Fahrbericht Renault Espace TCe225 (2017)
So fühlt sich der Alpine-Motor im Van an

Renault spendiert seinem großen Van den Motor seines kleinen Sportwagens: Der Raumkreuzer kriegt den 225 PS-Turbowumms aus der Alpine. Wird er damit sportlich?

Renault Espace Tce 225 Fahrbericht 2017
Foto: Angelika Emmerling

Der Renault Espace hat seit 1984 eine wechselvolle Geschichte hinter sich, erzählte aber in jeder seiner fünf Generationen mit Freude und Fantasie die Geschichte vom Raum. Mal mehr oder weniger luftig, mal mit windiger Kunststoffkarosse, mal als großer Komfortkreuzer mit futuristischem Cockpit. Ja sogar einen 3,5 Liter großen Formel-1-Motor pflanzten sie ihm ein, damals zum zehnten Geburtstag 1994. Was für ein wilder Schlegel! 820 PS stark, in 2,8 Sekunden auf 100 km/h, in 6,9 auf 200, Topspeed 310. Die in Karbonschalen festgetackerten Passagiere dürften noch heute das frenetische Geschrei des akustisch ungedämmten, dafür ungehemmt drehenden V10-Saugmotors im Ohr haben. Hach, früher war eben doch nicht alles schlechter.

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Und jetzt – klatsch – kommt die Überleitung: der aktuelle Espace in Generation fünf bekommt eine neue Spitzenmotorisierung. Tusch, Applaus, 225 PS. Im Vergleich zum eher eigenwillig gemachten 4,86 Meter-Crossover stecken sie klassischen Maschinenbau hinter den Kühlergrill: Vier Zylinder, 1,8 Liter Hubraum, ein Twinscroll-Turbolader. Kommt ihnen irgendwie bekannt vor? Richtig, der Typ darf in Kürze in der Alpine anreißen, dort als Mittelmotor mit 252 PS und der Option auf mehr Leistung.

Dreht geschmeidig, drückt ordentlich

Renault Espace Tce 225 Fahrbericht 2017
Angelika Emmerling
Vier Zylinder, 1,8 Liter Hubraum, ein Twinscroll-Turbolader. Kommt ihnen irgendwie bekannt vor? Richtig, die Maschine arbeitet auch in der kommenden Alpine.

Und, was geht im Espace? Och, gar nicht mal so wenig. Schon untenraus drückt er ganz anständig, braucht Renault-intern keine Konkurrenz zu fürchten, denn da ist ja bei 1,6 Litern Schluss – bisher musste es benzinerseitig der Motor des Clio RS richten, der untenrum nicht ganz so wuchtig anriss. Gut, für ihn ist im Espace ja ab jetzt Schicht. Hier lässt man sich dann gefällig vom dezenten Midrange-Druck des Einsachters durchs Land schieben, drückt das Pedal mal etwas stärker durch, um zu gucken was geht oder im Sportmodus dem überraschend synthetischen Klang des Soundgenerators zu lauschen.

Angesichts von 1,7 Tonnen Leergewicht fühlt sich hier zwar niemand wie weiland Alain Prost im wilden F1, aber die Opferrolle beim Ampelstart oder zügigen Einfädeln auf die Autobahn überlässt der Espace dann doch gern anderen. 7,6 Sekunden auf 100 km/h sind ein Wort und auf der linken Spur spielt der Espace TCe225 ebenfalls mit: 224 km/h reichen zum flüssigen Fortkommen.

Läuft kultiviert, doppelkuppelt automatisch

Und die Laufkultur? Ja, nun, wer auf zischelnden Lader, stöhnendes Abblasen und Auspuffploppen gehofft haben sollte, wird enttäuscht. Alle anderen dürften sich entspannt ins Nappaleder (Serie bei „Initiale Paris“) kuscheln, den grundsätzlich gleichmäßigen Charakter des neuen Topmotors mit 300 Newtonmetern Drehmoment ab 1.750/min registrieren und das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe preisen. Dessen sieben Stufen sind passend übersetzt. Nur untenrum schlurft der Motor bisweilen etwas im Schlupf herum. Aber messerscharfe Reaktionen hat vermutlich ohnehin niemand vom Espace erwartet. Muskulöser als der bisherige 1,6 Liter gibt sich der Neue jedoch allemal und das zu Preisen ab 40.900 Euro für die pragmatisch ausgestattete Intens-Variante. Wer das volle Programm mit Soundsystem, Allradlenkung, Adaptivdämpfern, Sitzen mit Nappaleder, Belüftung und Massage sowie die Assistenz-Armada begehrt ist im Initiale Paris mit 47.800 Euro dabei.

Fazit

Der Renault Espace wird auch mit dem neuen Top-Benziner als TCe 225 ein Exot bleiben. Immerhin bietet er jetzt eine angemessen kräftige Alternative zum 1,6-Liter-Diesel. In der Alpine sollte der 1,8-Liter allerdings etwas mehr Feuer speien als im 1,7 Tonnen schweren Crossover.