Erster Test Opel Mokka
Kaffeefahrt mit dem Hoffnungsträger

Wir waren mit dem Opel Mokka 1.4 Turbo 4x4 unterwegs. Hält das Kompakt-SUV, was sich Opel von ihm verspricht?

Opel Mokka 1.4 Turbo 4x4 Fahrbericht / erster Test
Foto: Opel

Der Kleine muss ein Volltreffer werden, und Opel hat nur einen Schuss. Das ist den Verantwortlichen durchaus klar, und so ist die Erleichterung bei der Fahrpräsentation des Opel Mokka greifbar: über 40.000 Vorbestellungen hat man bereits aus ganz Europa eingesammelt, davon rund 10.000 alleine in Deutschland. Eine beachtliche Zahl von „Blindbestellungen“, denn erst seit Oktober stehen die für Deutschland homologierten Modelle zu einer Kontaktaufnahme bereit.
 
Das mit dem „Sub-Kompakt“ gilt es als erstes zu klären, denn so ordnet Opel den Neuzugang ein. Doch der Opel Mokka ist alles andere als ein Kleinwagen. Fast zehn Zentimeter länger als ein VW Golf steht er deutlich erwachsener vor dem Betrachter, als es Fotos rüberbringen können, speziell von vorne wirkt er direkt bullig. Im Konkurrenzumfeld erreicht der Opel Mokka ziemlich exakt die Abmessungen des Skoda Yeti, der ebenfalls als Gegner auserkorene Mini Countryman ist rund 20 Zentimeter kürzer und zehn niedriger.

Unsere Highlights

Wenn Mokka, dann bitte mit Allrad

Downsizing gibt es dagegen durchaus zu betrachten: bei den Motoren. Als Diesel tritt der Opel Mokka mit einem 1,7-Liter-Vierzylinder an, unsere erste Testfahrt machten wir mit dem 1,4-Liter-Benziner. Der ist nach neuer Mode zwangsbeatmet, ein Turbolader setzt den Reihen-Vierer unter Druck und erzeugt eine respektable Literleistung von 100 PS. Die insgesamt 140 Pferde und 200 Newtonmeter Drehmoment bekommen es mit keiner unlösbaren Aufgabe zu tun: der Opel Mokka 1.4 Turbo 4x4 wiegt 1.350 Kilo. Mit ein Grund für das vergleichsweise geringe Leergewicht ist das leichte Allradsystem: Verteilergetriebe, Kardan und das komplette Antriebssystem der Hinterachse bringen gemeinsam gerade einmal 65 Kilo auf die Waage. Ein Grund mehr auch für Unentschlossene, die fragwürdige Idee eines frontgetriebenen SUV zu den Akten zu legen und gleich die zu Ende konstruierte Allradvariante zu nehmen.

In der Opel-Planung wird der Anteil Turbo-Benziner zu Turbo-Diesel mit jeweils 45 Prozent paritätisch ausfallen, die ausschließlich als Fronttriebler erhältliche Basisvariante mit dem 1,6-Liter-Sauger spielt mit zehn Prozent nur eine untergeordnete Rolle.

Der Mokka ist auch innen Opel

Der Innenraum des Mokka ist unmissverständlich Opel. „Wrap-Around-Design“ nennen es die Rüsselsheimer, das Cockpit fließt optisch um Fahrer und Beifahrer herum. Zum drücken und drehen gibt es reichlich: Das Multifunktionslenkrad bietet exakt ein Dutzend Schaltmöglichkeiten, im linken Lenkstockhebel wird der Bordcomputer mit Anzeige zwischen den Instrumenten bedient.

Eine heftige Schalterlandschaft wartet schließlich in der Armaturenmitte. Doch die ist nur auf den ersten Blick mit fast 50 Tasten und Reglern hoffnungslos überfrachtet. Beim zweiten hinsehen und begreifen ergibt das Sammelsurium einen gewissen Sinn. Die Klima-Einstellungen sind in einer separaten Insel zusammengefasst, der obere Teil wird von der Bedieneinheit des Multimediasystems dominiert. Der Hintergedanke: jede Funktion bekommt einen eigenen Schalter, statt sich mit einem Scroll/Tipp/Drehregler oder auf einem Touchscreen durch zig Untermenüs zu hangeln. Das ist zwar anfangs unübersichtlich, doch mit zunehmender Gewöhnung an das Auto erheblich einfacher, effektiver und vor allem bei der Bedienung während der Fahrt sicherer.

Der Opel Mokka ist kein Raumkreuzer

Luftige Weite sucht man im Opel Mokka vergebens, da ist das Adjektiv „kompakt“ dann doch angebracht. Es ist aber keine drangvolle Enge, eher das körperbetonte Gefühl eines gut sitzenden Maßanzugs. Zumindest vorne. Die Sitzposition lässt sich mit den hervorragenden, aber leider auch mindestens 1.240 Euro teuren Ergonomie-Sitzen mannigfaltig einstellen. Den Gürtel enger schnallen sollten dagegen die Hinterbänkler: nimmt vorne ein Sitzriese Platz, gibt es hinten nur noch eine schmale Spalte für die Beine, auch bei wohlwollenden und kompakt geratenen vorderen Passagieren ist die Beinfreiheit auf den Rücksitzen unterdurchschnittlich. Als Familienauto geht der Opel Mokka deshalb nur bei optimistischer Betrachtung und kleinen Kindern durch, obwohl das Gepäckabteil mit 356-1.372 Liter passabel ausfällt. Hier würden wir uns etwas mehr Variabilität etwa mit einer verschiebbaren Rückbank oder neigungsverstellbaren Lehnen wünschen, doch die gibt es auch gegen Aufpreis nicht.

Nicht ganz geglückt ist außerdem das Kapitel Übersicht. Die Außenspiegel, leicht nach unten geneigt, vermitteln trotz asphärischer Wölbung keinen idealen Rückblick auf das Verkehrsgeschehen, und beim Blick nach hinten mit den dicken C-Säulen und der vergleichsweise winzigen Heckscheibe befindet sich der Opel Mokka mit seiner gewollt Coupé-haften Silhouette in bester Gesellschaft mit dem Range Rover Evoque: sieht von außen klasse aus, von innen sieht man aber eher wenig nach draußen.

Opel Mokka: so fährt er

Und, wie fährt er? Kurz und knapp: respektabel! Der kleine Turbo-Benziner agiert sehr laufruhig und unaufdringlich, liefert aber einen angesichts des Hubraums bemerkenswerten Schub. Im hohen Gang aus 1.000 Umdrehungen durchbeschleunigen geschieht durchaus souverän und ohne Geruckel, fast wie ein Diesel, nur leiser. Andersrum kann er auch, nämlich bei fleissig betätigtem Schalthebel richtig kernig drehen und dabei auch ordentlich marschieren. Dass es bei schwerem Gasfuß mit den Fabelwerten aus dem EU-Zyklus vorbei ist, wissen wir längst von anderen derartigen Konzepten: Turbo läuft, Turbo ... na, Sie wissen schon. Gilt auch für den Mokka. Flott gefahren sollte man sich an acht bis neun Liter Verbrauch gewöhnen, behutsame Zeitgenossen können den Durst allerdings durchaus auch auf sechs Liter drücken, wie der Bordcomputer auf unserer ersten Testfahrt versprach.

Gut gelungen ist offensichtlich die Aerodynamik des Opel Mokka. Windgeräusche sind auch bei hohem Tempo kaum präsent. Direkt leise ist er allerdings nicht, Abroll- und Motorgeräusche produzieren eine respektable Geräuschkulisse, bei hohem Tempo wird es schlicht laut. Großes Lob gibt es dagegen für die Fahrwerks- und Lenkungsabstimmung. Die elektrisch unterstützte Lenkung reagiert bei höherer Geschwindigkeit extrem direkt, so lässt sich der Opel Mokka fast auf Fingerzeig zielgenau dirigieren. Das passt wie die Fahrwerksabstimmung perfekt zum quirligen Turbo-Benziner, denn hier ist der Spagat zwischen sportlich und komfortabel recht gut gelungen. Unebenheiten werden – für diese Fahrzeugkategorie – ordentlich absorbiert, gleichzeitig lässt sich der Opel Mokka durchaus engagiert durch Kurven treiben.

Fazit:
Wer zu den 10.000 deutschen Erstbestellern gehört, hat keinen Fehler begangen. Der Opel Mokka ist ein ordentlich gemachtes SUV und hat in seiner Klasse durchaus das Zeug, etablierte Konkurrenten aufs Korn zu nehmen.

Was wir mögen:

+ Verarbeitung und Materialqualität
+ Quirliger, durchzugsstarker Turbo-Benziner
+ Gut abgestimmtes Fahrwerk, direkte Lenkung
+ ausgezeichnete, aber leider teure Ergonomie-Sitze

Was uns nicht gefiel:

- immenser Durst bei hohem Tempo
- hohes Fahrgeräusch auf der Autobahn
- knappe Beinfreiheit hinten
- wenig Variabilität Rücksitze/Gepäckraum
- schlechte Übersichtlichkeit

Technische Daten
Opel Mokka 1.4 Turbo 4x4 Innovation
Grundpreis26.705 €
Außenmaße4278 x 1777 x 1658 mm
Kofferraumvolumen356 bis 1372 l
Hubraum / Motor1364 cm³ / 4-Zylinder
Leistung103 kW / 140 PS bei 4900 U/min
Höchstgeschwindigkeit186 km/h
Verbrauch6,4 l/100 km