Fahrbericht: DFM Forthing 4 U-Tour - günstiger China-Van

Da war doch mal was? Wer früher sieben Sitze oder sperriges Gepäck transportieren wollte, kaufte einen Van und keinen SUV. Das einst boomende Segment ist heute in Europa kaum noch vorhanden. Ford Galaxy und S-Max, Seat Alhambra und VW Sharan – nur ein Teil der Liste von Modellen, die es nicht mehr neu zu kaufen gibt. Die letzten verbliebenen Kompaktvans wie der VW Touran bieten, zumindest bei voller Bestuhlung, oft nicht mehr als einen Kompromiss.

Lohnt es sich, die Nische wieder mit Leben zu füllen? Der Importeur Indimo Automotive sagt "ja" und holt den DFM Forthing 4 U-Tour zu uns. Beginnen wir damit, die kryptische Modellbezeichnung zu entwirren.

Wer ist DFM?

Dongfeng Motors (DFM) ist ein chinesischer Staatskonzern, bisher bei uns mit der Marke DFSK (ein Joint Venture mit Sokon Motors) aktiv ist. Forthing ist ein Label des Herstellers, unter dem auch weitere Modelle zu uns kommen werden. Die Zahl Vier ordnet den Van in der Palette an. U-Tour? Wurde wohl vom Marketing beigesteuert.

Das ist geklärt – Zeit für eine Begutachtung des neuen Autos. Der 4,85 Meter lange Siebensitzer passt mit seinem Format bequem in Normgaragen und unter das Carport vor dem Reiheneckhaus. Dort dürfte er viele Blicke auf sich ziehen. Mit einem großen Grill im Lexus-Stil, goldenen Einlagen und den Felgen und LED-Zacken an den Scheinwerfern zeigt der Chinese ein typisch asiatisches Design.

Bei Dunkelheit leuchtet das Logo in der Frontmaske nicht nur, es pulsiert sogar. Darüber zeigt sich ein Löwe im Wappen – wie viele Passanten den Forthing 4 U-Tour wohl für einen Peugeot halten werden?

Business- und Economy-Class

Hinter der grellen Schminke steckt ein solider Charakter. Das erkennt man nach dem Öffnen der großen hinteren Türen. In der zweiten Reihe bietet der China-Van zwei Einzelsitze im Business-Class-Stil. Sie lassen sich elektrisch verstellen, heizen und lüften. Etwas umständlich ist der Einstieg in die dritte Sitzreihe, der mittig erfolgt. Das kennt man aus dem Flugzeug. Im Gang an den teuren Plätzen vorbei, hinter "in die Eco". Hier gibt es mehr Platz als in anderen Siebensitzern. Auch große Erwachsene dürften es hier zumindest auf Kurz- und Mittelstrecken aushalten. Isofix-Bügel gibt es ganz hinten leider nicht, nur auf den Einzelsitzen weiter vorne.

Bauartbedingt bleibt bei maximaler Bestuhlung nur ein kleiner Kofferraum. Er kann durch das Vorklappen der hintersten Sitzreihe vergrößert werden. Dann entsteht ein ebener Laderaum mit Teppichauslage.

Fahrer und Beifahrer können sich, zusätzlich zum Kälte- oder Wärme-Management von Gesäß und Rücken, während der Fahrt auch massieren lassen. Viel Luxus also im Mittelklasse-Van, der auch von Kopfstützen mit seitlich ausklappbaren Polstern unterstrichen wird.

Benzinmotor mit 177 PS

Das Cockpit mit großen Displays wirkt aufgeräumt, die runden Lüftungsdüsen haben ihr Vorbild bei Mercedes-Benz (A-Klasse, V-Klasse). Etwas gewöhnungsbedürftig ist nicht nur das Dreifarben-Ambiente mit Kunststoff-Holzdekor, sondern vor allem die Marmor-Optik auf der Mittelkonsole. Immerhin ist sie damit weniger kratzanfällig als Klavierlack-Verkleidungen. Die Kunstleder- und Stoffmaterialien auf Sitzen und Verkleidungen bieten eine angenehme Haptik, nichts klappert oder knarzt.

Über das zentrale Display lassen sich die Fahrzeugeinstellungen und Infotainment-Funktionen steuern. Apple Carplay oder Android Auto gibt es nicht. Wer mehr will als die Bluetooth-Verbindung, kann Smartphone-Inhalte über die Carbit-App spiegeln.

Per Druck auf den Startknopf beginnt der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit seiner Arbeit. Er leistet 130 kW / 177 PS und lässt seine bis zu 285 Newtonmeter von einem Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Vorwärtsgängen verwalten.

Das funktioniert ordentlich, wie die Testfahrten zeigen. Ohne großen Dynamikanspruch treibt der Verbrenner den Forthing 4 U-Tour ausreichend kräftig voran, das Getriebe arbeitet unauffällig. Vorn und auch im Fond reist man dank des schluckfreudigen Fahrwerks komfortabel. Gleichzeitig bietet die Abstimmung für den Fahrer eine ausreichende Rückmeldung aus der Richtung des Fahrbahnbelags.

Unterwegs wird der Pilot von einer Spurhaltefunktion, Totwinkelwarner mit Querverkehrsüberwachung und einem Frontkollisionswarner unterstützt. Leider fehlt eine adaptive Abstandshaltefunktion für die Geschwindigkeitsregelanlage. Im Alltag vor der Kindertagesstätte oder an der heimischen Garage hilft eine 360-Grad-Kamerarundumsicht beim Rangieren mit dem Van.

Hoher Verbrauch, niedriger Preis

Das kann beruhigen. Vor allem dann, wenn man sich zuvor über den unzeitgemäß hohen Benzinverbrauch aufregt. Von den 7,1 Litern, die der Van nach WLTP-Norm auf 100 Kilometern schlürft, ist die Anzeige des Bordcomputers weit entfernt. Am Ende der Testfahrten zeigt sie den Wert von 10,6 Litern an. Wenig hilfreich in dieser Hinsicht ist auch, dass die Start-Stopp-Automatik meist von der Klimaanlage überstimmt wird und der Motor beim Halt weiterläuft. Der Testwagen hatte beim Start noch nicht einmal 100 Kilometer auf dem Zähler. Vielleicht sinkt der Durst nach einer Einfahrzeit.

718 Wörter haben Sie nun über die Vor- und Nachteile des DFM Forthing 4 U-Tour gelesen. Dabei kommt erst jetzt das Hammer-Argument. Der Chinese startet zum absoluten Schnäppchen-Preis. 30.995 Euro will der Importeur für den Forthing 4 U-Tour haben, inklusive der luxuriösen Ausstattung.

Auf den Gebrauchtwagenmärkten findet man zu diesem Tarif meist Siebensitzer-Vans mit sechsstelligen Kilometerständen. Neuwagenkunden will der DFM Forthing 4 U-Tour mit einer Dreijahres-Garantie ködern. Finanzierungs- oder Leasing-Angebote muss man aber, da es kein zentrales Angebot gibt, aber direkt mit dem Händler vor Ort besprechen.