Jaguar C-X75 Fahrbericht
Elektro-Renner mit Gasturbinen

Der Sportwagen Jaguar C-X75 erregt nicht nur mit seiner Form Aufsehen. Auch das Antriebskonzept des E-Renners, der zum 75-jährigen Firmenjubiläum aufgebaut wurde, mit zwei Gasturbinen als Range Extender setzt neue Maßstäbe.

Jaguar C-X75
Foto: Jaguar

Es könnte am Licht liegen. Die Sonne strahlt am Rande des Pazifischen Ozeans wie die Augen frisch verliebter Paare am Strand. Dazu das Rauschen der Palmen und das leise aufbrandende Meer. Doch selbst wenn man sich statt der kalifornischen Szenerie auf dem Flughafen von Santa Monica deutsches Novemberwetter in Wanne-Eickel vorstellen würde, wäre der erste Eindruck des Jaguar C-X75 nicht weniger umwerfend. 

Schönster Jaguar aller Zeiten ist ein Elektrosportwagen

Denn um beim Anblick des Jaguar C-X75 auf die Knie zu sinken, muss man weder verliebt, verlobt noch verheiratet sein – es reicht der Blick auf eine Karosserieform, die so verführerisch wirkt wie Scarlett Johansson im weißen Kleid oder George Clooney mit schwarzem Rolli. Keine Frage: Ein schönerer Entwurf ist Designchef Ian Callum noch nie gelungen. Ein Auto, das dem Wappentier alle Ehre macht: animalisch, kraftvoll, sprungbereit. Über welchen aktuellen Jaguar kann man das schon sagen?

Die gedrungene Form, die kräftigen Kotflügelwölbungen und die kauernde Position ganz knapp über dem Asphalt vermitteln dem 4,65 Meter langen und nur 1,20 Meter hohen Jaguar C-X75 die Anmutung eines Gipfelstürmers, der rasant zu beschleunigen vermag, dafür gelassen aus etwa 500 PS schöpft und sich bei Abruf der vollen Leistung genussvoll einen Liter Brennstoff nach dem anderen gönnt – so der erste Eindruck.

Jaguar C-X75 mit unkonventionellem Antriebskonzept

Doch der zweite Blick zählt. Wer durch die transparente Heckscheibe schaut, sieht ein Antriebskonzept, das mit konventioneller Technik wenig gemein hat. Der Jaguar C-X75, gebaut anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums von Jaguar, ist im Grunde seines Herzens eine grüne Ökoflunder, ein E-Auto mit 110 Kilometer Reichweite, wenn die Energie der Lithium-Ionen-Batterien voll ausgeschöpft wird.

Eckdaten des Jaguar C-X75 gleichen Fabelwerten

Zum technologischen Überflieger wird der grüne Jaguar C-X75-Bomber aber durch das ungewöhnliche Konzept seines Reichweitenverlängerers. Zwei kleine Gasturbinen, angeordnet hinter den Sitzen der Passagiere, produzieren mit bis zu 80.000 Umdrehungen so viel Strom an Bord, dass der rassige Zweisitzer 900 Kilometer unterwegs sein kann, bevor er wieder an die Steckdose muss.

Daraus ergibt sich eine Mischung, die den Jaguar C-X75 echte Fabelwerte in den Asphalt brennen lässt: Die vier E-Motoren produzieren zusammen 580 kW und monumentale 1.600 Nm Drehmoment. Von null auf 100 rennt das Einzelstück in 3,4 Sekunden, von 80 auf 120 km/h geht es in 2,3 Sekunden – wenn die Fuhre mal auf Touren ist.

Bei der ersten Begegnung mit dem Jaguar C-X75 auf dem Flugplatz von Santa Monica war das noch nicht der Fall. Das edle Designerstück zeigte sich ausgepowert von Film- und Fotoarbeiten und lechzte nach einem Schuss Netzstrom aus der Steckdose. Für eine kleine Runde um Hangar 8 reicht es trotzdem – weit genug, um zu erkennen, dass man im Jaguar C-X75 tief sitzt, von engen, fest installierten Schalensitzen umrahmt wird und in ein Captain-Future-Cockpit mit digitalen Anzeigen blickt. Man kann in den Jaguar C-X75 eintauchen – im wahrsten Sinne des Wortes: Die Oberflächen im Bereich des Instrumententrägers, Wählhebel und Teile des Lenkrads sind aus weichem Neopren, jenem Material also, das Taucher und Surfer für ihre Anzüge nutzen.

Jaguar C-X75 könnte in Serie gehen

Zwei Tage später, auf der Bühne der Los Angeles Auto Show, ist dem Jaguar C-X75 seine vorübergehende Atemnot nicht mehr anzumerken. Der langjährige Designchef Ian Callum präsentiert den vierrädrigen Traum auf Rädern vor dem US-Publikum – und erteilt allen, die wissen wollen, wann das Auto auf den Markt kommt, zunächst einmal eine Absage.

Doch wahre Jaguar-Fans lassen sich nicht einfach so abwimmeln. Dem Vernehmen nach gibt es diverse Angebote, für einen Jaguar C-X75 in Serienform um eine Million Dollar zu zahlen – da soll dann auch Jaguar und dem indischen Besitzer Tata ein Licht aufgegangen sein.