In Imola bekommen fast alle Autos im Feld ein neues Gesicht. McLaren gab uns schon im Miami einen Vorgeschmack, wie das aussehen könnte. Der WM-Dritte änderte seinen MCL38 gleich in elf Details. Man kann von einem halb neuen Auto sprechen. McLaren beschränkte sich nicht nur auf aerodynamische Korrekturen. Die neue Vorderachse verändert die Gewichtsverteilung. Und die kleineren Kühleinlässe erforderten auch Maßnahmen unter der Verkleidung. Die Kühler mussten verschoben werden.
Neben McLaren hat Mercedes das größte Upgrade gebracht. Ursprünglich sollte der W15 in einem großen Paket in Imola aufgerüstet werden, doch Mercedes hat den neuen Unterboden, den modifizierten Frontflügel-Flap, die anders angewinkelte Spurstange der Vorderachse und die neu positionierten Kühlkiemen in einem Kraftakt schon für Miami fertiggestellt. Die Änderungen waren auf dem Papier eine Zehntelsekunde wert.
Mercedes konnte nur zwei Exemplare für das sechste Saisonrennen fertigstellen. Mit den alten Sprint-Regeln hätte man das Experiment nicht gewagt. "Das neue Format gibt uns die Chance einer Korrektur am Samstag. Das reduziert das Risiko, wenn einer der Böden kaputtgehen sollte", erklärte Chefingenieur Andrew Shovlin.
Von außen waren bei Alpine keine neuen Teile zu erkennen. Unter der Verkleidung wurde dem A524 aber eine Diätkur verpasst.
Diätkur bei Alpine
Toro Rosso hat seiner Unterboden-Spezifikation von Suzuka eine weitere Version hinzugefügt. Sie soll nun auf allen Streckentypen eine Verbesserung bringen. Auch Haas arbeitete weiter am Unterboden. Der neue Diffusor schafft mit einem aggressiveren Anstieg mehr Expansion und damit mehr Abtrieb.
Alpine hat zwar keine Aero-Upgrades in die FIA-Liste schreiben können, hatte aber dennoch Neuigkeiten zu vermelden. Die Autos liegen jetzt am Mindestgewicht. Zum Teil durch ein neues Chassis, zum Teil durch radikale Abspeckmaßnahmen an anderer Stelle.
Aston Martin und Sauber brachten streckenspezifische Änderungen nach Miami. Der neue Heckflügel von Aston Martin wirkte allerdings sehr ambitioniert. Er kam aber im Rennen nicht zum Einsatz. Laut Teamchef Mike Krack hat man nach dem Training gemerkt, dass die alte Version besser mit dem Streckenlayout und den Reifen harmoniert.
Der McLaren wurde vom vorderen bis zum hinteren Ende umgebaut.
Hier ist unser Überblick über die Upgrades von Miami:
Red Bull
- Unterboden-Kante: Eine Verbindungsstütze für ein Winglet an der Unterboden-Kante wurde entfernt, um Gewicht zu sparen.
Mercedes
- Unterboden: Der Unterboden bekam im Mittelteil eine neue Form. Er bildet jetzt über die gesamte Länge eine Wölbung. Damit ändert sich das gesamte Dach des Bodens und natürlich die Teile darunter. Die Kante hat jetzt fünf Kerben im mittleren Bereich.
- Kühlkiemen: Die Anzahl der Kühlkiemen wurde wegen der hohen Temperaturen erhöht.
- Frontflügel-Flap: Die obere Kante wurde etwas gestutzt, um den Antrieb lokal zu reduzieren.
- Vorderradaufhängung: Der Winkel der vorderen Spurstange wurde verändert
McLaren
- Frontflügel: Komplett neue Geometrie mit einem Hauptblatt, das in der Mitte weniger stark ausgestellt ist und drei Flaps mit neuen Formen.
- Vorderradaufhängung: Neue Geometrie. Die vorderen oberen Querlenker sind nach vorne gepfeilt.
- Bremsbelüftungen vorne: Die Kühlschächte und das Winglet an der Bremstrommel wurden verändert.
- Unterboden: Das Dach des Bodens ist im vorderen Bereich stärker angewinkelt und an die neuen Seitenkästen angepasst.
- Kühleinlass: Der Kühleinlass bekam nach Red-Bull-Vorbild einen längeren Überbiss. Der quadratische Kühleinlass wurde verkleinert.
- Seitenkasten: Mit dem neuen Kühleinlass änderte sich auch der vordere Teil der Seitenkästen. Der Undercut zum Unterboden ist jetzt größer geworden.
- Motorabdeckung: Die Heckverkleidung wurde an die neuen Seitenkästen angepasst. Alles stand unter dem Motto: mehr Abtrieb für weniger Luftwiderstand.
- Kühlkiemen: Der seitliche Kühlauslass wurde der veränderten Strömung über die Motorabdeckung angepasst. Die fünf Kiemen sind damit neu platziert.
- Hinterradaufhängung: Geometrische Anpassung der Querlenker im Bereich der hinteren Bremsbelüftungen.
- Bremsbelüftungen hinten: Völlig neue Konstruktion mit modifizierten Winglets und einem Auslass, der stark nach oben gerichtet ist.
- Beam Wing: Der Beam Wing wurde im Vergleich zum Heckflügel etwas entlastet. Es war die einzige streckenspezifische Änderung.
Mercedes zog sein Unterboden-Upgrade vor, das eigentlich erst für Imola geplant war.
Aston Martin
- Frontflügel: Die Flaps haben einen sanfteren Anstellwinkel. Das sollte mit dem neuen Heckflügel korrespondieren.
- Motorabdeckung: Größerer Kühlauslass im Heck, um die Kühlung bei hohen Temperaturen zu verbessern.
- Heckflügel: Neuer streckenspezifischer Heckflügel mit einer direkten Anbindung des Flaps an die Heckflügelendplatten.
- Beam Wing: Reduzierung auf ein Element (wurde nicht gefahren).
- Cockpit-Kühlkanal: Vergrößerte Kühlöffnung für das Cockpit am vorderen Chassis-Schott (wurde nicht gefahren).
Alpine
- Gewichtsreduzierung: Beide Autos liegen nun am Gewichtslimit.
Williams
- Frontflügel: Kürzere Abrisskante am obersten Flap
Toro Rosso
- Unterboden: Der vordere Teil des Bodens wurde in seiner Höhe und Form modifiziert. Auch die Leitbleche haben sich in Form und Anordnung geändert.
- Diffusor: Modifikation im vorderen Bereich.
Sauber
- Frontflügel: Neue Profile für die oberen zwei Flaps. Reduziert den Luftwiderstand.
- Heckflügel: Der Flap hat einen flacheren Anstellwinkel. Das Upgrade ist streckenspezifisch.
Haas
- Diffusor: Aggressivere Expansion mit einem kleinen Flap an der hinteren Kante
