Sainz plant Comeback in Melbourne
„Bin sicher nicht bei 100 Prozent“

GP Australien 2024

Nur 14 Tage nach seiner Blinddarm-OP will Carlos Sainz im Melbourne-Training sein Comeback feiern. Der Pilot ist selbst gespannt, ob der Plan funktioniert. Am Donnerstag sprach der Spanier über die dramatischen Stunden in Jeddah.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Australien - Melbourne - 21. März 2024
Foto: xpb

Carlos Sainz meldete sich am Donnerstag (21.3.) in Melbourne gut gelaunt zurück zum Dienst. Äußerlich war dem Madrilenen nicht anzumerken, dass ihm erst zwei Wochen zuvor der Blinddarm entfernt wurde. Beim Rennwochenende in Jeddah musste plötzlich alles ganz schnell gehen. Was zuerst wie eine Magenverstimmung aussah, verlangte nach einem sofortigen Eingriff im Operationssaal.

"Am Mittwoch habe ich mich im Fahrerlager plötzlich schlecht gefühlt. Die Symptome deuteten aber eher auf eine Lebensmittelvergiftung hin. Dazu habe dann plötzlich auch noch ein hohes Fieber bekommen", verriet der Ferrari-Pilot. Den Pressetag in Jeddah konnte Sainz noch ausfallen lassen. Die beiden Trainings überstand er nur dank medikamentöser Unterstützung.

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Im Freien Training biss Carlos Sainz noch auf die Zähne. Dann ging es ins Krankenhaus.

Schwierige Diagnose

"Das ging einigermaßen", erinnert sich Sainz. "Aber nach den beiden Sessions habe ich schon gemerkt, dass ich den Rest des Wochenendes nicht durchstehen werde. Ich wusste, dass ich ins Krankenhaus muss, sollte sich die Situation nicht verbessern. Leider hat sie sich nicht verbessert. Deshalb bin ich Freitagfrüh direkt in die Klinik, wo dann eine Blinddarm-Entzündung festgestellt wurde."

Nach Aussage des Patienten dauerte es aber eine Zeit, bis die Mediziner die Ursache für die Beschwerden fanden. "Die Diagnose war gar nicht so einfach, weil die Tests nicht richtig angeschlagen haben. Die Ärzte waren trotzdem überzeugt, dass es sich um eine Blinddarm-Entzündung handeln muss. Und nachdem der Blinddarm entfernt wurde, ging es mir auch direkt besser."

Am Freitag wurde Sainz operiert. Zur Verwunderung vieler Fahrerlager-Gäste tauchte der Patient schon am Samstag wieder an der Strecke auf. "Die Ärzte haben mir empfohlen, ein wenig zu laufen. Statt im Hotel zu laufen, bin ich dann einfach ins Fahrerlager gegangen und habe mir das Rennen zusammen mit den Ingenieuren angeschaut."

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Der Ausfall von Sainz ermöglichte Oliver Bearman das F1-Debüt.

Medizinischer Fortschritt hilft Sainz

Laut Sainz war es kein schönes Gefühl, die Action von der Ersatzbank aus zu verfolgen: "Das hat wehgetan, vor allem nach dem starken Saisonstart in Bahrain. In Jeddah hat das Auto auch wieder gut funktioniert. Da kann man sich ausrechnen, wie viele Punkte man verliert. Und ich wusste auch direkt, dass meine Vorbereitung auf das Rennen in Melbourne nicht optimal sein wird."

Nach der Rückreise versuchte Sainz, sich so schnell wie möglich wieder in Form zu bringen. Nach Aussage des Patienten kamen auch moderne Maschinen zum Einsatz, um die Genesungszeit zu verkürzen. "Mit jedem Tag wurde es ein Stück besser. Die erste Woche war noch sehr hart. Da habe ich viel Zeit im Bett verbracht. In der zweiten Woche ging es dann schneller mit den Fortschritten."

Sainz weiß, dass er den möglichen Einsatz in Melbourne auch der modernen Medizin zu verdanken hat: "Als sich mein Vater vor 30 Jahren der gleichen Operation unterziehen musste, war es noch ein viel größerer Eingriff. Heute gibt es nur drei kleine Einschnitte im Bauch. Dadurch verkürzt sich die Erholungszeit auf die Hälfte oder sogar ein Drittel."

Carlos Sainz - GP Australien 2024
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Ob Sainz das Rennen in Melbourne fährt, entscheidet sich erst nach dem Training.

Ambitionierte Comeback-Pläne

Der Fahrer weiß aber auch, dass der Plan zum Comeback in Australien ambitioniert ist. "Die Ärzte haben gleich gesagt, dass es mit 14 Tagen zwischen der Operation und dem ersten Training eng wird. Es sei aber möglich. Werde ich schon bei 100 Prozent sein? Natürlich nicht. Da muss man ehrlich sein. Ich habe nicht trainiert und saß auch nicht im Simulator, sondern habe mich nur auf die Erholung konzentriert."

Vor dem Einsatz im ersten Training wird der Rückkehrer noch einmal vom FIA-Arzt untersucht. Sainz ist gespannt, was ihn auf den ersten Proberunden am Freitag im Albert Park erwartet: "Von den Übungen, die ich im Fitnessstudio machen kann, sollte es möglich sein, wieder ins Auto zu steigen. Ich bin natürlich nicht dumm. Wenn es morgen nicht geht, dann bin ich der Erste, der die Hand hebt und zugibt, dass ich noch zwei Wochen bis zum nächsten Rennen brauche. Ich werde sicher nicht verbergen, wenn ich Schmerzen habe und sich die Situation durch den Einsatz verschlimmert."

In der schwierigen Phase zwischen den beiden Rennen hat sich Sainz auch mit Alex Albon ausgetauscht, der 2022 in Monza den gleichen Eingriff durchführen lassen musste. "Er hatte nach seiner Operation ein paar Tage mehr bis zum Comeback als ich. Er war aber prinzipiell in der gleichen Situation. Er hat mir gesagt, dass es sich am Anfang noch etwas komisch anfühlt, wenn man im Auto sitzt. Aber dass man sich dann schnell daran gewöhnt."