Range Rover Sport SV
Allein darin zu sitzen ist eine Wohltat

Der neue Range Rover Sport SV soll das bislang schnellste, dynamischste und komfortabelste Modell der Marke sein. Bei einer exklusiven Mitfahrt durften wir erste Eindrücke im schnellen SUV sammeln.

Range Rover Sport SV
Foto: Jaguar Land Rover

Ross Restell lässt nicht mit sich reden. Er und nur er bewege das Ding heute über die Teststrecke der Jaguar-Land-Rover-Design- und -Technikzentrale im englischen Gaydon. Fair enough, er hat den neuen Range Rover Sport SV als Fahrdynamik-Manager mitentwickelt, und das Auto ist zum Zeitpunkt dieser Mitfahrt noch ein Prototyp. Ließe sich denn nach der Demo-Runde noch ein bisschen sitzen im Wagen? Bitte, sagt Ross, das gehe natürlich. Wie schön.

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Damit ist gesagt, was zuallererst zu sagen wäre zum neuen Range Rover Sport SV: Selbst wenn das Ziel erreicht ist, bleibt man sehr gern noch etwas länger sitzen. Die Welt in diesem Auto ist, um es mal so auszudrücken, viel schöner als die außerhalb: großzügig, stilvoll luxuriös, angenehm und entspannend. Doch dazu später mehr.

In unter vier Sekunden von 0 auf 100 km/h

Erst will Ross fahren, um – während er erklärt – auch zu zeigen, warum dieser neue SV mit 635 PS und spezieller Fahrwerkstechnologie der bislang schnellste und dynamischste, zugleich aber auch der komfortabelste, mithin also der flexibelste Range Rover Sport überhaupt sei. Die Demonstration, sie gelingt mehr als eindrücklich. Leistung und Leistungsentfaltung des Mildhybrids sind das eine. Der 4,4-Liter-Twin-Turbo-V8, man übernimmt den Motor, nicht aber dessen Abstimmung und Steuerung, von BMW, kann das Auto ganz sanft und leise bewegen, gleichsam so, als fasse er es gar nicht an. Oder er darf die Stimme erheben und kann die rund 2,7 Tonnen im Dynamic Launch Mode in deutlich weniger als vier Sekunden von 0 auf 100 km/h befördern. Und auch das, ohne angestrengt zu wirken. Britisch bedeutet eben auch, nicht gern die Fassung zu verlieren, sondern, standesgemäß Haltung zu bewahren.

Das ist das andere: Der neue Range Rover Sport SV verliert sein distinguiertes Auftreten auch dann nicht, als er sich von Ross Restell auf alle möglichen Arten provozieren lassen muss. Es geht ohne Rücksicht über Schlaglöcher und Kanaldeckel, Wellen und das, was Ross eine "wirklich schlechte englische Landstraße" nennt. "Ich kenne das Auto, und ich vertraue dem Auto", sagt er in aller Seelenruhe am Anschlag auf einen lang gezogenen Linksbogen zuhaltend, um hinterher ebenso unerschrocken eine Schikane zu nehmen. Bereits zum dritten Mal.

Im ersten Durchgang hatte Ross auf dem großen Touch-Display den Komfort-Modus, in der zweiten Runde den dynamischen gewählt. Nun den mit "SV" bezeichneten. Der senkt den im Vergleich zu den übrigen Range-Rover-Sport-Modellen ohnehin zehn Millimeter tieferen SV um weitere 15 Millimeter, verschärft Lenkung und Gasannahme, versteift die Dämpfung und begrenzt Roll- wie Nickbewegungen auf ein Minimum.

Eine wunderbare Sache

Es sei selbst mit intelligentem Allradantrieb, Allradlenkung, Torque Vectoring und aktiver Sperre extrem kompliziert, sagt Ross, einem Auto dieser Masse wirkliche Rennstreckentauglichkeit beizubringen. "Aber Hydraulik ist eine wunderbare Sache." Was er so anspricht, ist eine Weltneuheit, ein semi-aktives System, das Jaguar Land Rover "revolutionär" nennt und "das ausgeklügeltste seiner Klasse". Das 6D-Dynamics-Fahrwerk mit untereinander verbundenen hydraulischen Dämpfern und höhenjustierbarer Luftfederung macht konventionelle Stabilisatoren überflüssig und balanciert das Auto beim Bremsen und Beschleunigen sowie in Kurven extrem effizient. Man habe für den SV sogar einen eigenen hinteren Hilfsrahmen mit neuen Anlenkpunkten für die Aufhängung adaptiert, erklärt Ross. Der eine weitere Runde anschließt, um noch mal zu demonstrieren, wie vehement die mit Brembo entwickelte optionale Carbon-Keramik-Bremse mit Achtkolbensätteln verzögert und wie sanft sich der riesige Wagen hinten eindreht, wenn er am Scheitelpunkt auf dem Gas darum gebeten wird. "Er ist echt freundlich", sagt Ross, "selbst im Grenzbereich."

Der Innenraum, um darauf zurückzukommen, verstärkt den freundlichen Eindruck. Seine reduzierte Gestaltung setzt das Prinzip des Außendesigns des Range Rover Sport SV fort: Sämtliche Details, Farben und Materialien, innen wie außen, seien für den SV genau aufeinander abgestimmt, heißt es. "Kuratiert", nennt es Designer Ian Barnes, während er die optionalen 23-Zoll-Carbonräder hervorhebt, die Haube aus demselben Material und in manchen Konfigurationen auf Wunsch auch mit Sichtcarbon. Das findet sich auch, und damit endlich zu diesem Highlight, an der Rückenschale von "BASS". Die Abkürzung steht für "Body and Soul Seat". In den Lehnen tragen die Frontsitze Impulsgeber, die sehr fein die Musik des 1430-Watt-Meridian-Soundsystems in sensorische Signale übersetzen.

Jamal Hameedi, Entwicklungschef für den neuen Range Rover Sport SV, spricht ohne Übertreibung von einer "vibracoustic therapy. Intensiver habe ich Musik noch nicht erlebt. Als ob du in einem der Instrumente sitzt." Mehr noch: Hört und spürt man speziell komponierte Stücke, kann "BASS" die Herzfrequenz-Variabilität (HRV) steigern. Das senkt, dramatisch ausgedrückt, das Infarktrisiko. Weniger dramatisch ausgedrückt wirkt es sehr entspannend, hilft, fit zu bleiben und sich zu konzentrieren. Dass es diese Sitze auch in andere Range-Rover-Modelle schaffen, hält man für durchaus vorstellbar. Momentan sind sie exklusiv im neuen Range Rover Sport SV verfügbar. Dessen limitierte erste Edition sei übrigens, so heißt es, schon vergriffen. Ein Grund mehr, nach der ersten Demo-Mitfahrt noch ein bisschen länger sitzenzubleiben in diesem Wagen.

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Fazit

Allein zu sitzen in diesem Wagen ist eine Wohltat. Design und Ambiente sind gelungen, die "Body and Soul Seats" ein sinnliches Vergnügen. Fahrdynamisch hebt das 6D-Dynamics-Fahrwerk den Range Rover Sport SV auf ein ganz neues Level.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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