Fahrbericht BMW M8 Competition Cabrio (2019)
Ganz schön sportwagig, der Zweitonner

Sein unbändiger 4,4-Liter-Achtzylinder-Biturbo heizt bereits dem M5 Competition mit 625 PS ein. Doch was kann der Motor im offenen 8er – genauer: in dessen heißester Ausprägung M8 Competition?

BMW M8 Competition Cabrio
Foto: BMW / Wolfgang Gröger-Meier / Daniel Kraus

Grundform und Abmessungen des M8 Cabrios, das es hierzulande nur als Competition-Modell gibt, entsprechen denen des normalen 8er Cabrios, das als M850i xDrive knapp 100 PS weniger an die vier Räder bringt. Dank M-Schürzen mit größeren Lufteinlässen und schwarzen M-blemen rundum wirkt der Body jetzt noch bulliger, was keine optische Täuschung ist: Karosserie-Versteifungen, Überrollbügel und elektrohydraulisches Stoffverdeck, das sich wie beim Rolls-Royce Dawn faltenfrei über den Innenraum spannt und Außengeräusche mit vier Lagen Dämmmaterial wirkungsvoll eliminiert, treiben das Leergewicht auf gut zwei Tonnen. Damit wiegt der 2+2-Sitzer sogar mehr als die Langversion des Siebeners mit identischem Antrieb. Autsch!

Unsere Highlights

Es fehlt etwas Extravaganz

Während das Hintensitzen wie im normalen 8er Cabrio wegen knapper Kniefreiheit und steiler Lehne sowohl offen als auch geschlossen Platzängste schürt, sitzt man vorn ausgesprochen komfortabel: Beheizbare Sportsitze samt Armauflagen in Türen und Mittelkonsole sowie Nackenfön heizen ordentlich ein. Dunkles Leder, Alcantara und Unmengen Karbon-Dekor verleihen dem BMW-Interieur einen sportlicheren Look. Rote M-Tasten am Lenkrad sind nicht nur zur Zierde, sondern lassen sich mit der Lieblingsabstimmung konfigurieren. Trotzdem fehlt es dem M8 an einer Portion Extravaganz, wie sie die offene Konkurrenz à la Bentley Continental GT oder Aston Martin DB11 innewohnt. Kritik erntet das digitale Cockpit-Display, das nur im Track-Modus die wichtigsten Infos in der Mitte sortiert statt an den Bildschirmrändern. So unterscheidet es sich wenigstens etwas vom über 100.000 Euro günstigeren Dreier.

BMW M8 Competition Cabrio
BMW / Wolfgang Gröger-Meier / Daniel Kraus
Vorne geht es im BMW M8 Competition Cabrio sehr komfortabel zu.

Von der Mittelklasse-Limo stammt auch das Infotainment OS 7 (Operation System) samt persönlichem Assistenten. Das überlässt es dem Fahrer, ob er Befehle via Touchscreen, Gesten oder Dreh-Drück-Steller erteilt. Die intuitive Sprachsteuerung nimmt es zudem locker mit der des MBUX von Mercedes auf. Das haben Sie schon öfter gelesen? Na gut: „Hey, BMW, mir ist langweilig.“ Schon antwortet die freundliche Stimme: „Sie haben wohl noch nicht den Sport-Modus ausprobiert?“ Und schaltet die Sportanzeigen auf das Mitteldisplay.

Der V8 bollert nicht so obszön wie bei AMG

Bei wolkenlosem Himmel wollen wir so natürlich offen fahren. Also Dachschalter ziehen, und schon schwingt sich die Textilkappe in nur 15 Sekunden in den Kofferraum, womit sich dessen nutzbarer Inhalt auf die Größe von zwei Reisetrolleys reduziert. Ohne das serienmäßige Windschott wirbelt der Fahrtwind kräftig durch den Innenraum.

Der Auspuff reißt im Sport-Plus-Modus die Klappen weit auf, sprotzelt und bollert – nicht so obszön wie der Motor eines AMG, aber eine Stufe krawalliger als im Coupé. Ab 1.800/min blasen die größeren Turbos im heißen V zum Angriff, halten den 750-Nm-Drehmomentschub gefühlt bis kurz vor den Begrenzer aufrecht. Mit Launch Control und 625 PS geht’s in knapp über drei Sekunden auf hundert und mit M-Drivers-Paket bis Ü-300 km/h. Aber geht’s auch schnell ums Eck?

Mit Technik gegen die Physik

Ja, und wie! Mit enormem technischem Aufwand stemmt sich das Cabrio gegen sein stattliches Eigengewicht und die entsprechend hohen Fliehkräfte: M-Sportfahrwerk samt Adaptivdämpfern und aktiver Wankstabilisierung sowie ein M-Sportdifferenzial an der Hinterachse halten es trotz hecklastiger Kraftverteilung auf Kurs. Wer will, kann wie im M5 auf reinen Hinterradbetrieb switchen – empfehlen können wir das aber nur echten Könnern, denn dann geht das Dickschiff ohne elektronische Helferlein nur noch quer.

Mit eingelegtem Allrad beeindruckt der M8 mit großartiger Traktion, die dich schnell ans Limit, aber nur selten darüber hinaus bringt. Im Kurven-Wirrwarr des portugiesischen Hinterlands fädelt dich die serienmäßige Allradlenkung ganz easy entlang der Ideallinie. Die Achtgang-Automatik schaltet wie gewohnt so exakt und schnell, dass die Schaltwippen am Lenkrad schnell Staub ansetzen. Dabei wirken sowohl die optionale 19-Zoll-Keramik-Bremsanlage als auch die semislickartige 20-Zoll-Mischbereifung unbeeindruckt vom Fahrzeuggewicht.

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... tolles Auto, das allerhöchste technische Ansprüche erfüllt.... ganz sicher kein Sportwagen, da viel zu groß und schwer.

Fazit

Klingt ganz schön sportwagig? Ist es auch! Und doch verliert der M8 nur selten seine Komfort-Contenance. So fühlt sich das Cabrio stets nach offenem Gran Turismo an, wird auf Gasdruck aber zum abartigen M-onster.

Technische Daten
BMW M8 Cabriolet M8 Competition
Grundpreis178.400 €
Außenmaße4867 x 1907 x 1353 mm
Kofferraumvolumen350 l
Hubraum / Motor4395 cm³ / 8-Zylinder
Leistung460 kW / 625 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch11,2 l/100 km