Importracing-Nissan GT-R
Mehr Leistung für Godzilla

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Tuner Importracing stärkt den altbekannten Nissan GT-R. Mit mehr als 750 PS macht sich Godzilla auf der linken Spur breit. Die Beschleunigung ist gewaltig, die Dosierbarkeit gut. Das Fahrverhalten passt auch auf der Landstraße.

Importracing-Nissan GT-R, Exterieur
Foto: Achim Hartmann

Der Nissan GT-R ist der Routinier unter den Sportwagen. Fast 14 Jahre hat die Baureihe R35 inzwischen auf dem Buckel. Seither fußt sie auf dem immer gleichen Grundgerüst: sechs Zylinder, Turboaufladung, sechs Gänge, Doppelkupplung, Allrad, bullige Karosserie, vier Endrohre.

Aus dem Sport wissen wir, dass Routine gewiss nichts Schlechtes ist. Dann nicht, wenn man sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Das hat der GT-R mit der einen oder anderen Modellpflege getan. Zum Spitzensportler ist er nie geworden. Der Japaner steckte die ein oder andere (herbe) Niederlage in Vergleichstests ein, doch mit seinem Basispreis hat er immer gepunktet. Vor vier Jahren noch, da hat das Sportcoupé mit 570 PS unter 100.000 Euro gekostet. Heute sind es 112.340 Euro für die Black Edition.

Unsere Highlights

Druck en masse

Seinen ganz eigenen Charme hat der GT-R sowieso. Diese Tatsache, und dass mit der Serie noch Luft nach oben ist, macht ihn zu einem beliebten Objekt der Tuningbranche. Womit wir angekommen wären beim gestärkten Godzilla von Importracing aus dem schwäbischen Benningen am Neckar.

Importracing-Nissan GT-R, Motor
Achim Hartmann
Umfassende Änderungen an Mechanik und Software verhelfen dem V6-Turbo zu 762 PS.

Noch schlendert er für seine Verhältnisse im sechsten Gang bei 130 km/h über die Autobahn. Die Turbos säuseln bei einer Drehzahl von 3.000 Touren. So geht das, bis die letzten Autos vor ihm die linke Spur räumen. Jetzt darf er sich endlich ausleben.

Du trittst das Gaspedal durch, die Lader sprechen schnell an, die rote Nadel saust über das zentrale Ziffernblatt. Zwei Schübe zeichnen den Weg bis auf die Drehzahlspitze. Bei knapp unter 4.000 Touren verschärft er die Gangart, schiebt mit so viel Druck an, dass du meinst, da könne viel mehr gar nicht kommen. Falsch gedacht: Der V6 zündet bei knapp 5.000 Touren gefühlt den Nachbrenner.

Schnell zeigt der Tacho links in der Instrumententafel eine Geschwindigkeit von 275 km/h. Maximal sollen bis zu 340 Sachen drin sein. Dann begrenzt die Elektronik.

Importracing-Nissan GT-R, Exterieur
Achim Hartmann
Der Getunte soll in 2,9 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis auf 340 Sachen sprinten. Dann begrenzt die Elektronik.

Um den Getunten voll auszuleben, sollte man besser eine Rennstrecke mit langen Geraden aufsuchen. Dorthin verschlägt es uns dieses Mal nicht. Dennoch zur Info: Für eine bessere Performance hat Importracing eine Bremsanlage mit neuen Scheiben, Belägen und verbesserter Kühlung (4.900 Euro) im Angebot.

Dass da mächtig Druck auf dem Kessel ist, spürt der Fahrer auch weit unterhalb der Maximalgeschwindigkeit. Das Blow-off-Ventil lässt bei Gaswegnahme Dampf ab. Pfff: Der GT-R schnaubt – wie herrlich! Importracing hat den 3,8-Liter-Sechszylinder umfassend überarbeitet. Zwei größere Turbos, Schmiedepleuel, neue Einspritzdüsen, geänderte Ansaugführung, dazu viele weitere Maßnahmen an der Peripherie des Motors.

Der V6 erbeutet 762 PS und würgt die Kurbelwelle mit bis zu 860 Nm. Die Kosten für das Upgrade: 23.000 Euro. Die Kraft überträgt ein verstärktes Getriebe: unter anderem mit gefrästen Kupplungskörben und optimierter Ölpumpe (4.000 Euro).

Importracing-Nissan GT-R, Exterieur
Achim Hartmann
Für 990 Euro tragen die verbreiterten Kotflügel oben und hinten Kiemen. Für den nötigen Grip sorgen breite Reifen, der Radsatz kostet 5.450 Euro.

Der Tuner verspricht ein standfestes Paket. Wir können sagen: Bei unserer Testfahrt über 700 Kilometer gab es keinerlei Auffälligkeiten. Der GT-R machte, was er soll. Funktionierte stets im grünen Bereich. Das Schöne: Importracing hält die vielen PS in geordneten Bahnen. Soll heißen: Die Leistung erwischt den Fahrer nicht plötzlich auf dem falschen Fuß, sondern türmt sich wie beschrieben nach und nach auf.

Testfahrt auf der Alb

Für die Querdynamik verschlägt es uns auf die Schwäbische Alb. So ein GT-R wiegt um die 1.750 Kilogramm, die er ohne Wankausgleich oder Hinterachslenkung auch nicht verheimlichen kann. Auf der Bremse nickt der Vorderbau etwas, dann wirft sich der getunte Nissan in die erste Rechts, überfällt direkt danach eine Linkskurve und verschlingt die Gerade bis zu den nächsten Ecken.

Die Lenkung ist für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig um die Mittellage. So hat Nissan sie halt abgestimmt. Ansonsten aber fuchst sich der Vorderbau präzise in die Kurve, wenn man nicht zu schnell einbiegt. Seine Stärke spielt der Nissan am Kurvenausgang aus. Leistung ist dank Importracing en masse vorhanden, die Allradkupplung schaltet die Vorderachse zu, sodass die Hinterachse auf der Landstraße praktisch nie ins Schlingern gerät.

Importracing-Nissan GT-R, Exterieur
Achim Hartmann
Über 160.000 Euro kostet der getunte GT-R. Der Nismo beginnt bei 220.200 Euro. Und der hat 162 PS weniger.

Für den nötigen Grip sorgen breite Reifen. Der Sound ist genauso furios wie der Vortrieb. Der Sechszylinder dreht über 7.500 Touren, während er sich die Seele aus dem Leib brüllt. Zum Glück ist die Felswand rechts mit Netzen gesichert.

Die Umbau-Liste geht über Motor und Getriebe hinaus. Importracing legt den Sportwagen über ein KW-Fahrwerk um 20 Millimeter tiefer, verbaut neue Gummis für die Achslager und härtere Stabilisatoren (4.500 Euro). Selbst im Komfortmodus steckt der Fahrer auf Unebenheiten ein. Der Radsatz kostet 5.450 Euro. Die Außenfassade trimmt man mit verbreiterten Kotflügeln, die auf der Oberseite und hinten Kiemen tragen (990 Euro), sowie durch eine Spoilerlippe auf dem Heckflügel (979 Euro). Den Türgriff in Alu-Optik beschichtet Import­racing mit einer Lage Carbon. Es ist ein kleines Puzzlestück, um ein einheitlicheres Bild zu schaffen. Beim Serien-GT-R mischt Nissan aus Sicht des Tuners zu viele verschiedene Alu-Töne. So kleidet man selbst zum Beispiel auch die Türen in Carbon-Optik aus (2.199 Euro). Genauso trägt das Lenkrad (990 Euro) Kohlefaser.

Fazit

In Summe ergibt sich ein stimmiges Paket, das seinen Preis hat. Doch zum Nismo, der Topversion des Herstellers, sind es noch 60.000 Euro. Und die hat 162 PS weniger.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten