Volle Konzentration auf 2026
Alpine gibt Antrag zur Nachrüstung auf

Im Juli hat Alpine den Antrag gestellt, seinen Motor auf den Leistungsstand der Konkurrenz bringen zu dürfen. Das stieß auf wenig Gegenliebe. Mittlerweile haben die Franzosen ihren Plan geändert.

Alpine - Formel 1 - GP Ungarn 2023
Foto: xpb

Die Saison läuft nicht so, wie es sich Alpine vorgestellt hat. Statt in der direkten Verfolgergruppe die Lücke zu Red Bull zu schließen, steht der französische Rennstall isoliert auf Platz sechs. Und der Rückstand auf die Spitze ist größer denn je. GPS-Messungen haben ergeben, dass der Motor einen erheblichen Anteil an dem Defizit hat.

Nach internen Berechnungen verliert der Renault V6-Turbo rund 30 PS auf die Konkurrenz, was in der Rundenzeit mindestens drei Zehntel ausmachen würde. Die FIA hat daraufhin nachgemessen und anhand der Drehmomentsensoren nur eine Lücke von 15 bis 20 PS festgestellt.

Unsere Highlights
Esteban Ocon - F1 - 2023
xpb

Alpine muss mit dem PS-Defizit bis 2026 leben.

Konkurrenz ging volles Risiko

Das Leistungsdelta kam dadurch zustande, dass Mercedes, Ferrari und Honda bei der letzten Entwicklungsschleife ihres Antriebs vor dem von der FIA verordneten Einfrieren der Technik voll auf die Karte Risiko gesetzt haben. Bei Zuverlässigkeitsprobleme erlaubt das Reglement bekanntlich, dass man nachbessern darf. Renault ging den umgekehrten Weg und lieferte eine standfeste Spezifikation für die Jahre 2022 bis 2025 ab.

So herrschte Anfang 2022 nahezu Gleichstand zwischen den Antriebseinheiten. Ferrari, Mercedes und Honda hielten sich zunächst zurück und stellten bei Schäden den Antrag bei der FIA, die Probleme abstellen zu dürfen. Honda hatte nach eigener Aussage von Anfang an eine ziemlich robuste Antriebseinheit.

So tasteten sich alle vorsichtig ans Limit. Und das lag über dem von Renault. Die Franzosen hatten keine Schäden, die ihnen das Tor zur Korrektur geöffnet hätten. Bei Renault ging 2022 hauptsächlich die Wasserpumpe kaputt. Damit findet man keine Leistung.

Bruno Famin - Alpine - Formel 1 - 2023
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Teamchef Bruno Famin hat den Antrag auf Nachrüstung des Motors zurückgezogen.

Konkurrenz fürchtete BOP

Als absehbar war, dass die Ziele in dieser Saison nicht erreicht würden, suchte die Teamleitung nach Lösungen. Eine davon war, die FIA um Angleichung der Motoren zu bitten. Ein Entwicklungsstopp ist laut Reglement nur gerechtfertigt, wenn alle Triebwerke innerhalb von zwei Prozent liegen.

Bei einer Sitzung der Formel-1-Kommission im Juli stellte Renault den Antrag, den Rückstand aufholen zu dürfen. Der Vorschlag, das Defizit über eine höhere Spritmenge auszugleichen, wurde sofort abgelehnt. Das roch zu stark nach BOP. Die Frage, ob man für Renault noch einmal das Entwicklungsfenster öffnen sollte oder nicht, wurde ohne Ergebnis an die Antriebs-Kommission der Formel 1 weitergeleitet.

Das Gremium der Motorenexperten verfolgte das Thema nur halbherzig, weil keiner dem Konkurrenten eine Spezialbehandlung gönnen wollte. Inzwischen hat man auch in Viry-Chatillon seine Meinung geändert. "Priorität hat für uns die Entwicklung des 2026er Motors", bestätigte Sportdirektor Bruno Famin in Katar. Eine Nachentwicklung der aktuellen Antriebseinheit hätte nur Kapazitäten gebunden und keine Garantie gebracht, den Rückstand auch aufzuholen.

Renault V8 F1-Motor 2013
Renault

Die volle Konzentration gilt nun der Entwicklung des Motors für 2026.

Neues Chassis und Getriebe für 2025

Beim Chassis dagegen gibt Alpine noch Gas. Einem größeren Upgrade in Singapur mit neuen Seitenkästen, einem modifizierten Kühlsystem sowie Änderungen am Beam Wing und den Rückspiegelhalterungen folgte in Katar ein kleinerer Aufschlag. Der Unterboden wurde im vorderen Bereich so umgebaut, dass bei niedrigen Bodenfreiheiten mehr Abtrieb generiert wird. Die Neugestaltung der hinteren Bremsbelüftungen sollte den Luftwiderstand senken.

Prompt schafften es beide Alpine in die Top Ten der Startaufstellung. Esteban Ocon nahm sechs Punkte mit nach Hause. Pierre Gasly verschenkte einen Zähler, weil er zu oft mit den Streckenlimits in Konflikt stand. "Es war nicht mein bester Tag", gab der Franzose zu. Im Sprint ging Alpine leer aus. Das Risiko mit Soft-Reifen zu starten, zahlte sich nicht aus.

Die Ingenieure unter Technik-Direktor Matt Harman kennen die Schwächen ihres Autos. Sie liegen eher in den langsamen als den schnellen Kurven. In Enstone wird schon unter Volldampf am 2024er Auto gearbeitet. Das Team bestätigt, dass der A524 im nächsten Jahr ein neues Chassis und neues Getriebegehäuse bekommen wird. Mit dieser Architektur schafft man mehr Spielraum unter dem Auto, um Abtrieb zu generieren.