Ricciardo mit ordentlichem Einstand
Ein Unfall-Geschenk von Sergio Perez

GP Ungarn 2023

Das Debüt von Daniel Ricciardo im Alpha Tauri ist gelungen. Der Australier legte am Trainingsfreitag zum GP Ungarn 37 Runden ohne größere Fehler zurück. Sergio Perez patzte hingegen. Ein weiterer Unfall erhöht den Druck auf den Mexikaner im Red Bull.

Daniel Ricciardo - Alpha Tauri - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1
Foto: Wilhelm

Sergio Perez hat einen Vertrag mit Red Bull bis Ende 2024. Teamchef Christian Horner hat ihn bereits öffentlich neben Max Verstappen für die kommende Saison bestätigt. Und doch steht der Mexikaner nach schmerzvollen Wochen unter Druck. Seit dem GP Monaco ist Perez der Schwung abhandengekommen. Seither fehlt ihm die Leichtigkeit. Der WM-Zweite gibt zu. "Der Unfall hat mich Selbstvertrauen gekostet."

Seither hat es der zweite Red Bull kein einziges Mal bis in den dritten Teil der Qualifikation geschafft. Und das im schnellsten Auto im Feld. Während Verstappen von Sieg zu Sieg eilt, quält sich sein Teamkollege. Von einer Krise will Perez allerdings nichts wissen. Er versucht, Gelassenheit und Ruhe auszustrahlen. Am Donnerstag vor dem GP Ungarn sprach er in die Mikrofone: "Es ist keine Frage der Pace. Die stimmt. Deshalb besorgt mich mein Abschneiden in der Qualifikation nicht. Es gab immer eine logische Erklärung. In Spielberg waren es zum Beispiel die Track Limits. In England die wechselnden Verhältnisse." Die erwischen ihn des Öfteren auf dem falschen Fuß.

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Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 21. Juli 2023
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Sergio Perez patzte am Trainingsfreitag zum GP Ungarn bereits nach drei Minuten.

Halbes Feld scharf auf den Red Bull

Perez kann sich noch so gelassen geben. Momentan ist er nicht frei im Kopf. Das spürt man. Anderenfalls sind Unfälle wie der im ersten Training von Budapest nicht zu erklären. In seinem zweiten Umlauf des Tages feuerte der 33-Jährige seinen Red Bull in den Reifenstapel. Er war mit der linken Fahrzeugseite beim Anbremsen aufs Gras geraten. Der Einschlug schlug sein Auto im vorderen Bereich wund. Die Mechaniker mussten den RB19 mit der Startnummer 11 in der Mittagspause zusammenflicken.

Jeder Unfall schmerzt doppelt in Zeiten der Budgetobergrenze der Formel 1. Red Bulls Ingenieure dürften obendrein nicht angetan sein. Zum Zweiten Mal nach Monaco sorgte ein Perez-Abflug dafür, dass der heikle Unterboden des RB19 entblößt wurde. Die Konkurrenz wird die Aufnahmen der Unterseite mit Argusaugen studieren.

Im Umfeld des Mexikaners werden die Sorgenfalten größer. Allen muss bewusst sein, dass Perez seine Form der ersten Rennen wiedergewinnen muss. Ansonsten könnte ihm Daniel Ricciardo den Rang ablaufen, sofern der Mann aus Perth selbst abliefert. Red Bull hat ihn nicht umsonst in den zweiten Alpha Tauri gesetzt und Nyck de Vries vor die Tür gesetzt. Man hat nun zwölf Rennen, um den Rückkehrer im Wettbewerb zu evaluieren. Perez sagt dazu: "Nicht nur Daniel schielt auf mein Cockpit. Mehr als das halbe Feld tut das." Nachsatz: "Ich habe es durch Leistungen selbst in der Hand."

Alpha Tauri - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1
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Der neue Heckflügel von Alpha Tauri erregt Aufsehen.

Größere Lücke auf weichen Reifen

Besser hätte der Einstand für Ricciardo kaum laufen können. Der 34-Jährige spulte selbst einen soliden Tag ab, während Perez abflog. Alpha Tauris Teamchef Franz Tost lobte seinen Fahrer, den er bereits 2012 und 2013 betreut hatte. "Daniel hat sich gut geschlagen. Er hatte keine größeren Anpassungsschwierigkeiten." Dabei kannte der achtmalige GP-Sieger den AT04 bisher nur aus einem Tag im Simulator.

Das zweite Training beendete Ricciardo an der 14. Stelle. Immerhin zehn Plätze hinter Teamkollege Yuki Tsunoda. Zwischen den beiden Alpha Tauri lagen 0,451 Sekunden. Während Ricciardo auf den Mediumreifen noch mithalten konnte, klaffte eine größere Lücke auf der weichsten Garnitur auf. Ricciardo konnte den Extra-Grip nicht voll ausnutzen. "Es ist normal, dass Daniel auf den Softs noch nicht alles herausholen kann", schildert Tost.

Dafür muss Ricciardo erstmal sein Auto besser kennenlernen. Das tut er mit jeder Runde. Erst mit der Zeit wird er wissen, was der AT04 kann, was er mag und was nicht, und wie die Reifen für eine Runde vorbereitet werden müssen. Die Kunst ist es, die Pirellis in ihr schmales Arbeitsfenster zu fahren und dort über die gesamte fliegende Runde zu halten. Dafür müssen der Reifenkern und die Oberfläche ideal temperiert sein.

Der Pilot resümierte zufrieden nach getaner Arbeit. "Die Positionen sind im Moment nicht so wichtig. Es ging mir heute mehr darum, zu spüren, wo ich mit dem Auto stehe. Es fühlte sich alles ziemlich vertraut an." Die Aufmerksamkeit um seine Person ist ihm selbstredend nicht entgangen. Den Rummel blendete er erfolgreich aus. "Sobald ich den Helm aufgesetzt hatte und ins Auto stieg, fühlte es sich an, als wäre ich nie wirklich weg gewesen. Das war schön."

Alpha Tauri optimistisch

Es sollte dem Rückkehrer die Aufgabe leichter machen, dass der Hungaroring zu seinem neuen Dienstwagen passt. Die langsamere Natur der Rennstrecke dürfte Alpha Tauri die bisher besten Möglichkeiten der Saison eröffnen. "Der Streckencharakter in Kombination mit unseren neuen Teilen stimmen mich optimistisch", sagt Teamchef Tost dazu. "Wir müssen jetzt aber erstmal abwarten, wie die Qualifikation am Samstag verläuft. Erst dann packen alle aus. Unser Ziel ist es, mit einem Auto in die Top 10 zu fahren."

Alpha Tauri rüstet in Budapest mit einer veränderten Nase sowie einem modifizierten Frontflügel plus neuen Teilen am Unterboden und für den Heckflügel auf. Gerade Letzterer sorgt für neugierige Blicke. Der Flügel-Flap wölbt sich nicht mehr in die Endplatte über, sondern ist lediglich über einen kleinen Zapfen mit den Seitenteilen verbunden.

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