Ferrari 812 GTS im ersten Check
Auch ohne Dach immer noch super fast

2017 brachte Ferrari den 812 Superfast auf die Straße. Sein dachloser Bruder ist der 812 GTS mit elektrischem Hardtop. Wir haben ihn im ersten Check.

Ferrari 812 GTS
Foto: Ferrari

Bei Ferrari den modellpolitischen Durchblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. 2012 präsentierten die Italiener den F12 Berlinetta mit V12-Saugmotor und festem Dach. Es folgten verschiedene Ausbaustufen wie der F12 Tdf und vor allem zahlreiche Sondermodelle – Darunter auch welche mit ohne Dach.

So gab es ein weiß-blaues Einzelstück genannt SP3JC. 2014 verloren zehn F12 ihr festes Dach komplett und gingen als F60 America an gut betuchte amerikanische Ferrari-Kunden die seit dem ihre Roadster in gut gesicherten Garagen wegsperrten. 2017 evolutionierte Ferrari den F12 dann zum 812 Superfast, um ihn jetzt mal wieder das Dach und Namenszusatz zu nehmen. Der Wichtigste Unterschied zu den offenen Vorgängern: Der 812 GTS hat ein elektrisches Hardtop und ist nicht limitiert.

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Ursprünglich war der 812 nur als Coupé geplant. Das ist dem offen GTS jedoch nicht anzusehen. Im Gegenteil, Ferraris Designabteilung hat es geschafft das zweiteilige Hardtop zu integrieren ohne die wunderbare GT-Linie des Superfast zu zerstören. Offen wie geschlossen wirkt der Targa-artige Zweisitzer mit seinen Doppel-Höckern wie aus einem Guss.

Ferrari 812 GTS
Ferrari
Wer hier sitzt, hat die Kraft über 800 PS in seinen Händen.

Innen fast 1:1 der Superfast

Zeit hineinzukrabbeln. Die Fahrertür schwingt weit auf und so sackst du ohne anzuecken in den tief montierten Carbonschaltensitz. Unterschiede zum 812 Superfast? Gibt’s im Cockpit fast keine. Egal, ob Carbonlenkrad mit stehenden Schaltpedal für das 7-Gang-Doppelkupplunsgetriebe und Manettino-Drehhebel für die Wahl der Fahrmodi. Selbst Lüftungsausströmer und Infotainmentdisplay – alles sitzt am gleichen Platz. Der Beifahrer freut sich auch hier über einen eigenen kleinen Touchscreen oberhalb des Handschuhfachs, mit dem er das Infotainment steuert oder sich die Fahrdaten anzeigen lässt.

Hinter den eng geschnittenen Sitzschalen gibt’s im GTS jedoch keinen Stauraum für Gepäck. Auch die vom Superfast gewohnt breite Ski-Durchlade musste dem Verdeckkasten weichen. Immerhin verkleinert die vom F8 Spider adaptierte Konstruktion, die die Italiner Retractable Hardtop (kurz RHT) nennen, nicht den Standartkoffer. Auch auf die Gefahr hin, dass das hier keinen interessiert: 250 Liter reichen für zwei Golfbags, um im Ferrari-Fahrer-Klischee zu bleiben.

Haben Sie 14 Sekunden Zeit?

In der Mittelkonsole gibt’s dann doch noch einen zusätzlichen Schalter, den für das zweiteilige Hardtop. Also Knöpfchen ziehen und schon schwingt sich Klappdach leise sirrend hinter die Sitze und verschwindet unsichtbar unter der in Wagenfarbe lackierten Abdeckung. Das Ganze dauert – egal in welche Richtung – gerade mal 14 Sekunden und funktioniert laut Ferrari bis Tempo 45.

Da der 812 ursprünglich nicht als Cabrio geplant war, mussten sich die Ingenieure aber ein paar Tricks einfallen lassen, um Fahrtwind und -geräusche auszusperren. Wie schon beim LaFerrari Aperta erzeugen zwei kleine L-förmige Flaps in den oberen Ecken der Windschutzscheibe einen Wirbel, der den Fahrwind über den Innenraum hinweg direkt zum Heck umleitet. Bei geöffneten Fenstern leiten zudem zwei Schlaufen oberhalb der Kopfstützen den Fahrtwind ab, sodass keine Turbulenzen im Innenraum entstehen.

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Glatte 800 PS für 340 km/h

Wie das superschnelle Coupé setzt auch der offene Ferrari 812 GTS auf den frei saugenden 6,5-Liter großen V12-Motor. Die wichtigsten Stammtischdaten: Genau 800 PS und 718 Newtonmeter maximales Drehmoment schickt der 812 GTS an die Hinterräder – darf sich somit leistungsstärkster Serien-Spider nennen. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h benötigt er knapp 3 Sekunden. Die 200 km/h-Marke wäre in nur 8,3 Sekunden fällig und bei 340 km/h wäre dann die Frisur endgültig zerstört. Das Problem, den Schlüssel rückt Ferrari noch nicht raus und das obwohl die Hausstrecke nur einen Steinwurf vom Foto-Studio entfernt ist.

Fazit

Ferrari baut endlich wieder ein V-12-Cabrio in Serie – und was für eins. Mit 800 PS ist der 812 GTS das stärkste Cabrio auf dem Markt. Dazu passt der wunderschöne GT-Look und das, obwohl der Ferrari nie als Cabrio geplant war.

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