Renault Twingo im Fahrbericht
Französischer Kleinwagen fürs Herz

Kulleraugen, schrille Lackierungen und die Rückkehr des Faltschiebedachs: Der frisch geliftete Kleinwagen Renault Twingo soll wieder die Herzen der Autofahrer erobern. Fahrbericht.

Renault Twingo
Foto: Hersteller

So ein bisschen erinnert der Renault Twingo an einen Publikumsliebling, dessen ganz große Erfolge schon ein paar Jahre her sind, dessen Name aber noch zählt in der Branche. Während sich der Twingo in seinen besten Jahren hierzulande fast 60.000 Mal verkaufte, schrumpfte seine Abnehmerzahl inzwischen auf rund ein Drittel des einstigen Niveaus.

Was nicht nur an der stärker gewordenen Konkurrenz liegt. So wurde der 1993 eingeführte Ur-Renault Twingo mit seinen putzigen Kulleraugen und schrillen Farben hauptsächlich von Frauen gekauft. Der mit dem Nachfolger 2007 angestrebte Imagewandel zum sportlich angehauchten Unisex-Modell sorgte für weniger innige Beziehungen, die Treue der Kunden ließ nach. Mit dem Facelift versuchen die Franzosen daher die Wende von der Wende. Das neue Familiengesicht mit dominantem Logo auf schwarzem Grill soll durch große, weit oben platzierte Nebelscheinwerfer das unschuldige Kindchenschema reanimieren. In den neuen Renault Twingo soll man sich verlieben.

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Knallige Farben sollen für Frische sorgen

In diese Richtung zielen auch weichere Linien an den Schürzen sowie knallige Farben außen und innen am Renault Twingo. Neben einer großen Auswahl bunter Stoffe lassen sich auf Wunsch Lüftungsdüsen, Tachoumrandung oder Heizungsregler farblich absetzen. Die optionale Make-up-Box für den Cupholder und eine flexible Krimskrams-Ablage fürs Armaturenbrett machen den Neuen endgültig zur perfekten Damenwahl.  

Auch die Rückkehr des heißgeliebten Faltschiebedachs dürfte die Kundschaft begeistern. Mit Webasto konnte ein Zulieferer gewonnen werden, dessen elektrisch betätigtes Textilverdeck trotz großen Ausschnitts strengsten Crashvorschriften standhält. Da die Rohkarosse ansonsten unangetastet blieb, halten sich die übrigen Änderungen in Grenzen.  

Für seine 3,69 Meter Länge überrascht der Renault Twingo nach wie vor mit seinem luftig geschnittenen Innenraum und problemloser Übersichtlichkeit. Dank der um 22 Zentimeter verschiebbaren Rückbank steht bei Bedarf selbst groß gewachsenen Hinterbänklern mehr als genug Kniefreiheit zur Verfügung. Neu ist jedoch der Bordcomputer, der die mittig angebrachten Digital-Instrumente ergänzt. Für den Radioschacht eine Etage tiefer bietet Renault zudem ein cleveres Multimedia-Gerät mit Halterung für Apples iPhone an. Zusammen mit der passenden Twingo-App macht sich das Smartphone als Radio-Display, Freisprecheinrichtung sowie Navigation nützlich und wird während der Fahrt geladen.

Kritik an Federungs- und Geräuschkomfort

Antriebsseitig blieb beim Renault Twingo ebenfalls fast alles beim Alten. Der schwächere der beiden 1,5-Liter-Diesel wurde mangels Nachfrage gestrichen, während der 1,2-Liter-Benziner mit 75 PS jetzt mit  einem optionalen Ecodrive-Paket (200 Euro) auf Diät gesetzt werden kann. Variable Einlassnockenwellen plus Reifen mit reduziertem Rollwiderstand sorgen für einen auf 4,6 Liter gesunkenen Normverbrauch. In den Genuss gänzlich neuer Dreizylindermotoren mit Start-Stopp-System kommt erst der gemeinsam mit Daimler entwickelte Nachfolger ab 2014.  

Vor allem in der gefahrenen Diesel-Version mit 86 PS wirkt der Renault Twingo nach wie vor frisch. So tritt der Vierzylinder-Common Rail schon ab 2.000/min kräftig an und zieht gleichmäßig durch. Die wenig gefühlvolle, aber leichtgängige und direkte Lenkung macht den Zwerg in der Stadt angenehm handlich und lässt ihn quirlig durch enge Kehren wetzen. Federungs- und Geräuschkomfort wirken jedoch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. So dringen kurze Stöße und Abrollgeräusche nur wenig gedämpft in den Innenraum vor. Wie komfortabel Micro-Cars inzwischen sein können, zeigt ein VW Up daher besser.

Renault Twingo punktet mit der Ausstattung

Deshalb will Renault den Up und seine Derivate von Seat und Skoda über die Ausstattung schlagen. So sind im Basispreis von 9.990 Euro bereits elektrische Fensterheber, Nebellampen und ein Tempomat enthalten. Umso verwunderlicher, dass ESP separat mit 300 Euro bezahlt werden muss. Denn trotz einfacherer Komfortausstattung gibt sich der Bonsai-VW bei der Sicherheit keine Blöße. Wer den renovierten Twingo bis Ende Januar bestellt, bekommt immerhin 1.000 Euro Rabatt sowie Klimaanlage und CD-Radio umsonst obendrauf. Da bleibt noch Luft für den wichtigen Schleuderschutz. Das Angebot gilt übrigens für Männer und Frauen.

Technische Daten
Renault Twingo dCi 85 DynamiqueRenault Twingo 1.2 LEV 16V 75 Dynamique
Grundpreis15.500 €12.700 €
Außenmaße3687 x 1655 x 1470 mm3687 x 1655 x 1470 mm
Kofferraumvolumen285 bis 959 l285 bis 959 l
Hubraum / Motor1461 cm³ / 4-Zylinder1149 cm³ / 4-Zylinder
Leistung63 kW / 86 PS bei 4000 U/min55 kW / 75 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit185 km/h169 km/h
Verbrauch3,4 l/100 km5,1 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten