Fahrbericht Porsche Macan Turbo (2020)
Der letzte Turbo-Macan ohne Elektroantrieb

Porsche spendierte seinem meistverkauften Modell ein Facelift – und legt jetzt auch das Topmodell nach. Mit 10 Prozent mehr Leistung. Was bringt’s?

Porsche Macan Turbo
Foto: Rossen Gargolov

Aktuell steht bei Porsche der Taycan im Mittelpunkt des Interesses – der Medien. Weil das kleinere der beiden Porsche-SUV seit Jahren das größte Kaufinteresse bei den Kunden weckt. Im letzten Herbst hat Porsche seinen Bestseller leicht überarbeitet. Der Turbo war bis jetzt vorübergehend nicht im Programm, einen V6 gab es natürlich dennoch – der Macan S hat nämlich auch einen, sein 3,0-Liter leistet damit 354 PS. Der Turbo hat dem „S“ einen Lader voraus, aber 0,6-Liter weniger Hubraum als zuvor. Die Maschine aus dem Cayenne S macht aus 3,0 Liter Hubraum 440 PS (vorher: 400) und 550 Nm.

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Kein Kostverächter

Ähnlich kräftig wie die Leisungsdaten des V6 präsentierte sich bei der ersten Ausfahrt der Farbton des Testwagens: Mambagrünmetallic. Der Schlüssel hat keinen Bart und die Form eines Porsche, aber nicht die des Macan, sieht eher nach 911 aus. Einen Startknopf brauchst Du hier nicht zu suchen, der kleine schwarze Plastiksportwagen will in einen Zündschlitz, natürlich links vom Lenkrad.

Der V6 grummelt heimelig unter der mambagrünen Motorhaube, auf deren hochglänzender Lackfläche Wassertropfen Hula-Hoop tanzen wie durchsichtiger Wackelpudding. Sehr praktisch: Wenn du auf den ersten Landstraßen-Kilometern drauf achtest, dass die Wassertropfen auf der Haube ihre Position halten können, ist der V6 schonend warm gefahren. Eine fortgesetzt zurückhaltende Fahrweise danach senkt den Durchschnittsverbrauch allerdings nur selten unter elf Liter.

Porsche Macan Turbo
Rossen Gargolov
Schöne Aussichten: Die Haube trägt Ausschnitte für die Scheinwerfer.

Agilität und Komfort in jedem Fahrmodus

Aber um sich am Verbrauchs-Minimum zu orientieren bricht man nicht mit einem Macan Turbo auf. Auf der breiten Mittelkonsole, die auch nach dem Facelift aussieht wie Darth Vaders Weltbeherrschungspult, hat Porsche viele Tasten mit Chromrändern und kleinen roten Kontrolldioden angebracht, die singalisieren, ob die jeweilige Funktion aktiviert ist. Darunter sind auch ein paar für die dunkle Seite der 440-PS-Macht im Bug. Es gibt etwa die Taste, auf der ein Doppel-Auspuff-Endrohr eingraviert ist oder eines mit Stoßdämpfer-Symbol. Gleichzeitig gibt es einen runden Drehschalter im unteren rechten Viertel des Lenkrads, der die Macht hat, mehrere Funktionen gleichzeitig zu aktiveren – zusammengefasst zu Fahrmodi, lassen sich Schaltgeschwindigkeit des 7-Gang Doppelkupplungsgetriebes (PDK), Dämpferhärte, im Testwagen zudem die Luftfederung (Aufpreis: 1475,60 Euro) und Gasannahme beeinflussen. Klingt kompliziert? Stimmt, wenn man nicht mit dem Lenkradschalter arbeitet. Macht aber in jedem Fall Spaß.

Das Beste: Die Unterschiede sind deutlich spürbar, aber in keiner Stellung federt der Macan zu ruppig, röhrt zu laut oder schaltet zu ruppig. Wobei das Getriebe subjektiv keine Vorteile gegenüber der vielerorts verwendeten 8-Gang-Sport-Automatik bringt – vielleicht wechselt es die Gänge im manuellen Modus ein wenig spontaner, aber immer etwas weniger geschliffen.

Bessere Beschleunigung, weniger Bremsstaub

Viel mehr gibt es aber nicht zu kritisieren am neuen Top-Macan: Die Fahrleistungen sind nicht nur für einen fast zwei Tonnen schweren SUV überragend (4,5 Sekunden bis 100 km/h, 270 km/h Höchstgeschwindigkeit), der innen ordentlich Platz für vier Erwachsene und eine gar nicht so SUV-ige Sitzposition für den Fahrer, aber einen prima Überblick bietet. Der Sound ist immer sportlich, aber nie nervig, die Lenkung macht genau, was sie soll und auf dem Weg über Landstraßen zeigt der Macan, dass er nicht nur jede Kurve zügig zu umrunden weiß, sondern sie auch regelmäßig zur schöneren Verbindung zwischen zwei Punkten macht als die Gerade danach – auf die man sich dank des kräftigen Biturbo fast genauso freuen kann. Im Zaum hält den V6 dann vor der nächsten Biegung die so genannte Porsche Surface Coated Brake (PSCB). Dank einer Wolframcarbidschicht auf den Bremsscheiben soll sie schnelleres Ansprechen, gesteigerte Reibwerte, geringeren Verschleiß und bis zu 90 Prozent weniger Bremsstaub-Entwicklung im Vergleich zu einer konventionellen Graugussbremse bieten. Man erkennt die PSCB, die gegen Aufpreis auch für alle anderen Macan-Modelle zu haben ist, an den hochglänzenden Bremsscheiben und den weiß lackierten Bremssätteln. Das mag Geschmacksache sein, die Wirkung ist es nicht.

Porsche Macan Turbo
Rossen Gargolov
Die Sitzposition ist vergleichsweise sportlich.

Schade ist am Ende der Probefahrt nur, dass die Wassertropfen endgültig von der mambagrünen Haube verschwunden sind. Und dass die Farbe schon ein wenig auf den Nachfolger verweist, der dank Elektroantrieb deutlich „grüner“ sein soll und dank Rekuperation sicher noch weniger Bremsstaub verbreitet. Turbo hingegen könnte er heißen – siehe Taycan – selbst wenn er keinen Lader haben wird. Nur beim Sound wird er sich schwer tun.

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Fazit

Der Macan ist zu Recht der meistverkaufte Porsche, der Turbo ein passendes Topmodell. Da bekommt das „Sports“ in Sports Utility Vehicle (SUV) einen besonderen Sinn, was schon bei der ins Auto integrierten Sitzposition auffällt. Und dabei ist der Macan nicht nur geräumig, praktisch und komfortabel, sondern begnügt sich auch mit vernünftiger Außengröße und einem sportiven statt repräsentativen Design. Angesichts des absolut hohen Verbrauchs klappt es nur mit der Nachhaltigkeit nicht so. Die soll der Elektro-Nachfolger bringen. Vielleicht gibt es ihn ja auch in Mambagrün – aber erst 2023.

Der V6 ist schon bestellbar. 91.922 Euro kostet er mindestens, der Testwagenpreis lag bei 110.272 Euro. Die Konkurrenz mit mehr Leistung ist günstiger.

Technische Daten
Porsche Macan Turbo Turbo
Grundpreis93.024 €
Außenmaße4684 x 1926 x 1624 mm
Kofferraumvolumen500 bis 1500 l
Hubraum / Motor2894 cm³ / 6-Zylinder
Leistung324 kW / 440 PS bei 5700 U/min
Höchstgeschwindigkeit270 km/h
Verbrauch9,6 l/100 km