Cupra Leon VZ Abt im Fahrbericht
Abt-Doping für den Leon VZ

Abt verpasst dem Cupra Leon VZ ein Chiptuning. Statt auf 300 PS kommt der Leon auf 360 PS. Wie spürbar das ist, zeigt die Testfahrt.

Cupra Leon VZ Abt
Foto: ams

Der Cupra Leon VZ will mit seinen 300 PS Alphatier der Kompaktklasse sein. Aber es geht noch kräftiger: Abt legt Hand an den Motor bzw. dessen Steuerungselektronik und presst 60 PS mehr aus dem Vierzylinder.

Erstmal gilt es jedoch den aufgepumpten Spanier aus der Innenstadt Mannheims zu steuern. Im Stop-and-Go-Verkehr macht der Leon eine gute Figur. Als Fahrmodus bietet sich hier die Einstellung Komfort an. So ist der Sound etwas gedämpfter und das Auto lässt sich entspannter Richtung Landstraße bewegen.

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360 PS und 450 Nm dank Abt-Tuning

Dort zeigt der Cupra seine Kraft. Im Komfort-Modus beschleunigt er sauber durch. Nie vermittelt das Auto das Gefühl, es könne vor Kraft kaum laufen. Der Fronttriebler ringt nicht um Traktion, sondern bringt die Kraft, die der zwei Liter große und turboaufgeladene Reihenvierzylinder liefert, mühelos auf die Straße. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zeigt sich den gestiegenen Anforderungen des Tunings gewachsen.

Dabei führt der Leistungszuwachs zu einer fülligeren Kraftentfaltung bei niedriger Drehzahl gegenüber dem Leon VZ aus der Serie. Abt gibt an, dass das maximale Drehmoment von 450 Nm zwischen 2.500 und 5.300 Umdrehungen pro Minute anliegt. Der 300 PS starke Serien-Cupra weist 400 Nm bei einer Drehzahl zwischen 2.000 und 5.200 Umdrehungen pro Minute aus. Eine große Verzögerung beim Ladedruckaufbau lässt sich nicht feststellen. Die Leistungskurve des Cupra mit Abt-Power zeigt nirgends ein Turboloch auf und hat ein beeindruckendes Drehmomentplateau.

Cupra Leon VZ Abt
Abt
Im Vergleich: Die Drehmomentkurve des Serien-Leon ist schwarz markiert, die des von Abt getunten Cupra ist rot.

Knackiger wird es im Sportmodus. Jetzt knurrt der Leon vernehmlicher – will sein Doping auf 360 PS und die zusätzlichen 50 Nm Drehmoment zeigen. Die maximale Leistung ruft der Kompakte zwischen 5.500 und 6.000 Umdrehungen pro Minute ab – der Serien-Leon hingegen zwischen 5.300 und 6.600 Umdrehungen pro Minute.

Cupra gibt beim 300 PS starken Leon VZ eine Beschleunigungszeit von 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h an. Das Abt-Tuning verkürzt den Sprint also um drei Zehntelsekunden auf 5,4 Sekunden – ein Unterschied, der subjektiv nicht und beim Messen vermutlich kaum festzumachen sein dürfte. Aber jetzt presst der Leon einen kurz regelrecht in den Sitz, wenn er den Befehl zum Öffnen der Drosselklappe bekommt. Dank der Antriebsschlupfregelung bleibt ein Reifen-Stakkato an der Vorderachse aus. Und der Cupra beschleunigt gut durch. Da huscht ein Lächeln über die Lippen des Fahrers, wenn der Leon losmarschiert. Zwar hat das Auto nicht die Power eines Mercedes-AMG A45 S, aber der drückt seine 421 PS auch auf allen Vieren in den Asphalt. Der Spanier hingegen schiebt nur über die Vorderräder an.

Im Sportmodus verleitet der Cupra, ihn manuell per Wippen am Lenkrad zu schalten, während das Steuer gut in der Hand liegt. Im Leon VZ passt das Cockpit zu den sportlichen Ansprüchen. Gut ist auch der Seitenhalt, den die Sitze im Cupra bieten. Der wird nötig, wenn der Leon sich in den Kurven beweisen muss.

Cupra Leon VZ Abt
ams
Der Cupra Leon VZ verfügt serienmäßig über 300 PS und 400 Nm Drehmoment. Dank Abt-Tuning kommt das Auto auf 360 PS und 450 Nm.

Straffes Fahrwerk mit genug Komfort

Und das will er. Im Gegensatz zum serienmäßigen Leon VZ mit 18-Zoll-Rädern und einer Breite von 225 Millimetern, hat der Testwagen 19-Zöller und 235er-Reifen draufgeschnallt. In den Kurven bietet der Kompaktflitzer guten Grip – lässt sich agil und direkt lenken. Der Cupra liefert dem Fahrer sofort Feedback und vermittelt dadurch Vertrauen. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht zu hart – zumindest nicht, wenn die Straße eben ist.

In der Stadt oder auf unebenem Untergrund sieht das anders aus. Hier wirken sich die Schläge bis in den Innenraum aus. Gullydeckel mag der straffe Leon nicht. Also lautet der Tipp: lieber umfahren. Sonst kann schon mal die Brille von der Nase rutschen.

Auf guter Fahrbahn zeigt der Leon jedoch seine Stärken. Wechselkurven auf der Landstraße machen Spaß. Das lockt den Spanier bei der Testfahrt nicht aus der Reserve. Nie vermittelt das Auto einem ein ungutes Gefühl am Steuer. Auch bei einem Tempo um die 100 km/h lässt sich der Leon sicher durch Wechselkurven bewegen. Zwar ist der Leon im Sportmodus etwas lauter, dennoch lässt er sich in diesem bei der Erprobung stressfrei fahren. Der Cupra überfordert den Fahrer am Lenkrad nicht und lässt auch in dieser Einstellung ausreichend Fahrkomfort zu.

Wem das reine Chiptuning von Abt nicht genügt, kann das Komplettpaket für den Leon von der Tuningschmiede auswählen. Dann gibt es neben der zusätzlichen Power auch eine Tieferlegung von bis zu 30 Millimeter und 20-Zoll-Räder mit einer Breite von 235 Millimetern. Preislich verlangt Abt für dieses Paket 6.790 Euro. Der Testwagen hingegen bekam lediglich das Chiptuning von Abt verpasst. Das kostet 2.450 Euro, während der getestete Leon ein Preisschild von 53.245 Euro umgehängt bekommt. Cupra verlangt in der Serienausstattung 42.270 Euro für den 300 PS starken Leon VZ. Zuzüglich käme man mit dem Abt-Tuning auf eine Summe von 44.720 Euro. Zum Vergleich: Der Golf R mit 320 PS (und Allradantrieb) kostet 52.895 Euro. Für den Audi S3 (ebenfalls Allradantrieb) und seine 310 PS möchten die Ingolstädter 50.700 Euro.

Fazit

Gelungene Amphetaminkur für den Cupra Leon VZ: Abt liefert mit dem Chiptuning mehr Power und mehr Drehmoment. Der Spanier vermittelt in Kombination mit Fahrwerk und Reifen auch im Sportmodus ein sicheres Gefühl. Preislich ist der Leon mit dem Tuning je nach Ausstattung eine preislich überlegenswert Alternative zur konzerninternen Konkurrenz wie Golf R oder Audi S3, wenn man ohne Allradantrieb gut leben kann, aber auf souveränen Durchzug nicht verzichten will.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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