VW Amarok V6 Panamericana
Erste Ausfahrt mit dem Topmodell des neuen Amarok

Nach über zwei Jahren Wartezeit feiert der neue Pick-up VW Amarok Premiere. Wir konnten mit dem Topmodell PanAmericana auf Tour gehen. Der Preis ist allerdings auch "top".

VW Amarok V6 Panamericana 2023 Fahrbericht
Foto: VW

Im Mai 2020 hatte der Typ VWN817, besser bekannt als VW Amarok, in Europa ausgespielt, Volkswagen verkündete das Produktionsende des zehn Jahre zuvor gestarteten Pick-up im Werk Hannover. Auf der ehemaligen Amarok-Produktionslinie laufen seitdem der T7 und neuerdings auch der ID.Buzz vom Band. Pick-up-Freunde der Marke wurden dagegen in eine mehrjährige Warteschleife geschickt. Denn die 2019 verkündete Nutzfahrzeug-Kooperation mit Ford umfasste auch den Amarok-Nachfolger auf Basis des Ford Ranger, und bis zu dessen Neuauflage dauerte es eben ein bisschen.

Unsere Highlights

Dieser Nachfolger ist nun endlich eingetrudelt, die zweite Generation Amarok hat den Heimatort gewechselt und wird künftig rund 9.000 Kilometer Luftlinie entfernt von Hannover im Ford-Werk Silverton nahe Johannesburg in Südafrika gefertigt. Dort läuft der Amarok künftig gemeinsam mit dem Ranger vom Band. Und das ist auch der Grund, warum wir bei unserer ersten Probefahrt auf der (aus deutscher Sicht) falschen Seite einsteigen, die Testfahrzeuge sind Rechtslenker für den südafrikanischen Markt.

Amarok wird länger

Zierlich war der Amarok ja schon bisher nicht, mit der neuen Generation werden Parklücken aber nochmals enger: Zehn Zentimeter Längenzuwachs auf nun 5,35 Meter vom einem Ende bis zum anderen lassen selbst einen Touareg als Bonsai wirken. Gleichzeitig hat auch der Radstand kräftig zugelegt, die Achsen sind jetzt 3,27 Meter voneinander entfernt. Der Ein- ist dabei eher ein Aufstieg, was unter anderem an der traditionellen Bauart liegt. Schließlich ist die viertürige Kabine und die davon abgetrennte Ladefläche auf einen Leiterrahmen geschraubt, wie es sich in diesem Segment gehört. Das schafft allerdings trotz der herrschaftlichen Außenabmessungen eine nicht übermäßig üppige Innenraumhöhe und verlangt einen kleinen Knicks beim Einsteigen.

Zur Fahrpremiere stellte VW den Amarok in den beiden Topversionen Aventura und Panamericana vor. Während der Aventura den straßenorientierten Luxusliner mit viel Chromschmuck und 20-Zoll-Rädern gibt, ist der von uns gefahrene Panamericana die Outdoor-Variante. Erkennbar ist er an der eigenständigen Frontschürze, 18-Zoll-Rädern mit Geländebereifung, schwarzen Trittstufen und dem "Stylingbar" getauften Ladeflächenbügel hinter der Kabine. Unterhalb der Topmodelle, mit denen VW bei uns in den Markt starten wird, rangieren dann die Basisvariante Amarok sowie die Ausstattungslinien Life und Style.

Topmodell Panamericana

Innen empfängt der Amarok Panamericana mit gediegenem SUV-Luxus statt hemdsärmeligem Nutzfahrzeug-Ambiente, die bei der Baureihe grundsätzlich serienmäßigen volldigitalen Instrumente und das zentrale Mitteldisplay sind bei diesem Modell serienmäßig in den größeren Varianten mit jeweils zwölf Zoll Diagonale installiert. Obwohl VW auf ein eigenständiges, vom Plattformbruder Ford Ranger deutlich unterschiedliches Cockpit im Look der Marke setzt, ist hier sliderfreie Zone: Statt digitaler Touchfelder wie in den Pkw von VW gibt es im Multifunktionslenkrad richtige Schalter, unterhalb des zentralen Bildschirms befinden sich Schnellauswahltasten für einzelne Funktionsgruppen.

VW Amarok V6 Panamericana 2023 Fahrbericht
VW
Cockpit im VW-Stil, aber mit richtigen Schalten statt Slidern und Touch-Flächen.

Mit dem V6-Diesel, er kommt wie alle anderen Motoren des Amarok auch von Ford, ist der Pick-up angenehm motorisiert. Das gilt nicht nur für das gut gedämmte, aber trotzdem voluminöse Arbeitsgeräusch, sondern auch für den druckvollen Vortrieb des schweren Pritschenwagens. Dabei fällt die Leistung angesichts des Hubraums mit 241 PS nicht übermäßig hoch aus, wichtiger ist jedoch das üppige Drehmoment von 600 Newtonmeter, das bereits bei 1.750 Umdrehungen zur Verfügung steht.

Zehngang-Automatik und Permanent-Allrad

Das beim V6-Motor serienmäßige Zehngang-Automatikgetriebe verfügt über einen elektrisch angesteuerten Schalthebel, der einen kleinen Trick beherrscht: Beim Abstellen des Motors wandert er von selbst in die Parkstellung zurück. Während der Fahrt bleibt das Getriebe dagegen im positiven Sinn unauffällig. Die auch unter Volllast sanft schaltende Zehngang-Automatik wirkt nie ratlos, sondern serviert zu jeder Fahrsituation vom strammen Sprint bis zum lässigen Gleiten die passende Übersetzungsstufe.

VW Amarok V6 Panamericana 2023 Fahrbericht
VW
Trotz hinterer Blattfedern ist der Fahrkomfort recht hoch.

Die Postkutschen-Romantik des Fahrwerks mit hinterer, blattgefederter Starrachse haben die Entwickler gut gezügelt. Die in diesem Segment üblichen Kicks und Knuffe aus dem Heck unterbleiben auch bei leerer Ladefläche. Bei der Dämpferabstimmung wurde gute Arbeit geleistet, was speziell auf rumpeligem Untergrund spürbar ist. Interessant wird hier, wie sich der Amarok bei voller Zuladung von immerhin bis zu 1,2 Tonnen je nach Modell fahren wird, was sich beim ersten Fahrtermin nicht testen ließ.

Nicht ganz so überzeugend dagegen die neue elektromechanische Servolenkung, die ein bisschen blutleer wirkt und kaum Rückmeldung vermittelt. Der Amarok fährt zwar präzise in die beauftragte Richtung, dabei fühlt sich das Lenkrad aber entkoppelt an, was speziell bei engagierter Fahrweise spürbar ist.

Weil Pick-ups auch jenseits der Straße funktionieren müssen, bringt der Amarok für solche Zwecke viel Talent mit, das den im schweren Gelände eher hinderlichen langen Radstand weitgehend vergessen lässt. Der neue Automatik-Allrad mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung verfügt über eine kurze Geländeuntersetzung, die in Verbindung mit dem Automatikgetriebe eine behutsame und wohldosierte Fortbewegung auch im zerklüfteten Terrain ermöglicht. Für richtige Härtefälle ist außerdem eine zuschaltbare Differentialsperre für die Hinterachse an Bord. Solange genug Platz für den langen Pick-up ist, lässt sich abseits der Straße richtig viel mit dem Amarok anstellen.

Marktstart und Preise

Direkt zum Marktstart wird es außerdem ein umfangreiches Zubehörprogramm, zum Teil von Drittanbietern, für den Amarok geben. So zeigte man anlässlich der Modellvorstellung einen zum Outdoorcamper umgerüsteten Wagen (siehe Bildergalerie), des Weiteren gibt es diverse Halter zum Beispiel für Fahrräder sowie verschiedene Ladeflächenabdeckungen. Zum Januar 2023 wird der Konfigurator freigeschaltet. Der Amarok PanAmericana wird bei einem Brutto-Preis von 69.009 Euro liegen, darüber rangiert lediglich noch der Aventura für 70.164 Euro. Der Basispreis für den günstigsten Amarok mit dem 170 PS Vierzylinder und Handschaltung liegt bei 47.122 Euro.

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Der VW AmarokDer Ford Ranger

Fazit

In der Topausstattung mit viel Wohlfühl-Ambiente und dem oberklassigen V6-Diesel wirkt der neue VW Amarok durchaus souverän und luxuriös, gar nicht wie ein schnödes Nutzfahrzeug. Der Antriebskomfort ist hoch, das Fahrwerk mit Blick auf die Möglichkeiten (hintere Starrachse) überraschend komfortabel abgestimmt. Abstriche muss man trotz der enormen Abmessungen beim Platzangebot im Innenraum machen, da lässt sich das Pick-up-Prinzip nicht wegkonstruieren.