Mazda MX-5 Yusho im Fahrbericht
Roadster geladen und entsichert

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Leistung alleine ist nicht alles? Stimmt. Der Mazda MX-5 mit Kompressor-Motor zeigt, dass auch das passende Fahrwerk dazugehört. Und die richtigen Reifen. Und ...

Mazda MX-5 Yusho, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Okay, die Katze ist bereits seit einigen Wochen aus dem Sack: Mazda arbeitet eifrig am nächsten MX-5 und kooperiert dabei mit Alfa Romeo. Ha, sollen die Italiener den Japanern doch mal zeigen ... Moment. Wer hält seit 1989 eisern an den drei Roadster-Grundprinzipien (Heckantrieb, zwei Sitze, geringes Gewicht) fest? Richtig: Mazda.

Also lässt sich nun der vermeintliche Erfinder des Spider erklären, wie solche Autos gebaut werden. Bis erste Ergebnisse an die Öffentlichkeit gelangen – wohl nicht vor 2014 -, sollen sich die Mazda MX-5 die Zeit mit unzähligen Sondermodellen vertreiben, die scheinbar im Dreimonatstakt von den Frachtern in Bremerhaven purzeln. Mal bunt (Karai), mal gediegen (Hamaki), mal dynamisch (Senshu), aber immer bestenfalls 160 PS stark.

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Mazda MX-5 Yusho leistet 241 Kompressor-PS

Auftritt Mazda MX-5 Yusho: Der von Mazda Europa aufgebaute Prototyp leistet 241 PS, entwickelt ein maximales Drehmoment von 274 Newtonmeter und bringt überschaubare 1.188 Kilogramm auf die Waage. Festhalten, es geht weiter: von 3,7 auf 4,1 verkürzte Achse, Bilstein/Eibach-Fahrwerk mit größeren Stabis, Sportabgasanlage, Semislick-Reifen und Sportkupplung – die gerade dafür sorgt, dass der modisch mattweiß folierte Roadster so elegant aus der Tiefgarage hoppelt, als habe er ein Känguru gefrühstückt.

So leicht und fluffig wie das Serienmodell gibt sich die Nahkampf-Variante des Mazda MX-5 nicht im Umgang, zumindest nicht auf Anhieb. Die Kupplung packt bereits gefühlt 1,37 Zentimeter über dem Bodenblech unerbittlich zu, das Kompressor-Triebwerk schnappt gierig nach kleinsten Bewegungen des rechten Fußes. Zu absoluter Harmonie lässt sich das Ansprechen des mittels Cosworth-Kolben, neuer Pleuel und Einspritzventilen modifizierten Vierzylinders auch mit viel Übung nicht überreden, es bleibt ruppig – doch das sei einem Entwicklungsfahrzeug zugestanden.

Ein kurzes Zucken und der nächste Gang ist drin

Wenn der Mazda MX-5 Yusho einmal ins Rollen kommt, kann sich bald sowieso niemand mehr daran erinnern. Untertitelt vom hintergründigen Sirren des Kompressors tritt der anabolisierte Motor seinen Schnellangriff auf das Drehzahlgebirge an, krakeelt energisch, schießt über die 7.000/min-Marke hinaus und fordert erst jetzt den Griff zum stummeligen Schalthebel – aber gerne doch. Ein kurzes Zucken in der rechten Hand, der nächste Gang ist drin. Warum schafft es eigentlich immer noch kein anderer Hersteller, seinem Getriebe diesen Gangwechsel-Quickie anzuerziehen?

Also von vorne. Kein Lader-Bumms – das Drehmoment liegt erst bei 5.400/min an -, vielmehr eine gelungene Saugmotor-Imitation verordnet dem Fahrer des Mazda MX-5 Yusho eine entsprechende Arbeitsweise. Also fleißig drehen und schalten, gerne doch. Traktion? Da regt doch schon die Frage auf. Der Asphalt schmurgelt bei irgend etwas um die 25 Grad, weshalb sich die spärlich profilierten 17-Zoll-Toyo-Reifen auf Motec-Felgen längst mit der Straße verkleistern. Ein bisschen Schlupf gestatten sie nach längerem Bitten dennoch, um dem Mazda MX-5 Yusho eine stammtischtaugliche Zeit für den Standardsprint zu ermöglichen.

Mazda MX-5 Yusho bleibt ein Einzelstück

Bitteschön: In 6,1 Sekunden fegt der Mazda MX-5 Yusho von null auf 100 km/h, das zuletzt gemessene Serienmodell benötigte 8,3 Sekunden – trotz über 60 Kilogramm geringerem Gewicht. Verbrauch? Ja, ja. Und während die Basis, ihre Roadster-Seele verachtend, Kurven eher durchwankt als durcheilt, überlegen Mazda MX-5 Yusho-Fahrer, wieviel später sie die nächste Kehre anbremsen und wieviel früher sie wieder voll aufs Gaspedal steigen können. Die erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten bringen selbst die an sich hervorragenden Recaro-Sitze (gibt’s schon im Basis-Fahrzeug) an den Rand ihrer Unterstützungskraft.

Was das Fahrwerk des Mazda MX-5 Yusho am Limit macht? Falls nicht gerade eine Rennstrecke zur Hand ist, erreicht das mit gutem Gewissen sowieso niemand. Falls doch: ganz der Hecktriebler, also bitte den Gegenlenk-Reflex üben. Bestmögliche Unterstützung kommt dabei von der präzisen Lenkung, die untertänigst rückmeldet und deren Lenkrad mit Wildlederbezug und Mittenmarkierung den gewieften Motorsportler raushängen lässt. Wem das zu kitzlig ist: einfach auf den ESP-Einsatz warten, denn auf den (abschaltbaren) Rettungsanker verzichtet auch das Einzelstück nicht.

Warum eigentlich Einzelstück? Weil Mazda die Hürden für eine Homologation des Kompressormotors (die Komponenten kommen übrigens vom Spezialisten Flyin’ Miata aus den USA ) zu hoch sind. Alle anderen Zutaten mixen die Japaner möglicherweise bald zu einem erneuten – Überraschung! – Sondermodell zusammen, das ebenfalls auf den Namen Mazda MX-5 Yusho hört. Falls die Japanisch-Kenntnisse ein wenig eingerostet sein sollten: Das bedeutet „Sieg“.

Fazit

Der MX-5 kann also auch schnell – richtig schnell. Und bleibt dabei halbwegs alltagstauglich.

Technische Daten
Mazda MX-5 Yusho
Außenmaße4020 x 1720 x 1255 mm
Kofferraumvolumen150 l
Hubraum / Motor1999 cm³ / 4-Zylinder
Leistung177 kW / 241 PS bei 6800 U/min
Höchstgeschwindigkeit240 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Auto Straßenverkehr 13 / 2021
Auto Straßenverkehr 13 / 2021

Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten