Mercedes GLE
Nur noch mit E-Hilfe

Im Sommer kommt der modellgepflegte Oberklasse-SUV GLE zu Händlern und Kunden. Wir sind mit dem neuen Mercedes bereits von Alabama nach North Carolina gereist.

Die Erfolgsgeschichte des Mercedes GLE (oder ML, wie er früher hieß), ist auch eine des Herstellungswerks in Tuscaloosa, Alabama. Die vor über 25 Jahren in einer strukturschwachen Region gebauten Fertigungsstätten im tiefen Süden verankern die Marke im amerikanischen Bewusstsein und befördern Mercedes so ganz nebenbei zu einem der größten Automobil-Exporteure der USA.

Unsere Highlights

Nun sitzen wir im modellgepflegten GLE, vier Jahre Laufzeit werden ihm noch zugebilligt, bevor der elektrische Nachfolger kommt. Als erstes probieren wir den Mercedes-AMG GLE 53 4-Matic+ aus, und zwar in seiner Coupé-Ausführung. Die Modellpflege außen sehen ihm wohl nur Markenspezialisten an, neue Lichtsignatur, ein anders modellierter Front-Stoßfänger, beim Coupé nun serienmäßiges AMG-Exterieur, das war’s dann schon.

Aktualisiertes MBUX

Im Inneren fallen die Änderungen ähnlich diskret aus, neues Lenkrad, etwas edlere Anmutung (je nach gewählter Innenausstattung) und aktualisiertes MBUX. Dabei bleibt erfreulicherweise die Touchfläche in der Mittelkonsole erhalten – eine willkommene Bedienungshilfe, wenn die Inanspruchnahme der gewohnt verständnissicheren Sprachassistenten mal nicht opportun erscheint. Das neue Lenkrad verfügt nach wie vor über kapazitive Wischfelder, nach wie vor eine fummelige Angelegenheit. Das stört auf der Interstate 20 nach Osten in Richtung Atlanta eher wenig, hier fällt eher auf, dass das hyazinthrote AMG-Coupé ohne Fahrerassistenz Plus-Paket und Head-up-Display für europäische Verhältnisse eher ungewöhnlich konfiguriert ist. Dafür gibt es das Satellitenradio Sirius und eine Burmester-Surround-Anlage. Der Willie-Nelson-Kanal scheint gerade passend für eine Fahrt durch das ländliche Alabama.

Mercedes GLE-Klasse Innenansicht
Mercedes
Veränderungen im Innenraum: Neues Lenkrad, etwas edlere Anmutung und ein aktualisiertes MBUX.

Mehr Neues gäbe es unter der Motorhaube zu entdecken. Sämtliche Antriebe fahren nun mit mehr oder weniger kräftiger elektrischer Unterstützung. Im Falle unseres GLE 53 sorgt nach wie vor der 435 PS starke Dreiliter-Sechszylinder für Vortrieb. Dank größerer Turbolader kann er nun aber 560 Nm (statt vorher 520 Nm) stemmen. Und im Neungang-Automatikgetriebe sitzt ein 15 kW starker integrierter Startergenerator, der kräftig mitschiebt. Außer beim Boosten hilft der Startergenerator beim sanften Motorstart während des Anfahrens, beim Rekuperieren oder bei der Effizienzsteigerung des Verbrenners per Lastpunktanhebung. Die Theorie dazu hier kurz erklärt: Wird der Verbrenner im Teillastbereich zusätzlich auch als Generator benutzt, kann mit höherer Last, und damit effizienter laufen.

Bei 85.055 Euro geht es los

Das alles erledigt die komplizierte Technik weitgehend unauffällig, der Motor läuft geschmeidig und Zorniges aus der Abgasanlage gibt es nur auf Sonderwunsch. Natürlich gibt es den AMG nach wie vor ebenso als Achtzylinder. Der 63 4-Matic+ kommt nun ebenfalls mit 48V-Bordnetz und 15 kW-Generator im Getriebe. Bei ihm serienmäßig an Bord: die aktive Wankstabilisierung (beim 53 optional). Die Preise dazu? Ab 112.497 Euro für den GLE 53, den GLE 63 gibt es ab 164.422 Euro. Den GLE gibt es natürlich ebenso ohne AMG. Für den europäischen Markt sind die beiden Plug-in-Hybride 400e und 350de vorgesehen. Dazu die beiden Diesel 300d und 450d sowie den Einstiegs-Benziner 450. Sämtliche Motoren haben dabei etwas an Leistung zugelegt. Was man von den Preisen übrigens nicht behaupten kann: Die haben kräftig zugelegt. So kostet der 300d mit 269 PS ab 85.055 Euro, der 450 als preiswertester Benziner ab 95.456 Euro. Den 350de gibt es ab 87.435 Euro, für den 400e werden mindestens 93.064 Euro aufgerufen.

Mit dem 400e lassen wir unseren kurzen Roadtrip nach Atlanta ausklingen. Der kommt jetzt mit seinem Zweiliter-Turbo und dem 100 kW starken E-Motor auf insgesamt 280 kW Systemleistung, 30 mehr als bisher. Kurze Verwirrung beim Blick auf die Kofferraumklappe: Dort ist "450e" zu lesen. Des Rätsels Lösung: Für den US-Markt wurde die 450 als Modellbezeichnung gewählt. Ob man merkt, dass hier ein Vierzylinder antreibt? Normalerweise nicht, nur bei Volllast dröhnt es etwas vierzylindrig von vorn. Doch die Fahrleistungen passen (6,1 Sekunden von 0 auf 100) und der Antrieb arbeitet so sämig, dass die Zahl der Verbrennungseinheiten von kaum mehr als theoretischer Bedeutung scheint. Am Horizont taucht die Skyline von Atlanta auf, der weiße GLE 450e 4-Matic taucht in den Verkehrsdschungel der Südstaaten-Metropole. Hey Mercedes, new destination: Mercedes Benz-Stadium, Atlanta. Doch das gehört zu einer anderen Geschichte.

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Fazit

Mit aktualisierten Antrieben, viel Fahrkomfort und ausgefeilter Sprachbedienung geht der GLE, Baureihe V167, in die zweite Hälfte seiner Modell-Laufzeit. Sie dürfte ähnlich erfolgreich ablaufen, wie die all seiner Vorgänger seit dem W163 von 1997.