Renault Captur und Mini Countryman
Zwei Charakter-Kerle im Fahrbericht

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Trotz reinem Frontantrieb und milden 90 PS verströmen Renault Captur und Mini Countryman selbst mit dem Basis-Diesel einen Hauch von Freiheit und Abenteuer. Wer zeigt den stärkeren Charakter?

Renault Captur dCi 90, Mini One D Countryman, Frontansicht
Foto: Arturo Rivas

Erinnern Sie sich noch an die Shadoks und die Gibis? Jene kuriosen Zeichentrickfiguren, die den Unzulänglichkeiten ihrer Planeten entflohen und sich auf der Erde seltsame Scharmützel lieferten? Die zwischen 1968 und 1973 produzierte französische TV-Serie war ein satirischer Seitenblick auf das Miteinander von Franzosen (Shadoks) und Engländern (Gibis). Die konträren Philosophien, die bis heute hinter französischen und britischen Automobilen stecken, erinnern bisweilen an den technischen Wettstreit der damaligen Animations-Charaktere.

Unsere Highlights

Auftritt unserer beiden Testkandidaten: Der Renault Captur dCi 90, herangewachsen auf der Plattform des Clio, tritt mit vier Türen, 4,12 Metern Länge und einem Normsitzraum von 720 Millimetern an. Sein britischer Wettbewerber Mini One D Countryman ist 2,50 Zentimeter kürzer, was sich in eingeschränkter Beinfreiheit auf den Rücksitzen und etwas kleinerem Normsitzraum (675 mm) niederschlägt. Die Shadoks mit ihren längeren Beinen hätten es im Captur hinten eine Spur bequemer, wobei es in beiden Kandidaten ein geschmälertes Vergnügen ist, von der Möglichkeit „vier Plätze plus Notsitz“ Gebrauch zu machen. Sein Plus an Länge schlägt sich beim Captur auch in einem etwas größeren Kofferraum nieder (377 zu 350 Liter, nach Umlegen der Rücksitzlehne 1.235 zu 1.170).

Dass Franzosen und Engländer trotz identischer Nennleistung von 90 PS bei 4.000 Touren ganz unterschiedliche Motor-Charaktere entwickeln, wird nach dem Anlassen klar: Während der Turbo-Vierzylinder von Renault beim Beschleunigen munter bis in den Begrenzer dreht, wirkt der aufgeladene Diesel im Mini oberhalb von 3.500 Umdrehungen eher bedächtig.

Renault Captur liegt beim Getriebevergleich vorne

Wer sich beim Gibi-Mobil, das mit sechs Gängen gegen den Fünfgang-Captur antritt, eine betont sportliche Getriebeabstufung erhofft hatte, wird enttäuscht. Das knochig zu schaltende, manchmal hakelige Mini-Getriebe ist in der Gesamtübersetzung so lang ausgelegt, dass der Renault in seinem letzten Gang besser beschleunigt als der Mini in seinem vorletzten: Von 80 bis 120 km/h benötigt der Shadok-SUV nur 18,3 Sekunden, während sich der Countryman für diesen Zwischenspurt eine halbe Sekunde mehr Zeit lässt.

Beim Sprinten hingegen erreicht der Mini trotz seines deutlich höheren Gewichts aus dem Stand nach 12,7 Sekunden Tempo 100, während der leichtere Renault hier einen Wimpernschlag länger braucht. Beide Diesel also auf Augenhöhe, was auch für die Höchstgeschwindigkeit gilt: 170 km/h sind es beim Mini, 171 beim Renault.

Bleibt die Frage nach Fahrwerk, Lenkung und Bremsen. Bekanntlich verändert der Planet der Shadoks ständig seine Form. Um den dadurch auftretenden Unebenheiten, Rissen, Wellen und Kanten nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, bieten Shadok-Autos deshalb eher lange Federwege und eine weichere Dämpfung. Der Captur folgt dieser Tradition und gleitet entsprechend entspannt auch über schlechte Wegstrecken, und das minimale Zittern seiner Karosserie spüren nur jene Mitfahrer, die gezielt darauf achten.

Mini Countryman überzeugt in den Kurven

Bei zügiger Gangart auf Landstraßen vermittelt sein weicher abgestimmtes Fahrwerk mehr Komfort als die straffere Mini-Konstruktion, doch in welligen Kurven wirkt es unterdämpft, und die softe Lenkung lässt nicht gerade Freude an flotter Kurvenfahrt aufkommen. An gleicher Stelle ist man mit dem Countryman deutlich agiler und zügiger unterwegs.

Dabei überzeugen seine vorderen Sportsitze mit einer gelungenen Kombination aus gestrafftem Komfort und gutem Seitenhalt, während die weichen Captur-Fauteuils zu eher mäßigerer Gangart animieren.

Renault Captur verbraucht 6,3 L/100 km

Die viel gelobte, zielgenaue Elektrolenkung des Mini spricht eine Spur rauer an als im Captur; dessen Lenkung lässt es ebenfalls nicht an Präzision fehlen und ist nur eine Stufe softer ausgelegt, was aber ganz gut zum entspannten Charakter des kleinen französischen SUV passt.

Und die Bremsen? Auf dem kippeligen Scheiben-Planeten der Gibis sind sie wichtig, um den Absturz ins All zu verhindern. Auf der Erde steht der Mini mit einem Bremsweg von 36,4 Metern aus Tempo 100 zwar nur 30 Zentimeter eher als der Captur, doch in beladenem Zustand verliert letzterer deutlich: 38,2 Meter im Vergleich zu den 36,8 des Mini.

Das ständige Problem der Gibis, genug Treibstoff der Sorte Kosmogol 999 zu bekommen, mindert der Mini weniger: Im Mittel genehmigte er sich 6,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer; der Renault beließ es bei 6,3 Litern.

Fazit

Die beiden Kandidaten bieten ganz unterschiedliche Vorzüge: Der Captur hat das weichere Fahrwerk und wirkt bisweilen unterdämpft, doch sein Motor kann ebenso überzeugen wie das Platzangebot und die günstigeren Kosten. Für den Countryman sprechen dagegen vor allem die besseren Fahreigenschaften und die Sicherheitsausstattung.

Technische Daten
Mini Countryman One D One
Grundpreis22.150 €
Außenmaße4097 x 1789 x 1561 mm
Kofferraumvolumen450 bis 1170 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung66 kW / 90 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit170 km/h
Verbrauch4,4 l/100 km