Peugeot 308 (2021)
So gut ist der neue Kompakte

Zum Start könnten wir jetzt ein umfassendes Der-Löwe-ist-zurück-Intro formulieren, uns hierzu dem neuen Wappen und dem rumorenden Stellantis-Konzern zuwenden. Zumal Peugeot auf dem ersten Fahrtermin (in Frankreich) sehr darauf Wert legt, dass der 308 wirklich "Made-in-France" ist. Genauer in Mühlhouse und nicht in Rüsselsheim.

Peugeot 308
Foto: Markus Heimbach

Machen wir aber nicht, denn die Neuauflage hat viel zu bieten. Die wichtigste Erkenntnis: der 308 (Limousine und SW) federt nun deutlich geschmeidiger, geht mit seinen Insassen sanfter um und kann lediglich langsam überfahrene Fugen und Straßenschäden nicht ordentlich absorbieren. Wobei man fairerweise sagen muss, dass hier kaum ein Kompaktwagen bislang brillierte. Adaptive-Dämpfer sind weiter nicht zu haben. Zugleich fehlt es der Lenkung an Biss.

Unsere Highlights

Das ist nicht so schlecht, wie es sich liest, denn die bislang übertrieben direkte Lenkung, maßgeblich unterstützt vom kleinen Lenkrad, passte sogar nicht zum eher mäßig agilen Handling des Vorgängers. Nein, dieser 308 lenkt sorgsam ein, gibt hinreichend Rückmeldung, legt aber wenig Wert auf schnell und neutral durchflitzte Wechselkurven. Insbesondere der Kombi schubbert in engeren Kurven schon früh über die Vorderräder. Die 27 Zentimeter kürzere Limousine lässt sich etwas schwungvoller fahren als der Kombi. Von der erfrischenden Agilität eines VW Golf oder Kia Ceed ist der Franzose aber weit entfernt.

In der Länge gewachsen und unverdrossen vielfältig motorisiert

Die um elf Zentimeter gewachsene Limousine und der nun sechs Zentimeter längere Kombi lassen sich mit einem Benziner in zwei Leistungsstufen (110 und 131 PS), einem Diesel mit 131 PS (1.5 l BlueHDi 130) sowie in zwei Plug-in-Hybrid-Versionen mit einer Systemleistung von 180 oder 225 PS bestellen. Den starken PHEV inszeniert Peugeot bewusst sportlich. Nur als GT und GT Pack zu Preisen ab 44.550 Euro (SW: 45.550 Euro) zu haben, blickt er nochmals aggressiver drein, rollt auf 18 Zoll großen Rädern und leuchtet mit LED-Matrix-Scheinwerfern in die Nacht.

Den Hybridantrieb kennen wir schon vom 3008 und 508. Ein 1,6 Liter großer Benziner (181 PS, 250 Nm) sowie ein 80 kW starker Elektromotor arbeiten im Verbund mit einer elektrifizierten Achtgangautomatik mehr oder weniger harmonisch zusammen. Solange der Fahrer im klassischen Hybrid-Modus bleibt und den Verbrenner nicht allzu sehr fordert, beschleunigt der Kombi kraftvoll und leise. Doch wer aus dem Cruisen via E-Motor spontan und kräftig das Fahrpedal drückt, lernt einen kernigen Benziner kennen, der allerdings etwas zögerlich anspringt und eine Automatik, die schnelle Gangwechsel wenig schätzt. Soll es also bewusst flott vorangehen, dann bietet sich der Sport-Modus an. Wie üblich sind beide Motoren bereit zum Powern und entsprechend schnell geht der Peugeot auch vorwärts (0-100 km/h: 7,6 Sekunden, 235 km/h Spitze). Leichte Traktionsprobleme bei voller Last zeigen aber, dass die Vorderräder dann am Limit sind. Mehr Leistung? Besser nicht.

Peugeot 308
Markus Heimbach
Hier passen bis zu 1.634 Liter Gepäck hinein.

Richtig geruhsam ist der 308 schließlich im reinen E-Betrieb. Mit 80 kW ist der E-Motor angemessen kräftig und zieht den Peugeot flüsterleise dahin. Falls gewünscht bis zu 135 km/h schnell. Die zugehörige Lithium-Ionen-Batterie wartet mit einer Kapazität von soliden 12,4 kWh auf. Ein 3,7 kW-On-Board-Charger Serie. Optional ist ein Charger mit 7,4 kW (450 Euro) zu haben. Zudem beherrscht der PHEV das Laden während der Fahrt. Sonderlich umweltfreundlich ist letzteres freilich nicht. Als Reichweite gibt Peugeot bis zu 60 Kilometer an.

So ein klassischer Motor ist auch mal gut

Zu kompliziert im Umgang? Weitaus unbeschwerter fährt sich der 308 mit seinem 130 PS starken Dreizylinder plus Achtgangautomatik (ab 27.100 Euro). Charismatischer Klang, ordentliche Zugkraft, schnelle Schaltwechsel – ja auch ein 1,2 Liter kleiner Turbomotor kann Freude machen.

Peugeot 308
Markus Heimbach
Im Fond des SW gefällt die gute Rundumsicht.

Kaum minder interessant ist der Vierzylinderdiesel – er leidet zwar unter einer gehörigen Anfahrschwäche und die Sechsgangschaltung sollte etwas leichtgängiger sein, ansonsten ist er ein klassischer, kräftiger und kultivierter Selbstzünder. 300 Nm Drehmoment vertragen sich einfach immer noch gut mit einem leichten Kompaktwagen.100 km/h sind in rund zehn Sekunden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 207 km/h und der WLTP-Verbrauch bei maximal 4,5 l/100 km. Entsprechend dürfte er im Alltag mit hoher Sparsamkeit glänzen; ohne den Fahrer allzu sehr um Hilfe zu bitten. Eine Achtgangautomatik – mit Wandler – kostet 2.000 Euro Aufpreis.

Der SW bleibt sich treu

Soweit die Fahrerlebnisse. Abschließend noch ein Blick ins Auto hinein. Oder besser: in den Kofferraum. Denn auch hier überrascht der 308; in zweierlei Hinsicht. Trotz seines scharfen Designs bleibt der SW ein klassischer Kombi mit allen Zutaten, die es so braucht. Mit 608 bis 1.634 Liter bietet er ein klassenübliches Ladevolumen (PHEV: 548-1.557 Liter), das Rollo passt unter den Ladenboden und die Rücksitzlehne lässt sich in drei Teilen via Fernentriegelung vorklappen. Auch an einem zwölf Liter großen Unterbodenfach für das Ladekabel des Plug-in soll es nicht mangeln.

Peugeot 308
Markus Heimbach
18 Zoll groß sind die Felgen beim neuen Peugeot 308.

Ganz anders hingegen die wie erwähnt kleinere Limousine, deren hinterer Überhang 21 Zentimeter kürzer ausfällt. Das Ladevolumen beträgt 412 bis 1.323 Liter (PHEV: 361-1.271 Liter). Ein dünner Filzboden und eine sehr schmale Durchlade müssen reichen. Zu wenig, um gegen die künftigen Konkurrenten von Kia und VW eine Chance zu haben. Auch im Fond geht es im Vergleich zum SW weniger luftig zu. Zudem fällt auf, dass er SW dank eines kleinen Ausgucks eine viel bessere Rundumsicht bietet.

Schickes Interieur

Ansonsten können sich alle Insassen auf ein schickes Interieur freuen und Fahrer sowie Beifahrer auf die neueste Variante der viel kritisierten Kombination aus kleinen Instrumenten und kleinem Lenkrad einstellen. Mehr dazu hat schon Kollege Bernd Conrad berichtet. Letztlich ist es Geschmackssache beziehungsweise das i-Cockpit muss schlichtweg zur eigenen Statur passen.

Ein Highlight, und die letzte Überraschung in diesem Text, ist die tolle Kombination aus 10-Zoll-Touchscreen und einer darunter angebrachten Blende mit fünf berührungsempfindlichen Tasten (i-Toogles), die sich vielfach, aber unkompliziert konfigurieren lassen. Und zwar tiefgründig. So lassen sich nicht nur Klassiker wie Radio, Navigation und Telefon hinterlegen, sondern auch eine bestimmte Telefonnummer, das Heimatziel, der Spurhalteassistent und vieles mehr.

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Fazit

Mit dem 308 hat Peugeot einen Kompakten im Programm, dessen Federungskomfort vielleicht nicht zur markanten Optik passt, den Kunden aber gefallen dürfte. Zugleich passt das Angebot an Platz, modernen Extras und Motoren. Fehlt nur noch ein spritziger PSE mit direkter Lenkung und Allradantrieb.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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