Audi TT Roadster im Fahrbericht
So fährt das neue TT-Cabrio

Inhalt von

Wie seine beiden Vorgänger trägt auch die dritte Generation des Audi TT bei schlechtem Wetter eine Stoffmütze. Wir ziehen sie während der ersten Fahrt auf Mallorca (eine Zeitlang) ab und spüren ein intensives Verlangen nach dem Frühjahr.

Audi TTS Roadster
Foto: Marcus Werner

Wir können es uns schon richtig vorstellen, wie es sein wird: bald, wenn die Tage wieder früher beginnen und länger bleiben. Wenn Kälte die Ausnahme statt die Regel ist. Wenn der Wind angenehm statt frostig um den Hals weht. Wenn wir wieder den Dachmechanismus statt der Scheibenheizung betätigen. Wenn das Frühjahr erwacht und wir Autos wie den neuen Audi TTS Roadster offen genießen können, ohne zu frieren.

Der Audi TT zählt nicht zu den puristischen Roadstern. Weder in der ersten, in der zweiten, noch jetzt in der dritten Generation. Nach wie vor gehört er technisch zur Großfamilie des VW Golf, was Hinterradantrieb sowie eine lange Fronthaube konzeptionell ausschließt. Nicht schlimm: Der Audi TT hat sich eine eigene Lücke in der Kompaktklasse geschaffen, vereint wie kaum ein Zweiter zeitloses Design mit Verarbeitungsperfektion und Sportlichkeit. Wobei letzteres im Lastenheft wohl besonders dick angestrichen war.

Deshalb wurde der Zweisitzer etwas kleiner und leichter. Beim Abnehmen kämpfen heutige Automodelle mindestens so schwer wie viele Menschen – da werden schon kleine Gewichtsverluste gefeiert. Die Sportvariante Audi TTS Roadster, die wir auf Mallorca fahren dürfen, soll um 25 Kilogramm leichter als Generation zwei sein. Sie kommt aber immer noch auf stattliche 1,5 Tonnen.

Verdeck öffnet bis Tempo 50

Im Vergleich zum Vorgängermodell sollen die beiden Sportsitze samt integrierter Kopfstütze fünf und das automatische Verdeck drei Kilogramm leichter sein. Es ist nun Teil der Serienausstattung, wiegt insgesamt 39 Kilogramm und faltet sich auf Knopfdruck innerhalb von zehn Sekunden hinter den beiden Passagieren zusammen, was nicht zu Lasten des ohnehin sehr flachen Kofferraumes mit 280 Liter Volumen geht. Das ist wichtig, denn selbst als Audi TTS zählt der Roadster zu den Erstwagen und muss alltägliche Anforderungen stemmen.

Öffnen und Schließen lässt sich die Stoffkaputze bis 50 km/h. Wie praktisch das ist, wissen alle, die bei einem plötzlichen Schauer erst rechts ran fahren mussten, bevor sie – nach gefühlten Minuten bereits durchnässt – den elektro-hydraulischen Mechanismus betätigen durften. Audi spricht von einem Akustikverdeck und verweist auf die Geräuschdämmung durch eine dicke Vlies-Schicht. Tatsächlich stört bei der ersten Fahrt kein aufdringliches Windpfeifen. Dass selbst bei offenem Dach noch telefoniert werden kann, sollen drei im Gurt integrierte Mikrofone der Freisprecheinrichtung sicherstellen (optional). Sie sehen aus wie Knöpfchen.

Audi TT Roadster jetzt mit Nackenheizung

Natürlich gibt es auch das heutzutage unumgängliche elektrisch ausfahrbare Windschott. Schließlich kaufen längst nicht mehr nur Windgesichter ein Cabrio. Ganzjährige Offenfahrer können bei der Bestellung noch eine so genannte Kopfraumheizung für die optionalen S-Sportsitze ankreuzen, wie sie schon das A5 Cabrio hat.

Vor dem Start sollte man sich zunächst ausführlich mit dem neuen Bedienkonzept auseinandersetzen – während der Fahrt wäre die Ablenkung zu groß. Ein breiter Bildschirm hinter dem Lenkrad ersetzt die klassischen Rundinstrumente. Bedient wird via MMI-Satellit auf dem Getriebetunnel oder per Tasten am Lenkrad. Die meisten Funktionen sind auf diese Weise abrufbar; bis auf die Einstellung der Klimaanlage. Hierfür finden sich Taster in den runden Luftausströmern, was wohl die spektakulärste Neuerung im Innenraum des Audi TT sein dürfte.

Viel aufgeräumter lässt sich ein Kompaktwagen derzeit wohl nicht darstellen, viel besser auch nicht zusammenfügen. Design und Materialien gehen im Audi TT eine hochwertig anmutende Symbiose ein. Allerdings dürften es einige Beifahrer als etwas befremdlich empfinden, dass sie nun praktisch nichts mehr am Infotainmentsystem zu melden haben. Alles fokussiert sich auf den Platz am Lenkrad.

Audi TTS Roadster ist ein Fahrer-Auto

Hier hat Audi das Credo des auf den Piloten ausgerichteten Cockpits umgesetzt. Man fühlt sich im Mittelpunkt des Geschehens, von den serienmäßigen Sportsitzen tief ins Auto platziert und optimal zum Lenkrad ausgerichtet. Keine Frage: Besonders der Audi TTS Roadster versteht sich als Fahrer-Auto (drivers car, wie die Engländer sagen).

Es zelebriert die Leichtigkeit des Schnellfahrens ähnlich wie das Coupé. Nach wenigen Kilometern ist man bereits mit dem Audi vertraut, steuert ihn wie selbstverständlich. Das liegt an den niedrigen Bedienkräften ebenso wie an der neutralen Abstimmung des Fahrwerks; im Basispreis des Audi TTS Roadster sind die adaptiven Stoßdämpfer übrigens bereits enthalten. Auf Stellung Komfort saugen sie Unebenheiten lässig in sich auf und vermitteln gleichzeitig viel Rückmeldung vom Chassis.

Stellt man das Setup auf Dynamic und ESP auf Sport, dann untersteuert der Audi TTS Roadster auf griffiger Straße praktisch nie: Seine elektronisch geregelte Lamellenkupplung leitet das Antriebsmoment bereits beim schwungvollen Einlenken um bis zu 50 Prozent an die Hinterachse – und der Zweisitzer dreht behände mit dem Heck ein.

Eigentlich wäre das teure Doppelkupplungsgetriebe ein entbehrlicher Luxus – die serienmäßige manuelle Variante flappt wunderbar durch die Gassen (siehe Test des TT 2.0 TDI auf S. 37). Doch das Schaltraunen des DSG fügt dem Offenfahren eine ganz eigene Attraktion bei. Die Luftverwirbelungen spülen es jedes Mal in den Innenraum. Und es ist so heftig, dass man seinen Schalldruck zu spüren meint.

Elemente drücken sich herein

Schon um kein Dezibel davon wegzufiltern, lässt man das Windschott in der Versenkung und die Seitenscheiben unten. Dann drücken sich die Elemente so kräftig herein, dass trotz hoher Gürtellinie und flacher Frontscheibe Cabriofeeling aufkommt. Dennoch bleibt der Wind wohl dosiert – stürmisch wird es erst bei hohem Tempo.

Mallorca steht zwar permanent unter Schönwetterverdacht, doch tatsächlich nieselt es bereits seit einigen Kilometern. Anfangs leitet die flach stehende Frontscheibe das winterkühle Nass noch über den Kopf hinweg. Längst sind die Seitenscheiben oben. Klimaanlage und Nackenfön pusten erfolgreich die Kälte aus dem Cockpit, sind aber machtlos gegen den Regen. Zu spät: Die kurze Zeit an der Sonne hat unsere Sehnsucht längst wieder geweckt. Hau jetzt ab Winter! Wir wollen wieder offen fahren.

Technische Daten
Audi TTS Roadster
Grundpreis53.950 €
Außenmaße4191 x 1832 x 1345 mm
Kofferraumvolumen280 bis 712 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung228 kW / 310 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch7,3 l/100 km