Audi R8 Spyder 5.2 FSI Quattro
Wie viel Sportwagen steckt im Luxus-Cabrio?

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Luxus-Cabriolet oder Sportwagen? Haben die Audi-Ingenieure dem Spyder die Motorsportgene vererbt, die der Audi R8 V10 beim Supertest überzeugend zur Schau gestellt hat, oder ist der Zweisitzer neben dem festen Dach auch seiner Sportlichkeit beraubt worden? Eine erste Antwort gibt der Fahrbericht.

Audi R8 Spyder
Foto: Audi

Als erste Rollout-Zone für den R8 Spyder wählt Audi die Umgebung der südfranzösischen Stadt Nizza. Ist damit bereits das zukünftige Einsatzgebiet des offenen Zweisitzers vorbestimmt? Schließlich dienen die Promenaden der Mittelmeer-Ortschaften zahlreichen exklusiven Roadstern als Flanier-Revier. Doch während auf deutschen Rennstrecken noch der Schnee funkelt, gewinnen an der Côte d’Azur bereits die ersten Sonnenstrahlen die Oberhand. Da ist perfektes Cabrio-Wetter den heimischen Rutschpartien natürlich vorzuziehen.

Unsere Highlights

Audi R8 Spyder mit 525 PS starkem V10-Motor

Im Gegensatz zum Coupé-Debüt mit Achtzylindermotor kommt der offene Sportwagen gleich in den Genuss des 525 PS starken 5,2-Liter-V10, den er sich mit dem Lamborghini-Bruder Gallardo teilt. Eine Achtzylinder-Variante folgt erst im kommenden Jahr. Doch steckt im Spyder neben dem Topmotor mehr als auf den ersten Blick ersichtlich? Wir schauen genauer hin. Das Cabriolet basiert auf dem gleichen Aluminium-Chassis, doch wurden 30 Prozent davon modifiziert. Zum einen musste bauartbedingt die Steifigkeit durch den Einsatz verstärkter Streben erhöht werden, andererseits wurden auch Design und Materialcocktail weiterentwickelt.

Äußerlich bleibt die Front bis zur verstärkten A-Säule unverändert, sodass sogar die Frontscheibe des Coupés passt. Selbst die Türen bekommen lediglich Aufsatzleisten, um die Gürtellinie in Richtung Heck leicht anzuheben. Mit dem Verzicht auf ein festes Dach haben die Designer jedoch die markanten R8-Sideblades vor den Hinterrädern umgestaltet. Die neuen Seitenteile mit lang ausgeformten Lufteinlässen sowie der Heckdeckel mit zwei Hutzen wurden aus neu entwickelten Kohlefaserstrukturen gefertigt.
 
Ein Leistungsgewicht von 3,3 kg/ PS
 
Bei Motorraumdeckel, Heckspoiler und Stoßfänger kommt leichter Kunststoff zum Einsatz. Insgesamt bringt es der Spyder damit auf ein Gewicht von 1.720 Kilogramm, womit er 100 Kilo über dem Coupé liegt. In Kombination mit dem bekannten Zehnzylinder ergibt sich daraus ein Leistungsgewicht von 3,3 kg/ PS (Coupé: 3,1). Die technischen Voraussetzungen für einen Hochleistungssportler sind somit gegeben.

Beim Spyder genügt ein Knopfdruck, um das Stoffverdeck inklusive Magnesiumgestänge in einer ausgeklügelten Choreografie über dem Motor zu verpacken. 19 Sekunden dauert diese Verwandlung, die auch bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h möglich ist und dadurch nicht nur an der Côte d’Azur für Aufmerksamkeit sorgt. Mit den Flaniereigenschaften kann er sich überall blicken lassen. Es wird Zeit, die Ortschaften zu verlassen, um die dynamischen Fähigkeiten auszuloten. Mit dem serienmäßigen Sechsganggetriebe ist es eine wahre Freude, den Schalthebel durch die offene Schaltkulisse zu dirigieren. Klack, klack - wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert die Schaltung, die bei flinker Handhabung das Cabrio binnen 4,1 Sekunden auf 100 km/h katapultieren soll. Die 530 Nm Drehmoment lassen sich mit der optionalen sequenziell schaltenden R-Tronic nicht besser verwalten, allerdings sind die automatisierten Zwischengasstöße ein Ohrenschmaus. Generell verfügt der Zehnender über eine betörende Klangentfaltung, die ihresgleichen sucht. Im Innenraum sind bei geschlossenem Verdeck die Geräuschunterschiede zum Coupé bis zur Autobahn-Richtgeschwindigkeit marginal. Allerdings kann jederzeit die Glasheckscheibe versenkt werden, wodurch der Motorsound das Monocoque flutet. Da können auch die 14 Lautsprecher der serienmäßigen Bang & Olufsen-Soundanlage nicht dagegenhalten.

Die Spyder-Freiheit hat ihren Preis - ab 156.400 Euro
 
Damit die Telefon-Kommunikation mit der Außenwelt dennoch funktioniert, wurden drei stecknadelkopfgroße Mikrofone in den Fahrergurt eingearbeitet. Ansonsten blieb das R8-Cockpit unverändert. Auf kurvigem Geläuf wie den französischen Seealpen ist der Mittelmotor-Sportler ebenfalls in seinem Element. Mit dem permanenten, heckbetont ausgelegten Allradantrieb ist der offene Zweisitzer auch fahrdynamisch auf Coupé-Niveau. Das adaptive Dämpfersystem des Magnetic-Ride-Fahrwerks passt sich allen Bedingungen an, ob beim Cruisen über Kopfsteinpflaster oder dem Asphaltband der Autobahn. Letzteres kann dabei zügellos befahren werden, denn Audi verzichtet auf eine Selbstbeschränkung und gestattet eine Höchstgeschwindigkeit von 313 km/h. Das Stoffverdeck ist dem gewachsen, doch die Frisuren der Insassen bei offener Fahrt sicher nicht. Bereits ab Landstraßentempo stürmt der Fahrtwind über den Fensterrahmen und fönt die Haarpracht. Für einen Ringbesuch ist auch das Cabrio bestens aufgestellt. So findet sich selbst mit dem obligatorischen Helm ausreichen Platz unter dem geschlossenen Verdeck, und die Sitze geben auch bei starken Querbeschleunigungen ausreichend Halt. Sogar ein Laptimer ist serienmäßig an Bord, der nur auf seinen Einsatz wartet. Die erste Rundfahrt am Mittelmeer zeigt, dass der offene Hochleistungssportler zwei Welten vereint. Doch die Spyder-Freiheit hat ihren Preis, der 12.000 Euro über dem des Coupés liegt und bei 156.400 Euro beginnt.

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Technische Daten
Audi R8 Spyder 5.2 FSI Quattro
Grundpreis165.900 €
Außenmaße4440 x 1904 x 1244 mm
Kofferraumvolumen100 l
Hubraum / Motor5204 cm³ / 10-Zylinder
Leistung386 kW / 525 PS bei 8000 U/min
Höchstgeschwindigkeit313 km/h
Verbrauch14,9 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten