, hat der neue Crossover etwa vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit hinzugewonnen und ist insgesamt fünf Zentimeter höher. Auch sonst kommt der 4,04 Meter lange Citycarver wuchtiger um die Kurven. Vor allem der neue, mattschwarze Grill im Achteck-Design sticht sofort ins Auge und erinnert dabei an die größeren Q-Brüder. Die haben allerdings Allrad – gut, dass es doch kein echter Dschungel ist.

Stilisierte Unterfahrschutzelemente im Edelstahl-Look, breite Radläufe und markant gezeichnete Seitenschweller runden den Wunsch nach mehr Offroad-Talent zumindest optisch ab. Etwas mehr Sportlichkeit bringt außerdem der S-Line-Dachkanten-Spoiler. Das macht durchaus Eindruck und sorgt für den einen oder anderen interessierten Blick auf den sonst eher Luxus-verwöhnten Straßen der Hansestadt.

Solider Innenraum

Aber genug mit dem Fernglas beobachtet und hinein in das neueste Mitglied der Audi-Familie: Dort bietet der kategorische Fünftürer auf Basis des Modularen Querbaukastens A0 ausreichend Platz für alle (Mit-)Fahrer. Wie schon beim Sportback müssen Hochgewachsene selbst hinten keine Sorge vor eingezogenen Köpfen und verkrampft-angewinkelten Beinen haben. Die Verarbeitung im Testwagen des Ausstattungspakets „Edition One“ ist gelungen, die Materialien sind Audi-typisch solide und bequem. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Große S-Logos zieren das Lenkrad und die Sitze. Neben S Line gibt es zudem drei weitere Ausstattungslinien (Basis, Advanced und Design Selection) mit verschiedensten Farben und Materialien.

In den Kofferraum des Citycarver passen 335 Liter, die mit umgeklappten Fondlehnen nochmal auf 1.090 Liter erhöht werden. Gut, eine große Safari-Ausrüstung kommt hier keinesfalls unter, aber für einen großen Reisekoffer und zwei Rucksäcke reicht das allemal und wahrscheinlich wird der Crossover eh nicht viel Gepäck auf dem Speiseplan haben.

Audi
Die mattschwarze Frontpartie soll an die Q-Modelle erinnern. Im Gegensatz zum Sportback hat der Citycarver nur zwei statt drei angedeutete Lufteinlässe.

Vernetzung im Fokus

Für eine gute Übersicht im Dschungel-Dickicht hat bereits die Basis-Variante des Citycarver ein volldigitales Kombiinstrument mit einem hochauflösenden 10,25-Zoll-Display, das über ein Multifunktionslenkrad angesteuert wird. Als Alternative bietet Audi sein Virtual Cockpit an, das optisch viel mehr hermacht und im stressigen Hamburger Berufsverkehr die wichtigen Informationen auf einen Blick parat hat. Zudem lässt sich das System auch in stressigeren Situationen unkompliziert bedienen.

Beim Infotainment setzen die Ingolstädter auf ihr Multi Media Interface (MMI), das je nach Ausstattung auf einem bis zu 10,1 Zoll umfassenden Display zu sehen ist. Die Eingabe erfolgt bei den Top-Versionen über Touch sowie Sprache und kann durch Schnelligkeit und vergleichsweise gute Erkennung punkten. Die Navigation funktioniert auf diesem Weg wie gewünscht und wirft schnell Alternativen aus – in Städten nicht zu unterschätzen. Ebenfalls nett: hilfreich-erscheinende Parkplatz-Informationen zum jeweiligen Aufenthaltsort.

In Sachen Konnektivität bringt das MMI ebenso einiges mit. Ohne Aufpreis gibt es beispielsweise Online-Verkehrsinformationen und einen WLAN-Hotspot bei der Wahl einer Navigations-Option. In der Plus-Variante von Audi Connect Navigation & Infotainment (240 Euro) steckt des Weiteren die Möglichkeit einer 3D-Navigation und das Integrieren von Amazon Alexa. Für letzteres braucht man einen eigenen Amazon-Account. Bei der Hardware-Vernetzung leistet sich der Citycarver ebenfalls keine Schwachstellen – wenn man das Audi Smartphone Interface für 535 Euro hinzuwählt. Wem seine gestreamte Musik besonders am Herzen liegt, kriegt für 750 Euro ein Paket von Bang & Olufsen mit 3D-Klang.

Zusammengefasst: Damit es schick und modern im neuen Auto zugeht, muss man als Kunde Zeit und vor allem Geld bei der Konfiguration mitbringen.

Marcus Werner
Für Vielfahrer eine sinnvolle Ergänzung im A1 Citycarver: eingebautes induktives Laden.

A1-Qualitäten behalten

Bei den Motoren kann zwischen TFSI-Aggregaten mit drei oder vier Zylindern (95 bis 150 PS) gewählt werden. Zu den bislang bekannten Optionen 25 TFSI (Fünf-Gang-Schaltgetriebe) und 30 TFSI (Sechs-Gang-Schaltgetriebe oder Sieben-Gang-S-tronic) wird noch 35 TFSI (Sechs-Gang-Schaltgetriebe oder Sieben-Gang-S-tronic) hinzukommen. Für die Expedition durch die Hansestadt haben wir die Variante „Edition One 30 TFSI Schaltgetriebe“ mit 116 PS gewählt und dabei einen ausreichend spritzigen und durchaus kernig klingenden Ein-Liter-Motor erlebt. An der Ampel kommt man mit ihm schnell vom Fleck und im Notfall schummelt man sich fix in sich auftuende Lücken.

Die Lenkung fühlte sich direkt an, das Fahrwerk konnte selbst gröbere Kopfsteinpflaster gut wegstecken und die Gänge ließen sich standesgemäß sauber wechseln. Vorteil Crossover: Selbst steilere Kanten wie Bordsteine kann man ohne Bedenken erklimmen und so zum Beispiel für heranbrausende Rettungskräfte bedenkenlos Platz machen – eine Spezies, mit der man sich in keinem Fall anlegen sollte.

Durch die gute Übersicht und die gegen Aufpreis erhältlichen Features wie den Parkassistenten kommt man sich selten mit Radfahrern und Fußgängern ins Gehege. Sollte dann mal doch ein Großstadt-Mensch auf die Straße springen, kann das umfangreiche Paket mit Sicherheitsassistenten „Feindkontakt“ vermeiden.

Noch im Herbst bezieht der schon vorbestellbare Citycarver sein Revier bei den Händlern. Die Basis-Version ist ab 22.100 Euro zu haben und wer sich ungern durch die vielen Optionen des Konfigurators quälen will, bekommt zum Marktstart das Sondermodell „Edition One“. In den Farben Pfeilgrau oder Pulsorange, mit 18 Zoll-Rädern sowie abgedunkelten LED-Scheinwerfern/-Rückleuchten und einer solide gewählten Ausstattung muss man für sie circa 30.000 Euro einrechnen. Das ist auch eine gute Kennzahl, wenn man sich selbst einen gehobeneren Citycarver zusammenstellt.

Fazit

Der A1 Citycarver macht seinen Job als Stadt-Auto gut: Er gleitet geschmeidig, aber spritzig durch den engen Großstadtverkehr und zieht mit seiner schicken Optik Blicke auf sich. Und auch im Inneren funktioniert das Zusammenspiel aus Design, Infotainment und Platzangebot – je nach Geschmack allerdings mit den entsprechenden, teils hohen Aufpreisen.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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