Peugeot 308 e-HDi 115 im Fahrbericht
Der Löwen-Golf

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Mit sparsamen Motoren und moderner Kompakt-Plattform schicken die Franzosen den neuen Peugeot 308 auf Golf-Jagd. Jetzt muss der Peugeot 308 e-HDi 115 zeigen, wie gut er dafür gerüstet ist.

Peugeot 308 e-HDi 115, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Falls Sie zu den regelmäßigen Lesern gehören, kommt Ihnen das Kürzel EMP2 möglicherweise bekannt vor. Es steht für Efficient Modular Plattform und bezeichnet den technischen Unterbau von Peugeot 308 und Citroën C4 Picasso. Die Kompakt-Geschwister sind die ersten Modelle auf der neuen Basis, weitere aus dem PSA- und dem GM-Konzern sollen folgen.

Eine richtige Welt-Plattform also. Dazu passt, dass der 308 ja genau genommen ein später Nachfolger des glücklosen Talbot-Simca Horizon ist, einem der ersten Weltautos. Das werden sie bei Peugeot nicht gern hören, denn fünf Auto-Generationen später ist der Peugeot 308 in ganz anderen Auto-Sphären angekommen. Auch preislich, wenngleich sich der PSA-Konzern hier in Zurückhaltung übt: Selbst mit der üppigen Allure-Ausstattung kostet der 308 e-HDi 115 unter 25.000 Euro.

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 Peugeot 308 lässt in der Allure-Ausstattung kaum Wünsche offen

Das ist ein Wort, denn im Peugeot 308 Allure wird wirklich alles mitgeliefert, was man zum erbaulichen Autofahren so braucht. Etwa ein fest eingebautes Navigationssystem, 17-Zoll-Alus, LED-Scheinwerfer, Einparkhilfe rundum und weitere Feinheiten, die in dieser Klasse längst nicht zu den Selbstverständlichkeiten gehören. Da fällt einem kaum noch etwas Sinnvolles ein, womit man den Kaufpreis des Peugeot 308 ein wenig in die Höhe treiben könnte. Wir empfehlen: Keyless-System (450 Euro), Panoramadach (450 Euro) und Sitzheizung (290 Euro).

Es geht freilich billiger, auch darin liegt der Charme der 308-Preisliste. Den 1,6-Liter-Diesel mit 115 PS gibt es in der einfachen Access-Ausstattung ab 20.750 Euro, die günstigste Ausführung mit dem 1,2-Liter-Benziner ist schon ab 16.450 Euro zu haben. Und da sind beim Peugeot 308 bereits Klimaanlage, LED-Tagfahrlicht, elektrische Fensterheber und Tempomat stets an Bord.

Peugeot 308 e-HDi 115 ist kein Temperamentsbolzen

Schöner ist das Sparen freilich im Peugeot 308 Allure. Die feine Ausstattung passt zum kultivierten Dieselmotor. Der 1,6-Liter-Selbstzünder läuft sehr leise und geschmeidig, ohne dabei ein ausgesprochener Temperamentsbolzen zu sein. Dazu ist die manuelle Sechsgangbox zu lang übersetzt und widersetzt sich zudem schnellen Gangwechseln.

Sonst jedoch gibt es am Antrieb des Peugeot 308 e-HDi 115 wenig auszusetzen, obwohl der Testverbrauch durchaus niedriger sein könnte: sechs Liter Diesel pro 100 km sind in Anbetracht des Normverbrauchs von 3,8 Litern kein Ruhmesblatt. Dennoch sollte nicht verschwiegen werden, dass da einige flotte Autobahnkilometer dabei waren. Mit etwas Zurückhaltung sind Werte deutlich unter der Fünf-Liter-Grenze möglich.

Das unrunde Lenkrad macht den 308 hektisch und nervös

Ohne Fehl und Tadel ist das Fahrverhalten des Peugeot 308 e-HDi 115. Er untersteuert leicht, wird dabei vom früh einschreitenden ESP immer auf Kurs gehalten. So vermittelt er zwar keine überschäumende Querdynamik, ist aber stets sicher unterwegs. Wenn da nicht die Peugeot-Strategen das kleine und unrunde Lenkrad des 208 ins größere Modell gepackt hätten. Damit reagiert der ansonsten kreuzbrave Fronttriebler mit allzu hektischem und nervösem Einlenken, was so gar nicht zu seinem Charakter passt. Womöglich soll das sportlich sein, doch dafür ist die Lenkung insgesamt zu rückmeldungsarm.

Die Instrumente könnten besser platziert sein

Etwas unharmonisch auch der Federungskomfort: Lange Wellen verarbeitet der Peugeot 308 geschmeidig, feinere Unebenheiten überholpert er dagegen recht derb und unbeholfen.
Da wir nun bei den unschönen Seiten des Peugeot 308 angekommen sind: Zusammen mit dem kleinen Volant hat er die über dem Lenkrad platzierten Instrumente übernommen. Das ist, offen gesagt, Unfug: Je nach Statur und Lenkradeinstellung verdecken Kranz und Speichen Anzeigen und Kontrollleuchten. Vorteile der Anordnung? Keine erkennbar, ebenso beim gegen den Uhrzeigersinn laufenden Drehzahlmesser – ein Gag, der schon beim Alfa Romeo Giulietta von 1978 nicht zündete.

Auch die Bedienung vieler Funktionen über den großen Touchscreen in der Mittelkonsole kann nicht vollends überzeugen. Zwar wirkt das Interieur im Peugeot 308 so knopflos und aufgeräumt modern, doch das Display reagiert zögerlich, und die verschachtelten Menüs erfordern viel Aufmerksamkeit. Schade, denn die EMP2-Plattform hat ansonsten durchaus das Zeug zum Golf-Jagen.

Fazit

Trotz mancher Einschränkungen ist der Peugeot 308 eine gelungene Golf-Alternative. Der Antrieb ist sparsam und kultiviert, der Preis nicht zu hoch und das Raumangebot ausreichend. Zu den nervenden Seiten des Peugeot 308 zählen die Instrumente und die mühsame Touchscreen-Bedienung.

Technische Daten
Peugeot 308 e-HDI 115 Allure
Grundpreis25.350 €
Außenmaße4253 x 1804 x 1457 mm
Kofferraumvolumen420 bis 1228 l
Hubraum / Motor1560 cm³ / 4-Zylinder
Leistung85 kW / 115 PS bei 3600 U/min
Höchstgeschwindigkeit196 km/h
Verbrauch3,8 l/100 km
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Auto Straßenverkehr 13 / 2021
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Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten