Hyundai i10 blue 1.0 und VW Up 1.0 im Fahrbericht
Kleinstwagen ganz schön groß

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Es ist gar nicht so lange her, da waren Kleinstwagen noch Notbehelf für kürzere Fahrten. Heute können die Minis mehr als nur Stadtverkehr. Als Maßstab unter den cleveren Kleinen gilt der VW Up. Doch nun macht ihm der neue Hyundai i10 ernsthaft Konkurrenz.

Hyundai i10 blue 1.0 Trend, VW 1.0 high up, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Ein Blick zurück ist immer erlaubt: „Lieber schlecht gefahren als gut gelaufen“ endete in Heft 5/1991 der Test eines Kleinstwagens aus europäischer Produktion, der in Basisausstattung 10.485 Mark, in der GLX genannten Topausstattung gar 11.550 Mark kostete. 34 PS sorgten mit Getöse für schütteren Vortrieb, die Abgase von 7,1 Liter verbranntem Benzin pro 100 Kilometer wurden durch einen ungeregelten Katalysator larifarigereinigt, und die Sicherheitsausstattung bestand aus zwei dünnen Kopfstützen und Dreipunkt-Automatikgurten.

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VW Up federt besser, dafür sitzt man im Hyundai i10 komfortabler

Nein, früher war eben nicht alles besser. Das zeigen die zwei Minimalisten in diesem Fahrbericht mehr als deutlich. Etwas länger, breiter und höher bauend, wären sie wie das Bonsai-Mobil der jungen Wir-sind-ein-Volk-Ära in einem Auto-Quartett so etwas wie der Schwarze Peter (falls sie überhaupt vertreten wären). Doch bei genauerem Hinsehen sind sie clever und charmant gemacht.

Das beginnt schon mit den kommoden Sitzen, die im Hyundai i10 wegen ihrer besseren Ausformung noch einen Tick angenehmer sind als im VW Up. Der versteht sich dafür etwas besser aufs Federn. Wo der Hyundai i10 gelegentlich stößig wird und auch schon einmal mit der Hinterhand nachwippt, bleibt der VW Up im Tritt. Längere Reisen sind daher keine Zumutung, zumal der Geräuschkomfort der zwei wirklich gelungen ist.

Der Hyundai i10 Blue 1.0 erlaubt sich auf derben Wellen zwar hin und wieder ein leichtes Poltern der Hinterachse. Doch was von Fahrtwind, Reifen und Motor zu hören ist, ist im Grunde nicht der Rede wert. Mit 71 dB(A) bei 130 km/h ist er sogar messtechnisch leiser als der VW Up 1.0 mit 73 dB(A). Der subjektive Eindruck stimmt mit den Messwerten überein, doch auch der VW Up ist weit davon entfernt, ein Krakeeler zu sein.

VW Up ein amtlicher Viersitzer

Diesen rundum beachtlichen Komfort können durchaus vier Personen erleben, denn trotz ihrer knappen Außenmaße sind beide sehr wohl ernsthafte Viersitzer. Der VW Up ist das sogar amtlich, denn seine Rücksitzbank trägt nur zwei Kopfstützen und zwei Sicherheitsgurte. Das ist fast ein bisschen schade, denn dank fast zehn Zentimeter mehr Innenbreite wäre er viel besser als der Hyundai i10 dazu geeignet, kurze Strecken zu fünft zurückzulegen.

Auch die erlaubte Zuladung ließe das zu, sofern Fahrer und Begleiter Hosen und Hemden nicht in der XXXL-Abteilung kaufen: 421 Kilogramm darf der Hyundai i10 schleppen, der VW Up lässt es bei etwas sparsamen 357 Kilogramm gut sein.

Doch wo sollte man auch hin mit viel Gepäck? Etwas mehr als 250 Liter Volumen liegen hinter den Heckklappen, sofern die Rücksitze nicht umgeklappt werden. Das Erweitern des Kofferraums geht im VW Up leichter von der Hand als im Hyundai i10, der zudem mit einer höher liegenden Ladekante mehr Kraft beim Verstauen schwerer Gepäckstücke fordert.

Aber nun keine Dramatisierung bitte: Autos dieses Kalibers werden ja nur selten für Schwertransporte genutzt. Und daher reicht das Gebotene, zumal die Maximalvolumina (1.046 Liter beim i10, 959 Liter beim Up) durchaus für den kleinen Studenten- Umzug zwischendurch taugen.

VW Up und Hyundai i10 mit netten Innenräumen

Im Normalfall des Kleinstwagen-Alltags erlauben sich der Hyundai i10 und VW Up auch keine Blöße. Sie erfreuen vielmehr mit nett gemachten Innenräumen, die mit einer Reihe von praktischen Ablagen, durchdachter Bedienung und sogar Stilbewusstsein gefallen.

Klar, es gibt hier nicht sooo viel zu bedienen, denn elektrisch einstellbare Sitze oder adaptive Dämpfer sind nicht mal optional zu haben. Aber die Instrumente erfreuen mit klarer Grafik und bester Ablesbarkeit, die gängigen Schalter und Hebel sind verwechslungssicher und gut erreichbar angeordnet, wenn man mal von der VW-Sparsamkeit absieht, die dem Up in der Fahrertür einen Schalter für den Fensterheber der Beifahrerseite versagt.

Das alles wird serviert an freundlich gestylten Armaturenbrettern, wobei das des Hyundai i10 weniger kleinstwagenhaft wirkt als jenes im VW Up und auch mehr Lüftungsdüsen mitbringt. Überhaupt geht Hyundai das Thema Serienausstattung spendabler an: Im gefahrenen Modell Trend, das für 200 Euro Aufpreis zum Modell Blue mit Start-Stopp-System wird, sind zum Beispiel eine Heizung für Lederlenkrad und Vordersitze serienmäßig an Bord. Selbst die hinteren Türen, die sich VW mit 480 Euro extra bezahlen lässt, kosten hier keinen Aufpreis. Und auch hinten gibt es elektrische Fensterheber und nicht wie im VW Up nur Ausstellfenster, die manuell bedient werden wollen.

Das schafft Sympathie, und die wird nicht geringer, wenn die Motoren ins Spiel kommen. Denn der 67-PS-Dreizylinder von Hyundai läuft einen Hauch weniger kernig als der des VW Up und hängt untenherum sogar spontaner am Gas. Dass der Hyundai i10 etwas milder beschleunigt als der Up mit 75 PS, wird nur im direkten Vergleich deutlich und ist im Alltag sehr gut verschmerzbar.

Beide kein Verkehrshindernis

Dass es bei beiden mit der Elastizität nicht weit her ist, lässt sich verkraften. Denn mit den präzise geführten Schalthebeln ist ein kleinerer Gang schnell eingelegt. Und dann geht es mit sympathischem Dreizylinder-Trommeln flott genug voran, um kein Verkehrshindernis zu sein.

155 km/h läuft der Hyundai i10 maximal, 171 km/h sind es beim VW Up. Davon dürfte keine Kaufentscheidung abhängen. Auch Verbrauch (i10 6,4 Liter pro 100 Kilometer, Up 6,4 Liter), Fahrsicherheit (bis in den Grenzbereich gut beherrschbar mit sanftem ESP-Eingriff, ordentliche Bremsleistung hier wie da) und Lenkung (etwas mehr Präzision und Feedback beim VW Up) offenbaren keine Unterschiede, die den Ausschlag geben könnten.

Bleibt am Ende das Geld, bei dem ja bekanntlich jede Freundschaft endet. 11.820 Euro kostet der gefahrene Hyundai i10, der gegen 820 Euro Aufpreis noch über Multifunktionslenkrad, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Parksensoren hinten, LED-Tagfahrlicht und Nebelscheinwerfer verfügt.

13.680 Euro schlagen für den viertürigen High Up zu Buche. Der steht anders als der Hyundai i10 Trend serienmäßig auf Alurädern, hat aber Kopfairbags nur für die erste Reihe. 1991 hätte das alles wie Science-Fiction geklungen. Doch nicht nur deshalb wirken die geforderten Preise gerechtfertigt. Denn diese zwei sind nicht notgedrungen, sondern gerne klein. Und damit ganz schön groß.

Fazit

Beide sind gut gemachte Kleine nicht ohne Chic und Charme. In der Gunst knapp vor dem fein geschliffenen und geräumigen VW Up liegt der deutlich billigere und mit üppiger Garantie ausgestattete Hyundai i10. Ganz wichtig: Beide machen Spaß.

Technische Daten
Hyundai i10 blue 1.0 TrendVW Up 1.0 high up!
Grundpreis11.970 €13.680 €
Außenmaße3665 x 1660 x 1500 mm3540 x 1645 x 1489 mm
Kofferraumvolumen252 bis 1046 l251 bis 959 l
Hubraum / Motor998 cm³ / 3-Zylinder999 cm³ / 3-Zylinder
Leistung49 kW / 67 PS bei 5500 U/min55 kW / 75 PS bei 6200 U/min
Höchstgeschwindigkeit155 km/h171 km/h
Verbrauch4,6 l/100 km4,7 l/100 km