Aston Martin Vantage V8
Quer im Luxus-Sportler mit 665 PS

Bevor Aston Martin zur Elektromobilität wechselt, erhält der Vantage ein Update. Ein Sportwagen mit V8-Motor und Hinterradantrieb – lebendig und breitbandig.

Die aktuelle, insgesamt bereits vierte Vantage-Generation ist seit 2018 am Start. Bevor die Briten endgültig Richtung Elektromobilität abbiegen, erhält das Sportwagenkonzept mit Verbrenner-Frontmotor und Hinterradantrieb noch mal ein kräftiges Update. Der Vantage folgt damit den DB12-Modellen, welche die Briten bereits im Vorjahr aufgefrischt hatten. Sie wollen offensichtlich so lange wie möglich an der reinen Sportwagen-Lehre festhalten.

Und wie fährt er? Breitbandig und lebendig

Der Vantage gibt den überzeugenden, dabei ebenso schnellen wie komfortablen Sport Granturismo inklusive Komfort und Langstreckenkompetenz sowie einem hinreißend bassig-energisch klingenden V8-Motor. Überdies explizit Handling-lebendig, fair rückmeldend und konsistent bis hin zur optionalen Keramikbremse, die mit festem Pedalgefühl kräftig verzögert. Das passende Umfeld für den Achtzylinder liefert weiter das bekannte Alu-Chassis, das für mehr Verwindungssteifigkeit zusätzliche Verstärkungselemente in den Unterboden eingeschweißt bekommt. Dazu zählen neue Querstreben vor und hinter dem Motor sowie an der Hinterachse. Derart gerüstet, sollen die Fahrdynamik und die Fahrpräzision spürbar zulegen.

Unsere Highlights

Querfahren? Es liegt in Deiner Hand

Ebenfalls auf das Fahrdynamikkonto zahlen die neu abgestimmten adaptiven Dämpfer mit deutlich größerer Spreizung ein. Verschiedene Grundeinstellungen lassen sich per Drehregler vom Cockpit aus voreinstellen. Zur Wahl stehen fünf Fahrmodi: Wet, Sport, Sports Plus, Track und Individual. Zuwenig Querbeschleunigungs-Party in der konstant übersetzten, je nach Modus unterschiedlich stark unterstützten E-Lenkung? Dann ran den ATC-Regler. Er steuert bei deaktiviertem ESP die Schlupfregelung zwischen kontrollierter Entspannung (1) und absoluter Freiheit (Off). In Stufe 5 gibt der trocken 1.695 Kilogramm schwere Vantage beim Einlenken den willig eindrehenden, bei entsprechendem Pedaleinsatz dann Kurvenausgangs mit dem Heck drängenden Sportskameraden. Ohne alles muss der Pilot die Chose allein balancieren, mit der 50/50-Gewichtsverteilung und dem mächtigen Motormoment des Transaxle-Aston spielen. Grundsätzlich kein Problem angesichts reichlicher Rückmeldung der Lenkung, fein dosierbarer Kraftentfaltung und Drehfreude, der auf den Punkt arbeitenden ZF-Achtgangautomatik plus dem kalkulierbaren Eigenlenkverhalten. Kalkulierbar kann dabei auch heißen: Querfahren. Jetzt. Und so richtig. 665 PS-Frontmittelmotor plus Hinterradantrieb halt.

Genauer gesagt bleibt das Herzstück des Vantage ein Verbrenner-V8, der auf jegliche Elektrounterstützung verzichtet, dafür aber weiter zwei große Turbolader einspannt, um die Leistungsbereitschaft zu erhöhen. Den in den Grundzügen von AMG stammenden Vierliter-Achtzylinder peppen in der neusten Version modifizierte Nockenprofile, optimierte Verdichtungsverhältnisse, größere Turbolader und eine mit zusätzlichen Kühlern für Öl und Wasser verbesserte Kühlung auf. Um die ganze Power-Herrlichkeit auf den Asphalt zu bringen, steht der Aston aus gutem Grund auf Michelin Pilot Sport 5 S mit spezieller Aston-Kennung (hinten 325/30-21). Angesichts des übers komplette Drehzahlband bis 7.000/min motivierten V8 keine leichte Aufgabe. Andererseits: Im dynamischen Alltag hilft die vorausschauende Regelelektronik, die etwa mittels einer neuen Sechsachsen-Sensorik arbeitet, ebenso wie das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial.

Aston Martin gibt eine Spitzengeschwindigkeit von 325 km/h und eine Sprintleistung von 3,4 Sekunden von null auf 100 km/h an. Für maximierten Fahrspaß wurden die Achsübersetzung verkürzt und die Kalibrierung der Schaltung auf noch schneller Gangwechsel getrimmt. Den Wechsel der Fahrstufen kann der Pilot über Paddel am Lenkrad initiieren. Optimale Spurteinlagen unterstützt ein neues Launch-Control-System. Wer dabei auf Show steht, kann den erlaubten Schlupf vorgeben. Schnell langsam wird der Vantage mit 400 und 360 Millimeter großen Gussbremsscheiben, in die sich vorn Sechskolbenzangen und hinten Vierkolbenzangen verbeißen. Noch mehr Energie vernichten lässt sich mit den optionalen Carbon-Keramik-Stoppern (410 und 360 mm).

Luxus und Dynamik? Kein Widerspruch

Auf der anderen Seite ist da ja die Achtstufigkeit des ATC, dank der man sich etwa von Stufe fünf sukzessive ans Fahrdynamikabenteuer heranarbeiten – oder es einfach lassen kann. Schließlich ist der Vantage ja auch noch Luxus-Coupé mit einem geschmackssicher gestaltetem Highspeed-Boudoir für zwei. Auf Wunsch vollflächig in Alcantara und Karbon, passend zur Bandbreite des Vantage entweder mit bequemen Sportsitzen oder zupackenden Karbonschalen. Für Freude beim Bedienen sorgen die physischen Regler und Tasten, teils aus Metall. Bei einem Preis kurz vor 200.000 Euro eigentlich erwartbar, dennoch nicht mehr unbedingt die Regel. Überhaupt gefallen das unaufgeregte Innenraum-Arrangement samt 10,25 Zoll-Screen und optionalem Bowers & Wilkins-Surroundsystem mit zwei Verstärker und 15 Lautsprechern, was für raumfüllend räumlichen Klang bei solidem Bassfundament sorgt. Wäre auch komisch, wenn man sich an Bord eines ultraschnellen, geschmackssicheren Gentleman-Sportlers mit Scheppersound abgeben müsste. Darunter sind die Tasten und Schalter für Fahrstufenwahl, Heizung, Lüftung sowie zur Fahrwerksteuerung und weitere Funktionen platziert.

Mehr Breite, mehr Schlitze

Im Vergleich zum Vorgänger wächst die Karosserie über 30 Millimeter in die Breite. Die Front prägen ein neu geformtes und vergrößertes Kühlermaul sowie die neu eingezogenen seitlichen Lufteinlässe. Hinzu kommen ein neuer Frontsplitter sowie vollständig neu gezeichnete Matrix-LED-Scheinwerfer mit integrierten Tagfahrleuchten. Zwischen den nun breiter ausgestellten Radläufen spannen sich ebenfalls verbreiterte Seitenschweller-Verkleidungen auf. Hinzu kommen rahmenlose Türspiegel und nun versenkte Türgriffe sowie neu modellierte seitliche Entlüftungsschlitze hinter den Vorderrädern. Am Heck beeindrucken der verbreiterte Stoßfänger mit seitlichen Lufteinlässen und die im Durchmesser gewachsenen Endrohre der Vierfach-Anlage. Für die Farbgebung der Karosserie können Kunden auf eine breitere Farbpalette zugreifen.

Umfrage
Wünschen Sie sich einen Sportwagen ? ;-)
9680 Mal abgestimmt
Klar!Nope!

Fazit

Der Aston Martin Vantage, ein Sport Granturismo mit V8-Motor, bekommt ein Update für mehr Dynamik und Präzision. Mit 665 PS und einer Spitze von 325 km/h vereint er Luxus und Leistung.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten