Opel Astra L (2022)
Erste Fahrt in Opels neuem Kompakten

Per aspera ad Astra – "Durch das Raue zu den Sternen": Als auto motor und sport startete, hatte Opel schon zehn Jahre Erfahrung mit dem Kadett, jetzt kommt die elfte Kompaktklasse-Generation. Zeit für eine Ausfahrt.

Opel Astra Validierungsfahrt 2021
Foto: Dani Heyne

Die Welt ist ungerecht, nennt Kompakte Golf-Klasse, obwohl der Kadett viel früher da war. Als bei VW noch luftgekühlte Boxer im Heck rödelten, kühlten Opel schon vorn mit Wasser. Egal, Kadett und Astra gehören in die Kompaktklasse wie Opel nach Rüsselsheim. Plopp, Überleitung fertig. Denn: Der neue Astra ist Rüsselsheimer durch und durch, wie nicht nur Opel-Chef Michael Lohscheller bei der exklusiven Validierungsfahrt betont. Die wo startet? Na, in Rüsselsheim. Mit Partnerschaften kennen sie sich hier aus, lebten mit GM, profitieren von PSA und werden auch mit Stellantis klarkommen.

Unsere Highlights

Denn irgendwie richteten sie sich hier immer am Blitz aus. Auch jetzt. Opel hat mit Corsa und Mokka gezeigt, dass sie "Konzern" beherrschen, Plattformen geschickt für ihr eigenes Ding nutzen, ihren Kunden Mehrwert bieten. Wo man sich früher gern mit dem Einfluss der Amerikaner rausredete, ist jetzt Klartext. Gute Produkte bauen, profitabel sein.

Opel Astra Validierungsfahrt 2021
Dani Heyne
auto motor und sport-Redakteur Jörn Thomas fuhr den getarnten Opel Astra.

Verbrenner oder PHEV

Doch geht das überhaupt noch in der Kompaktklasse? Klar, die SUV boomen nach wie vor, räumt man ein, doch 14 Prozent der Europa-Verkäufe sind Hatches. Wo wir bei Prozenten sind: Ein Viertel der Neuzulassungen in Deutschland sind zumindest teilelektrisch. Und Opel mittendrin, denn der Astra kommt entweder mit Verbrennern – also 1,2-Liter-Benziner oder 1,5-Liter-Diesel – oder als PHEV mit 1,6-Liter-Otto plus E-Maschine.

Fakt ist: Die EMP2-Plattform Stufe 3 in ihrer Pkw-Ausprägung kann viel, jedoch nicht rein elektrisch. Geht nicht, wegen der Plattform, sagt Opel. Warum? – Isso. Okay, Ende Fragerunde. Beim Einsatz in Bus-Modellen wie dem Zafira Life dagegen geht es. Und wenn Sie fragen, warum denn der verwandte Citroën C4 vollelektrisch kann: Der steht auf der kleineren CMP-Plattform.

Opel Astra Validierungsfahrt 2021
Dani Heyne
Aktuell ist noch nicht viel vom neuen Astra zu erkennen.

Aufbaukontrolle? Tipptopp

So, genug Plattform, wir fahren los. Zunächst mit dem 1,2-Liter-Triple, den es mit 110 und 130 PS geben wird. Er schiebt vernehmlich hörbar los, während wir den tieferen Hüftpunkt und die guten Sitze registrieren. Der 14 Prozent torsionssteifere Astra rollt zwar etwas knochig ab, absorbiert aber alles, was dann kommt, problemlos. Obwohl er mit einer Verbundlenker-Hinterachse und ohne Adaptivdämpfer auskommen muss, gerät der Aufbau selbst bei zügiger Fahrt auf schlechten Pisten nie störend in Bewegung.

Stichwort Aufbau: Der Neue ist fünf Zentimeter breiter, kaum länger, etwas niedriger und mit mehr Radstand ausgestattet. Dazu noch ein kürzerer Überhang, und es riecht zart nach Dynamik. Nur zart, denn: rollwiderstandsoptimierte Reifen (hier Michelin) sind serienmäßig. Eine – sagen wir – reizvolle Aufgabe für die Ingenieure, den Wagen passend darauf abzustimmen, denn die Class-A-Gummis rollen weder geschmeidig ab noch bieten sie sonderlich Grip.

Opel Astra Validierungsfahrt 2021
Dani Heyne
Der neue Opel Astra kommt serienmäßig mit rollwiderstandsoptimierten Reifen (hier Michelin).

Die leichtgängig-sanfte Seite des Astra L

Also lenkt der Astra eher vermittelnd als kantig. Ob Anlenken aus der Mittellage oder größere Ausschläge in Kreisverkehren oder flinke Dynamik in Wechselkurven: Astra L bleibt auf der leichtgängig-sanften Seite. Wobei unser voll folierter Versuchsträger aus der März-Charge ja auch ein 80-Prozent-Typ ist, also noch nicht final. Gerade an der Lenkungskalibrierung tüfteln sie noch, bevor in diesem Jahr die Produktion und Ende Januar 2022 der Verkauf startet.

Schon jetzt startklar: das Bediensystem mit maximal drei Digitaldisplays plus physischen Tasten und Schaltern für die wichtigsten Funktionen. Bei unserer Fahrt noch unter Tarnlappen versteckt, die aber von einer Windböe verweht wurden und den Blick frei- gaben. Schick und einfach bedienbar. Respekt nach Rüsselsheim – Mission Zukunft erfüllt, ohne den Kunden in die Digitalisierungs-Hölle zu schicken (hallo WOB!). Im Astra gefallen die gestochen scharf darstellenden und dank spezieller Shutterfolie reflexionsarmen Displays ebenso wie die hochwertig anmutenden Tasten etwa für Klima, Assistenzsysteme, Sitzheizung und Infotainment.

Für dynamisches Entertainment sorgt der Plug-in-Hybrid, der dank stärkerem Vierzylinder plus 80-kW-Maschine (12-kWh-Akku) samt Achtgangautomatik entweder flüsterig stromert oder vehement mit maximal 180 PS doppelherzt. Da kommen die Reifen unter Volllast durchaus häufiger in Grip-Not. Ansonsten arbeitet der PHEV ausgeglichen und entspannt, passt gut zu der beschriebenen Lenkungsruhe, die zudem autobahnproof ist, wie Andreas Holl, Chef von Vehicle Dynamics, betont. Ein Rüsselsheimer eben, durch und durch. Auf die nächsten 85 Jahre!

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Fazit

Der neue Astra setzt die mit dem Corsa, vor allem aber mit dem aktuellen Mokka gestartete frische Opel-Linie fort. Er verbindet die Konzernplattform mit eigenem Stil – sowohl beim Design als auch bei der Abstimmung der Hardware bis hin zur intuitiven Bedienung bei gleichzeitiger Digitalisierung. Gelungen!

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