Fahrbericht Lynk & Co. 01 PHEV
Zweimotoriger Abo-Öko im Test-Video

Der kompakte Lynk & Co 01 teilt sich die Basis mit dem Volvo XC40, wird aber vor allem per Abo angeboten. Kostenpunkt: 550 Euro.

Lynk&Co 01 Fahrbericht
Foto: Lynk&Co 01

Hey, Leute, wischt Ihr gerade mit dem Finger über den Screen Eures Device? Dann seid ihr hier richtig! Es geht um den Lynk & Co 01. Ein Auto. Oder vielleicht doch ein mobiles Smartphone, wie Lynk meint? Zumindest ist der 4,50 lange Kompakt-SUV nicht unbedingt was für Leute, die Samstagnachmittag mit dem Poliertuch um ihr Auto rumtänzeln und ein Häkelkissen mit dem Nummernschild ihres Auto auf der Heckablage haben. Ihres Autos ...

Um dieses Thema geht es Lynk & Co. Eigentum ist irgendwie gestrig, ja eigentlich sogar uneingeschränkter Besitz. Lynk möchte den 01 am liebsten im Abo unter die Leute bringen und diese gleich noch zusammen, denn mittels einer App dient das Device als Schlüssel und Sharing-Instrument, zudem gibt es einen digitalen Schlüssel und einen eigenen Sharing-Button im Wagen. Kennenlernen sollen sich Mitglied und 01 in Clubs statt in benzinmiefigen, gern auch mal lieblos-kühlen Verkaufsräumen. Club. Ist doch viel fancyer. So richtig ums eigene Auto kümmern ist doch echt von gestern.

Unsere Highlights

Viel besser: "no hassle", wie Lynk & Co es nennt. Du zahlst 55

0 Euro im Monat (die sich durch Sharing reduzieren lassen) und hast Ruhe. Ruhe vor stressigem Zeug wie Versicherung, Reparaturen oder dem Wechsel von Sommer- auf Winterreifen, womöglich noch die Einlagerung der schmuddeligen Dinger. Lynk ist eher so wie Musik von Spotify oder Essen von Lieferando. Großartig, oder? Platten auflegen, wie umständlich. Oder Kochen, pfft. Da muss man vorher einkaufen, kann sich schneiden und muss danach abwaschen. Klamotten und Wohnung müffeln nach Fett. Und wer möchte seinen Wagen schon in die Werkstatt bringen. Aus diesem Grund hat Lynk & Co auch keine, wird aber diesbezüglich mit Volvo kooperieren, egal wie digital Du bist, ganz ohne Mechaniker geht es halt nicht. Sie holen den Wagen und stellen ihn wieder vor die Haustür. Hm.

Vollausstattung serienmäßig

Ach, Sie meinen Volvo bietet auch sowas an, Sixt und Konsorten ebenfalls. Langzeitmiete oder Abo? Stimmt, aber Volvo ist teurer und bei den Vermietern kann man sich das Auto nicht immer hundertprozentig aussuchen. Viel Auswahl hat mein beim 01 nicht. Es gibt ihn nur in Blau oder Schwarz sowie grundsätzlich voll ausgestattet bis hin zu Abstandsregeltempomat, Stereoanlage, WiFi-Hotspot, Ambientelicht, Sprachsteuerung und Panoramaglasdach. Und: Sixt und Co haben keine Clubs, so wie Lynk & Co. Selbst wenn diese momentan für uns nicht so zentral liegen. Amsterdam und Göteborg. Aber, hey, dort haben sie loungige Sofas, eine Sauna und leckere Drinks.

Lynk&Co 01 Fahrbericht
Lynk&Co 01
Trotz der Technik-Verwandtschaft mit dem Volvo XC40: Lynk & Co setzt auf einen eigenständigen Look.

XC40 als enger Verwandter

Und Sixt ist kein chinesischer Konzern so wie Lynk & Co. Die gehören zum Geely-Konzern und deshalb teilt sich der 01 seine Plattform (CMA, Compact Modular Architecture) mit dem Volvo XC40. Basis bedeutet Fahrwerksplattform (die etwa in der Länge skalierbar ist) und Antrieb. Bei diesem gibt es die Auswahl zwischen Hybrid und Plugin-Hybrid, jeweils mit einem 1,5 Liter großen Dreizylinder, der mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und einer E-Maschine kooperiert.

Miller oder Power

Der schwächere Verbrenner (143 PS) im Hybriden beherrscht den Miller-Cycle, also ein besonders effizientes Brennverfahren, was leichte Einbußen beim Drehmoment bedeutet, die wiederum von der E-Maschine überbrückt werden. Die 180 PS-Variante im PHEV kann nicht millern, drückt dafür ziemlich kräftig, womit wir mitten im echten Fahrbericht sind. Ziemlich geräumig hier drin, mit enormer Beinfreiheit hinten, wo sich der längere Radstand gegenüber dem Plattformbruder Volvo XC40 bemerkbar macht. Nur dass der Lynk statt nordischem Aroma sein eigenes hat. Außen mit eigenständigem Grill, Scheinwerfern und Seitenlinie, innen mit eigenständiger Architektur bis hin zu Instrumenten, Bildschirm, Mittelkonsole, Lenkrad und Sitzen. Die sind mit Econyl bezogen, einem Stoff, der sich anfühlt wie recycelte Fischernetze. Was daran liegt, dass… Sonderlich komfortabel sind sie nicht, die Langstreckentauglichkeit testen wir dann beim richtigen Test.

Lynk&Co 01 Fahrbericht
Lynk&Co 01
Wer seinen Abo-01 fürs Carsharing freigibt, kann die Monatsmiete drücken.

Die Innenraumkamera knipst mit

Bedienung? Problemlos. Swiper kommen sofort klar und lassen sich auch nicht von der zunächst geringen Auswahl auf dem Bildschirm abschrecken. Einmal mehr Swipen und alles ist da. Und sollte mal Reifendruck physisch zu kontrollieren sein: Lynk hat zwei Speichen farblich deutlich markiert, zwischen denen steckt das Ventil. Easy peasy. Auch großartig: die serienmäßige Dashcam, für die Aufzeichnung der Fahrt oder das Fotografieren von Sehenswürdigkeiten (so Lynk), sowie, und das ist was Besonderes: die Innenraumkamera. Sie knipst während der Fahrt Selfies. Wozu das, fragen Sie? Ja sind sie schwarzweiß aufgewachsen, mit Wim Thoelke und Ilja Richter? Okay. Dann fragen sie mal ihre Kinder nach der Galerie auf ihrem Handy. Da können schonmal 3000 Bilder drauf sein. Von sich. Selfies. Manche sind sich eben selbst genug. Ob das Lynk auch genug ist? Wir wissen es nicht. Aluhüte könnten schon auf komische Gedanken kommen, wenn das Auto einer chinesischen Marke permanent filmt, Fahrten aufzeichnet und die Insassen ebenfalls registriert. Aber, ach, egal, wer ein Smartphone hat ist eh gläsern.

Spurhalten, LED-Leuchten, Verkehrszeichen erkennen

Deshalb zurück zu unserer Fahrt mit dem 01. Der 1,9 Tonner lenkt unauffällig, weder schluffig-soft noch anspornend mit strammer Dynamik. Ähnlich der Komfort: der Lynk (hinten mit Multilenker-Achse), federt mit seinen 20-Zöllern (HEV: 18 Zoll) verbindlich, straff, jedoch nicht stößig, swingt flott und handlich durch die Stadt. Überdies gefällt mit er nützlichen Dingen wie elektrischer Heckklappe, hinter der sich 466 bis 1.213 Liter Stauraum verbergen. Hinzu kommen Zweizonen-Klimaautomatik und Assistenzen für Notbremse, Querverkehr, Spurhaltung, Stau, Totwinkel und Verkehrszeichen, LED-Scheinwerfern und Klimatisierung im Stand (nur PHEV).

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Rein elektrisch fahren? Na klar!

Der kann dank seines 17,6 kWh-Akkus (nutzbar 14,1) bis zu 68 Kilometer rein elektrisch fahren, und ist dank der 82 PS und 160 Newtonmeter starken E-Maschine schwungvoll ökologisch. Wer den Öko mal kurz aussteigen lässt, beschleunigt bei Kickdown oder auf "Power" in acht Sekunden auf 100 und schafft 210 km/h. Kein Wunder bei einer Systemleitung von 262 PS (Verbrenner solo 180) und 425 Newtonmetern Drehmoment. Der normale Hybrid leistet 197 PS und drückt 345 Newtonmeter, sprintet in neun Sekunden. Längsdynamik? Check. Das Bremspedalgefühl wirkt wegen der Rekuperation zwar spürbar synthetisch, daran kann man sich aber genauso gewöhnen wie an die Zumischung der hydraulischen Bremse.

Lust bekommen? Dann ratzfatz online ordern oder: kaufen. Abomuffel zahlen 35.000 Euro für den Hybrid und 42.000 Euro für den Plugin. Siehste, so ein klein wenig Oldschool gönnt sich sogar Lynk & Co. Es soll halt noch ein paar Menschen geben, die dann doch auf was Eigenes stehen.

Fazit

Der Lynk & Co 01 ist mehr als ein Kompakt-SUV. Er ist ein modernes Geschäftsmodell mit weißen Flecken auf der gelernten Auto-Landkarte. Mal sehen, wie sich Abo und Co bewähren, und ob sie den Preis

Das Auto selbst hat Platz, ist nett gemacht und fährt ordentlich. Daran sollte es also nicht scheitern