Friedenspfeife nach Bahrain-Stallregie
Tsunoda verspricht weniger Wutausbrüche

In der Endphase des Bahrain-Rennens kochten die Emotionen bei Toro Rosso hoch. Doch noch vor Verlassen der Rennstrecke haben sich die Piloten ausgesprochen. Yuki Tsunoda gelobte nach seinem Wutausbruch Besserung.

Daniel Ricciardo & Yuki Tsunoda - GP Bahrain 2024
Foto: Red Bull

Toro Rosso wurde vor dem Saisonstart von vielen Experten als möglicher Aufsteiger des Jahres gehandelt. Die engere Zusammenarbeit mit Red Bull sollte aus dem Hinterbänkler wieder einen regelmäßigen Punktekandidaten machen. Doch in Bahrain ging das B-Team leer aus. Dabei hätte man im Rennen eine kleine Chance gehabt, Lance Stroll den letzten Zähler zu klauen.

Sowohl Geschäftsführer Peter Bayer als auch Red-Bull-Sportchef Helmut Marko bemängelten nach dem Rennen die zu zögerliche Strategie. Verspätete Boxenstopps verschafften den direkten Konkurrenten kampflos den Weg vorbei an den blauen Rennwagen und damit die bessere Track-Position. Trotz frischerer Reifen gelang der Konter auf der Piste nicht.

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Auch die Fahrer kamen bei der Bewertung der Red-Bull-Leitung nicht gut weg. Daniel Ricciardo blieb vor allem in der Anfangsphase blass. Yuki Tsunoda handelte sich am Ende des Rennens Kritik-Punkte ein. Der Japaner reagierte am Funk mit emotionalen Diskussionen, nachdem ihn der Kommandostand zum Platzwechsel aufgefordert hatte.

Yuki Tsunoda - Toro Rosso - Bahrain F1-Test 2024
Wilhelm

Yuki Tsunoda war in Bahrain in viele Mittelfeld-Kämpfe verwickelt.

Tsunoda reagiert mit Verzögerung

Daniel Ricciardo hing dem Teamkollegen im letzten Stint mit Soft-Reifen im Heck. Tsunoda seinerseits steckte mit den harten Gummis hinter Kevin Magnussen fest. Die Toro-Rosso-Leitung vermutete, dass Ricciardo mit den frischeren und weicheren Reifen bessere Chancen hat als sein Teamkollege. Deshalb ordnete der Kommandostand eine Stallregie an.

"Wir haben Yuki vorgewarnt. Wir hatten ihm gesagt, dass er Magnussen überholen muss. Wenn das nicht klappt, werden wir reagieren", verriet Bayer später. Doch der kleinste Pilot im Feld stellte sich stumm: "Als wir den Platztausch angeordnet haben, hat es Yuki noch eine Runde rausgezögert", ärgerte sich Bayer.

In der Auslaufrunde wäre Tsunoda dem Teamkollegen dann auch noch beinahe in die Kiste gefahren. Bei seiner außer Kontrolle geratenen Schein-Attacke ließ er qualmend die Reifen stehen: "Das war Emotion gepaart mit einem Verbremser. Die Thematik Platzwechsel wird definitiv besprochen. Das andere muss man nicht groß aufhängen", nahm Bayer den Wutausbruch nach außen locker.

Yuki Tsunoda - Daniel Ricciardo - Toro Rosso - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Red Bull

Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda kämpfen beide um ein Red-Bull-Cockpit für 2025.

Mekies stellt Tsunoda zur Rede

Doch hinter den Kulissen wurde ordentlich Tacheles geredet. Teamchef Laurent Mekies stattete Tsunoda direkt nach der Zieldurchfahrt einen Besuch im Privatraum des Fahrers ab. "Wir haben lange darüber gesprochen, was vorgefallen ist", gab Tsunoda in der Pressekonferenz von Saudi-Arabien zu. "Dabei ging es vor allem darum, die Perspektive des anderen zu verstehen. Er hat mir geholfen, mich zu beruhigen und wieder nach vorne zu blicken."

Laut Ricciardo gab es anschließend auch noch eine Aussprache zwischen den beiden Fahrern: "Was da am Ende des Rennens passiert ist, war nicht besonders toll. Wir haben uns ausgesprochen, privat, hinter verschlossenen Türen, sehr offen und transparent. Wir sind am Samstagabend nach Hause gegangen und die Sache war für uns abgeschlossen."

Nach Ansicht von Ricciardo hat die Aussprache das ganze Team einen Schritt nach vorne gebracht. "Wenn wir das nicht ausgeräumt hätten und er einfach abgedampft wäre, dann hätten wir ein Problem gehabt. Aber wir waren beide bereit, in einem Raum zu sitzen und es zu besprechen. Das war wichtig."

Laurent Mekies - Toro Rosso - Bahrain Test - 2024
Red Bull

Der neue Teamchef Laurent Mekies musste seinen ersten größeren Brand bei Toro Rosso löschen.

Angelegenheit abgeschlossen

Laut Ricciardo hatte man schon vor dem Rennen im Strategie-Briefing über die verschiedenen Optionen gesprochen. Demnach hätte Tsunoda wissen müssen, dass sein Teamkollege am Ende des Rennens mit besseren Reifen im Rückspiegel auftauchen könnte.

Ricciardo hat trotzdem Verständnis für die Reaktion des Garagennachbarn: "Fahrer mögen natürlich keine Stallregie. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Pilot in solch einer Situation nicht sofort reagiert. Im ersten Rennen kann man so etwas sicher nicht gebrauchen. Aber das Team hat die Angelegenheit sehr gut bereinigt. Alle waren ruhig. Es gab keine Schuldzuweisungen. Wir haben einfach geredet, sodass es in Saudi-Arabien keine Rolle mehr spielt."

Auch Tsunoda sieht die Angelegenheit als abgeschlossen an: "Wir sind jetzt wieder auf einer Linie. Ich respektiere die Entscheidung des Teams. Das war für mich kein einfaches Rennen. Ich war in dem Moment einfach emotional aufgewühlt. Ich weiß, dass ich mich besser im Griff haben muss. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich mich verbessern werde. Dabei sind nicht nur einer, sondern zwei Schritte nötig."