Subaru Impreza
Aus Japan nichts Neues

Sehr behutsam hebt Subaru den Kompaktklassiker Impreza in eine neue Modellgeneration. Antrieb, Plattform und Interieur sind Evolutionen ihrer Vorgänger. Neue Antriebe oder Innovationen hat Subaru nicht in petto.

Disruptiv, das möchten Start-ups am liebsten in ihren jeweiligen Geschäftsfeldern sein. Eine plötzliche, signifikante Änderung herbeiführen. Subaru arbeitet komplett gegenteilig. Hier zählen stetige, inkrementelle Veränderungen. Die fallen zum Teil jedoch so kleinteilig aus, dass man das tatsächlich Neue an der neuen Generation Impreza schon beinahe suchen muss. Klar, die Karosserie wurde linienseitig etwas gestrafft. Darüber hinaus wurde sie 10 Prozent torsionssteifer, die Einbuchtungen hinter den Türgriffen um fünf Millimeter vertieft und der Heckscheibenwischer um 45 Millimeter verlängert zugunsten eines größeren Wischfelds. Alles klar so weit?

Unsere Highlights

Unter der Haube werkelt weiterhin ein Zweiliter-Vierzylinder-Boxer mit Mildhybridunterstützung. Ein knapp 16 PS und 66 Nm starker E-Motor, der von einem 0,6 kWh-Lithium-Ionen-Akku gespeist wird, unterstützt das Saugmotortreiben. Subaru reduzierte die Leistung von 150 auf 136 PS, um den WLTP-Verbrauch von 7,7 auf 7,3 Liter zu drücken. Zudem sank das maximale Drehmoment von 194 auf 182 Newtonmeter. Geblieben, wenn auch mit modifizierter Abstimmung, ist das Lineartronic genannte CVT-Getriebe wie auch der serienmäßige permanente Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Im Regelfall gelangen 60 Prozent der Kraft an die Vorder- und 40 Prozent an die Hinterachse.

Verlorene Leistung nicht zu spüren

Beim Fahren überwiegt die Traktionssicherheit, die wir so auch schon vom Vorgänger kennen, den uns Subaru netterweise zum direkten Vergleich bereitstellt. Tatsächlich sind die verlorenen 14 PS nicht zu spüren, im Gegenteil: Der modifizierte Antriebsstrang geht etwas direkter und flotter zu Werke. Bei Volllast sind kaum Unterschiede im Vortrieb spürbar. Von 10 auf 10,6 Sekunden steigt die Beschleunigungszeit für den Standardsprint. Kein Drama, in neuer Abstimmung fühlt sich der Impreza im Alltag einen Hauch kräftiger an, ohne mit Spritzigkeit zu begeistern. Dafür ist er immer noch zu träge, der Gummibandeffekt resultierend aus dem drehmomentschwachen Saugmotor und dem CVT-Getriebe zu groß. Deutlicher ist dagegen der Unterschied in der Geräuschkulisse, denn dank effektiverer Dämmung nölt der Vierzylinder nun leiser in den Innenraum. Kurven begegnet der Impreza mit gewohnter Gleichgültigkeit, obwohl sein niedrigerer Schwerpunkt und die höhere Einlenkwilligkeit gegenüber seinem hochgelegten, mittlerweile deutlich erfolgreicheren Bruder Crosstrek klar spürbar sind. Die Lenkung agiert eher indirekt, wenn auch mit niedrigeren Haltekräften als beim Vorgänger. Rückmeldung und Präzision sind nicht ihre Stärken, Sicherheit und Linearität umso mehr. Das Fahrwerk neigt sich spürbar bietet aber ein ordentliches Maß an Komfort, auch auf übleren Streckenabschnitten.

Neue Sitze sorgen für mehr Halt, mehr Beinauflage und eine bessere Haltung dank Lordosenstütze. Darüber hinaus dominiert im Innenraum Hartplastik und der neue 11,6-Zoll-Touchscreen, dessen Auflösung und Darstellung schon jetzt nicht mehr topmodern wirken. Dafür findet man sich recht schnell zurecht, auch wenn eine haptische Klimasteuerung anstelle derer im Screen einfacher zu nutzen wäre. Positiv: einfache Lenkradbedienung über Tasten, ein Drehregler für die Einstellung der Tachobeleuchtung sowie der Displayhelligkeit und kabelloses Android Auto und Apple CarPlay. Erstmals integriert Subaru auch den Ortungsdienst what3words, der die gesamte Welt in 3x3-Meter-Quadrate kartiert hat und diese Quadrate mit Dreier-Wortkombinationen referenziert. Ergo könnte man, um zum Büro von auto motor und sport in Stuttgart zu gelangen, auch nach "spotted.eating.spice" suchen. Ob das nun eine Vereinfachung darstellt, darf jeder für sich entscheiden. Immerhin sind die simplen Materialien im Cockpit solide zusammengesetzt und wirken, als würden sie auch jahrelanger Nutzung problemlos widerstehen. Im Fond geht es etwas enger zu, vor allem am Kopf. Der Kofferraum bietet mit bis zu 1.314 Litern Volumen ein gutes Maß für die Kompaktklasse.

Erweiterung der Assistenzsysteme

Für mehr Sicherheit sollen ein neuer Notbremsassistent, ein Lenkassistent für Notfall-Ausweichmanöver, eine aktive Spurführung in Verbindung mit Adaptivtempomat, eine Verkehrszeichenerkennung mit gekoppelter Tempolimitübernahme und ein Notfall-Spurhalteassistent sorgen. Das kennen wir alles so bereits von anderen Herstellern. Weitere Sicherheitssysteme erhielten Updates. In einem Versuch mit einem Testdummy zeigte sich der Notbremsassistent, der jedoch nur bis 50 km/h bremst, zuverlässig und sicher. Da die Fahrten auf einem Testgelände stattfanden, muss sich die restliche Fahrassistenz in einem Test auf öffentlichen Straßen noch beweisen.

Preise nennt Subaru erst Mitte Oktober. Da der Impreza mit dem schwächeren, 114 PS leistenden 1,6-Liter-Boxer ohne Mildhybridzusatz bei 25.990 Euro startet, dieser Antrieb jedoch entfällt, wird der neue Impreza kaum unter 30.000 Euro zu haben sein.

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Impreza - Wie bitte?

Fazit

Subaru nennt es zwar eine neue Generation, meint aber eigentlich ein Facelift. Die Neuerungen helfen dem Impreza nur bedingt gegen die starke Konkurrenz im Kompaktsegment. Der Allradantrieb ist weiterhin ein exklusives Merkmal, viele Traktionsbedürftige werden wohl zum höhergelegten Crosstrek greifen, was den Impreza trotz langer Historie weiter in die Nische drängen wird.

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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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