Mercedes CLE Cabrio
Unterwegs im CLE Cabrio mit mächtigem Preisschild

Mercedes bringt mit dem CLE eine neue Baureihe, die auch als viersitziges Cabrio angeboten wird. Technisch entspricht das CLE Cabrio weitestgehend dem CLE Coupé.

Die Verschlankung des Modellportfolios sei im Falle des CLE Cabrio ganz im Sinne der Kunden – behauptet Mercedes. Demnach wünschten sich viele Fahrer der bisherigen Frischluft-E-Klasse eine insgesamt etwas schmissigere Auslegung, andersrum sei es so manchem Sonnenanbeter an Deck der offenen C-Klasse etwas zu eng zugegangen – speziell auf den hinteren Sitzen. Der kombinierte Nachfolger hole daher nun alle ab, die Kritiker ebenso wie die Stammkundschaft.

Unsere Highlights

Über 16 Zentimeter länger als das bisherige C Cabrio bei nur acht Millimetern Radstandverlust gegenüber dem E, ist das CLE-Konstrukt gewissermaßen zweigeteilt: Der Vorderachsbereich samt Cockpit orientiert sich formell wie konzeptionell an der C-Klasse, bindet einen dementsprechend knackiger an, dahinter erstrecken sich Platzverhältnisse wie früher bei der E-Klasse samt erstaunlich üppigem Sitzraum im Fond und einem konsolidierten Kofferraumvolumen von 385 Litern bei geschlossenem Verdeck beziehungsweise 295 Liter bei geöffnetem.

Die Intention klingt jedenfalls schlüssig, in welche Richtung die Wahrheit tendiert, hängt letztlich aber stark vom Motor ab. Das Spektrum ist so breit wie die Zielgruppe, die es abdecken muss. Der geschmeidig-muskulöse Reihensechszylinder-Turbo (381 PS, 500 Nm, bis zu 205 Nm E-Boost) fungiert vorbehaltlich einer AMG-Version als Topmotor und ist im Zusammenspiel mit der butterweich schaltenden Neunstufen-Automatik ohne Wenn und Aber die perfekte Umrahmung für den offenen CLE. Oder einfach: Sehr gut, mit 88.358 Euro Grundpreis aber auch sehr teuer.

Offen mit 1.925 Kilogramm

Bei den Vierzylindern, die das C-Klasse Cabrio einst halbwegs kernig zu motorisieren vermochten, muss man sich bewusst sein, dass einem nun deutlich mehr Gewicht am Hacken hängt. 1.925 Kilogramm wiegt der offene CLE mindestens – mehr als beide Vorgänger.

Dass es deswegen mindestens der stets allradgetriebene CLE 300 sein sollte, möchten wir aufgrund seines stolzen Grundpreises von 76.815 Euro dennoch nicht im Klartext schreiben. Allerdings helfen seine 258 PS den Fahrgefühlen eben schon besser auf die Sprünge als der 54 PS schwächere Basismotor. Trotz E-Boost per integriertem Startergenerator legt der Zweiliter-Turbo zwar nicht ganz so nahtlos los wie der schlankere Lader im Zwohunderter, dreht dann aber ungleich engagierter, um obenraus neben standesgemäßem Vortrieb (6,6 Sekunden auf 100) auch sein schroffes Naturell zum Ausdruck zu bringen.

Stimmt, das kennt man von allen schmalen Daimler-Aggregaten, ist im Cabrio aber insofern von besonderer Relevanz, als man nach circa 20 Sekunden, die das elektrische Verdeck (serienmäßig mit Akustikvlies) zum Öffnen benötigt, gemeinsam mit dem rauen Gesellen draußen sitzt.

Dritte MBUX-Generation an Bord

Wobei draußen – typisch Daimler – relativ zu verstehen beziehungsweise Einstellungssache ist. Neben dem klassischen Windschott, das zu Lasten der Fondplätze hinter den Vordersitzlehnen eingehängt werden kann, zieht sich der CLE ab Werk das so genannte Air Cap über. Der aerodynamische Helm besteht aus einem, aus dem Frontscheibenrahmen ausfahrenden Netzstoff-Abweiser sowie einem Kunststoffschott hinter den Rücksitzen und gehört zu jenen Details, die aus einem Cabrio tatsächlich ein Mercedes Cabrio machen. Die systematische Entwirbelung des Innenraums mag Puristen (und Ästheten) die Zehennägel hochrollen, funktioniert aber großartig, weil sie das Frischluftfeeling keineswegs killt, sondern kanalisiert und von störenden Frequenzen befreit. Oder bildhaft ausgedrückt: Dieses Wummern, das sich gerade bei höherem Offenfahr-Tempo gern mal wie die Trommel einer Waschmaschine um den Kopf verfängt, ist komplett gebannt. Stattdessen weht ein lauer Fahrtwind über den Bereich des Mitteltunnels, der im Fondbereich zwar spürbar auffrischt, mit seiner wohldosierten Stärke aber blendend zu dieser – ich sag’s mal kitschig – Liebe zum Detail passt, die Mercedes seinen Cabrio-Projekten zuteilwerden lässt: So verfügen die optionalen Ledersitze über eine spezielle Beschichtung, die Nahinfrarotwellen reflektiert, dadurch bei direkter Sonneneinstrahlung bis zu 12 Grad kühler bleiben. Der 11,9-Zoll große Zentralbildschirm, der als Haupt-Gig der dritten MBUX-Generation in den CLE einzog, bekam wie im SL eine Neigungsverstellung, um Blendeffekte zu eliminieren. Ja, sogar die Abrissprofile zur Wasserableitung an der A-Säule wurden den Eigenheiten der Cabrio-Karosserie entsprechend angepasst, damit man bei Schmuddelwetter den Durchblick auf den Außenspiegel behält.

Und auch das Fahrverhalten als solches passt in das ausgefeilte Bild: Die Steifigkeit im Vergleich zum Coupé ist reduziert, woran einen aber nur die heftigeren Fahrbahnkannten erinnern, die bisweilen ein leichtes Schlottern im Gebälk auslösen. Die fahrdynamischen Einschränkungen halten sich derweil in überraschend engen Grenzen. Voraussetzung: das optionale Body-Control-Fahrwerk auf Basis adaptiver Aktiv-Dämpfer. Es reguliert seine Charakteristik in Abhängigkeit von Lastzustand und Lenkeinsatz je nach Modus. Zwar stehen nur zwei Stufen zur Anwahl, doch die halten, was sie versprechen. In "Comfort" ist der CLE das Cabrio aus dem Märchenbuch, dämpft sachte und federt derart elegant über Bodenwellen, dass der Wegfall der Luftfederung gegenüber dem ehemaligen E-Cabrio locker zu verschmerzen ist. Mit "Sport" weht dann ein anderer Wind. Der Fahrbahnkontakt wird intensiver, Aktion und Reaktion rücken enger zusammen und statt in Kurven zu lehnen, zieht er sich mit seiner etwas milchig rückmeldenden Lenkung motiviert hinein.

Fahremotional ist der Spagat zwischen C- und E-Klasse jedenfalls geglückt. Leider jedoch steht die Fähigkeit des CLE, seine Vorgänger quasi mit einer Klappe zu schlagen, der Tatsache gegenüber, dass sein Preisrahmen gleich beide sprengt. Und das nicht zu knapp: Das einstige C-Klasse Cabrio startete – als 200er – zuletzt bei gut 56.000 Euro, der offene E 200 kostete mindestens 60.000. Für den CLE sind ab sofort mindestens 66.402 Euro fällig, was trotz der im Serienumfang erweiterten Ausstattung womöglich nicht so ganz im Sinne der Kunden ist.

Die Antriebe auf einen Blick

Einziger Diesel wird der CLE 220 d mit 197 PS plus 23 PS-Elektro-Unterstützung. Die Benziner starten mit dem CLE 200, der 204 PS plus den 23-PS-E-Bonus mitbringt und auch mit dem Allradantrieb 4-Matic zu haben sein wird. Als weiterer Vierzylinder tritt der CLE 300 an, der auf 258 PS plus die 23 PS aus dem E-Motor kommt. Hier ist der Allradantrieb immer an Bord. Top-Motor unterhalb der kommenden AMG-Versionen ist der CLE 450 4-Matic mit einem Sechszylinder-Reihenmotor, der es auf 381 PS plus 23 PS E-Unterstützung bringt. Nicht im Cabrio zu haben ist dagegen der PHEV CLE 300 e.

Ein weiterer Sechszylinder sitzt im CLE AMG 53 4Matic, hier mit 449 + 23 PS. Das CLE-Cabrio-Topmodell CLE AMG 63 S E Performance setzt dann auf den Zweiliter-Vierzylinder in Kombination mit drei E-Motoren und eine Gesamtleistung von 680 PS.

Umfrage
Was halten Sie von der CLE-Baureihe?
11294 Mal abgestimmt
Der richtige Mix aus C- und E-Klasse!Eigenständige Modelle wären mir lieber!

Fazit

Mercedes dampft drei viersitzige Cabrios in seinem Produktportfolio zu einem Modell zusammen. Das tritt in der neuen CLE-Baureihe an und kommt in etwa in der Größe des aktuellen E-Klasse Cabrios. Technisch entspricht das CLE Cabrio weitestgehend dem CLE Coupé. Der Preisaufschlag für die offene Variante liegt bei rund 8.000 Euro.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten