Jaguar XKR 5.0 L V8 Kompressor
510 PS-Coupé im Fahrbericht

Schnörkellos auf den Punkt bringt der Kompressor-V8 des Jaguar XKR seine 510 PS und 625 Newtonmeter: Gewaltig und doch kultiviert schlagen sie zu. An der Coupé-Topversion gibt es nach dem Facelift wenig zu nörgeln.

Jaguar XKR
Foto: Rossen Gargolov

Die Limousine Jaguar XF ging mit gutem Beispiel voran, und das Coupé XK folgt ihr nun mit ähnlich perfekten Manieren: Öffnet der Fahrer die Tür und lässt sich nieder, pulsiert der Startknopf rot, was so viel heißt wie: "Stets zur Verfügung, Sir."

Die moderne Variante des englischen Dandys

Man drückt den Knopf andächtig, und während man sich zurückziehen will, surrt der Wählhebel der Sechsgang-Automatik aus seiner Vertiefung geradewegs in die vom Startknopf zurückweichende Handfläche. Auch nach der Modellpflege bleibt der XK die moderne Variante des englischen Dandys, der nun an Extravaganz noch zugelegt hat - mit wuchtigeren Stoßfängern, vorn mit zusätzlichen seitlichen Lufteinlässen und einem Wulst unter den Scheinwerfern. Hinten ist die Schürze tiefer heruntergezogen, zudem sorgen geänderte Rückleuchten für einen auffälligeren Abgang bei Nacht. Außerdem blinkt der XK nun aus den Spiegelgehäusen. So viel zu den äußeren Werten.

Bemerkenswert wenig Kraftstoff-Verbrauch

Neuausrichtung bei den inneren Werten: Die Sportlichkeit sollte verbessert werden, ohne jedoch das refinement, also die Kultiviertheit, zu vernachlässigen. Am besten lässt sich dies am Topmodell, dem Jaguar XKR , überprüfen. Sein komplett neu konstruierter Fünfliter-V8 leistet nun 510 statt 416 PS beim 4,2- Liter und stemmt 625 statt bisher 560 Nm Drehmoment. Er wird nach alter Tradition von einem Eaton-Kompressor angeblasen. Modern dagegen ist die Direkteinspritzung. Drücke von bis zu 150 bar halten den durchschnittlichen CO2-Ausstoß unter 300 Gramm pro Kilometer, was einem gemittelten Verbrauch von 12,3 Liter Super Plus entspricht - bemerkenswert wenig in der 500-PS-Liga.

Vorschub ohne Kompressor-Heulen

Unter der relativen Sparsamkeit leidet der Vortrieb keineswegs: Aus dem Keller schiebt der V8 großvolumig an, die Leistung entfaltet sich im einschüchternd gleichmäßigen Steigflug bis etwa 7.000/min. Einem Könner soll der Standardsprint auf 100 km/h in 4,8 Sekunden gelingen - so viel zur mitreißenden Sportlichkeit. Und das Ganze vollzieht sich anders als bisher völlig ohne Kompressor-Heulen.

So viel zur Kultiviertheit. Das Roots-Gebläse wurde zur Stimmbildung geschickt, um sein Heulen wegzutrainieren, während der Achtzylinder dem Tiefbass frönt: Eine Art Höhrrohr leitet das Ansaug-Grollen unters Armaturenbrett. Es vermengt sich mit dem Auspuff-Fauchen zum sportlich-potenten Ton, der - refinement! - niemals aufdringlich wird. Ebenfalls im Hintergrund bleibt die ZFAutomatik. In Stufe D wechselt sie die Gänge stets im drehmomentstarken Bereich.

Neue adaptive Bilstein-Dämpfer

Auf Stufe S wird sie aktiver, ohne Nervosität zu verbreiten. Sportfahrer können via Schaltpaddel ins Geschehen eingreifen, was vor allem beim Zurückschalten vor Kehren praktisch ist. Neu sind die adaptiven Bilstein-Dämpfer, die mit höherer Variabilität arbeiten und Belästigungen auf der Langstrecke ebenso unterbinden wie Karosserietorkeln im Kurvengewühl. Wer sich von der Sportlichkeit anstecken lässt, schaltet die Stabilitätskontrolle in den Trac-Modus, was kleine Heckstüber gestattet - oder er deaktiviert sie auf abgesperrter Strecke komplett. Selbst das beunruhigt den 2+2-Sitzer nicht - er bleibt im Drift stabil wie wenige seiner Klasse. Dabei hilft das elektronisch gesteuerte Hinterachsdifferenzial mit Sperrwirkung bis zum starren Durchtrieb.

Üppige Serienausstattung

Das deutliche Mehr an Leistung und Motivation kalkuliert Jaguar mit einem Aufschlag zum Vorgänger des Jaguar XKR von rund 4.500 Euro. Ab 26. April gibt es für 103.900 Euro nicht nur sportliche Beigaben wie das adaptive Fahrwerk, das Sperrdifferenzial, die große Bremsanlage und die 19-Zoll-Felgen. Äußerst kultiviert ist die übrige Serienausstattung mit Bixenon-Scheinwerfern, Klimaautomatik, Abbiegelicht, Einparkhilfe, Sitzheizung, Wurzelholz, elektrisch verstellbaren Sportsitzen, Bowers-und- Wilkins-Stereoanlage, Tempomat (gegen Aufpreis mit Abstandsregelung) sowie ZF-Automatik.

Nicht zu vergessen die guten Manieren: der voller Vorfreude rot pulsierende Startknopf sowie das beim Start beflissen herausfahrende Wählrad des Automatik-Getriebes.

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