Nächste Pleite für Aston Martin
Trendwende dank Technik-Offensive?

GP Japan 2023

Mit nur sechs Punkten aus den letzten drei Rennen hat sich Aston Martin im Kampf um die vorderen Plätze der Teamwertung verabschiedet. Eine Reihe von Upgrades bis Saisonende soll wenigstens Rang vier im Kampf gegen McLaren absichern.

Lance Stroll - Aston Martin - GP Japan 2023
Foto: Aston Martin

So langsam wird man bei Aston Martin nervös. Seit dem Alonso-Podium in Zandvoort ist der Wurm drin. Dass auf der Highspeed-Strecke in Monza nicht viel gehen würde, war schon vorher klar. Der AMR23 ist einfach nicht windschlüpfrig genug. Singapur hatte eigentlich perfekt ins Beuteschema gepasst. Doch dann ging mit dem Crash von Lance Stroll im Qualifying sowie der Strafe und dem verpatzten Boxenstopp von Fernando Alonso im Rennen alles schief, was schiefgehen konnte.

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Zum Rennen in Suzuka reisten die Verantwortlichen dann wieder mit gedämpften Erwartungen. Die vielen Highspeed-Kurven bereiteten den Ingenieuren Sorgen. Dass man dann aber am Ende gar keine Chance hatte, kam etwas unerwartet. "Wir haben schon am Freitag gesehen, dass wir mit den Teams ganz vorne nicht mithalten können. Dann ging es nur noch darum, die maximal möglichen Punkte mitzunehmen", erklärte Mike Krack etwas enttäuscht.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Japan 2023
Aston Martin

Alonso ist der Frust über die sportliche Talfahrt langsam anzumerken.

Alonso reagiert genervt

Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes lagen außer Reichweite. Alonso musste im Rennen hart kämpfen, um wenigstens die Alpine hinter sich zu halten. Der Frust des Spaniers spiegelte sich in einigen genervten Funksprüchen wider. Krack wollte in die deutlichen Ansagen in Richtung Kommandostand aber nicht zu viel interpretieren: "Wenn man den 20 Fahrern am Funk zuhört, dann sind alle mit viel Leidenschaft bei der Sache. Für uns ist das in Ordnung. Wir nehmen das als Motivation."

Auf die Frage, warum es in Suzuka so schlecht lief, hatten die Ingenieure keine zufriedenstellende Antwort. Es war vorher schon klar, dass man in den schnellen Kurven Probleme bekommen würde. "Wir haben dann aber auch in den langsamen Ecken Zeit verloren. Das müssen wir noch verstehen", verriet Chefingenieur Tom McCullough. Um die Reifen am Leben zu halten, wurden die Astons mit größeren Heckflügeln bestückt. Das brachte etwas mehr Abtrieb, kostete aber Top-Speed auf den Geraden.

Am Ende holte Alonso mit Rang acht das bestmögliche Ergebnis. Stroll fiel mit einem angeknacksten Heckflügel aus. Der Kanadier hätte sich aber auch ohne den Defekt schwergetan, etwas Zählbares zum Ergebnis beizutragen. So reiste Aston Martin mit mageren vier Pünktchen aus Suzuka ab. In den letzten drei Grands Prix waren es insgesamt sechs. Zu wenig, um im Kampf gegen die anderen Top-Teams zu bestehen.

Lance Stroll & Tom McCullough - Aston Martin - GP Japan 2023
Aston Martin

Chefingenieur Tom McCullough gibt zu, dass die Konkurrenz im Entwicklungsrennen besser gearbeitet hat.

Konkurrenz hat besser entwickelt

Nach dem guten Saisonstart geht dem Team aus Silverstone langsam die Puste aus: "Zum Start der Saison waren wir etwas überrascht, dass wir das zweitschnellste Auto hatten. Aber unsere Verfolger lagen damals schon nicht weit entfernt. Sie haben dann schneller und besser entwickelt. Das müssen wir akzeptieren. Wir sind langsam an das Ende dieser Gruppe gefallen", gibt McCullough zu.

Auch Krack versucht, die Situation nicht schönzureden: "Unsere Upgrades haben nicht so viel gebracht, wie wir uns das erhofft hatten. Natürlich hinterfragen wir uns immer, ob die Methoden und die Entwicklungsrichtung korrekt waren. Dann muss man die notwendigen Änderungen für die Zukunft vornehmen."

Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten will Aston Martin in den nächsten Rennen noch größere Upgrades nachlegen. Sie sollen dabei helfen, die Schwächen in schnellen Passagen abzustellen. Und sie sollen den Ingenieuren zeigen, ob sie für 2024 in die richtige Richtung arbeiten. "Wir haben verstanden, wo unsere Stärken und Schwächen sind. Die Probleme zu beseitigen, ist der schwierige Teil", grinst McCullough etwas gequält.

Mike Krack - Aston Martin - GP Japan 2023
Aston Martin

Teamchef Mike Krack betont, wie wichtig es ist, noch vor Saisonende ein Erfolgserlebnis zu schaffen.

Trendwende wichtig für die Moral

Laut Krack ist es auch für die Motivation der Mannschaft wichtig, dass man die Saison mit einem Erfolgserlebnis abschließt. "Wir haben die umgekehrte Situation vom letzten Jahr. Wenn man gut loslegt und die anderen einen dann nach und nach überholen, dann ist das nicht gut für die Moral. Für uns ist es deshalb sehr wichtig, den Trend umzukehren. Wir müssen die Wende schaffen, wo auch immer wir dann am Ende landen."

McLaren hat eine entgegengesetzte Formkurve vorzuweisen. Die Konkurrenz aus Woking startete schwach, kommt aber dafür in den letzten Rennen umso besser in Schwung. Mit 57 Punkten aus Singapur und Suzuka wurde der Abstand zu Aston Martin auf 49 Zähler verkürzt. Wenn es so weitergeht, ist der vierte Platz für die Alonso-Truppe bald futsch. Doch so einfach will man die Position nicht aufgeben.

"Es wird ein langer und harter Fight", prognostiziert Krack. "Wir müssen in den nächsten Rennen maximal punkten und dürfen uns auch bei der Zuverlässigkeit keine Fehler erlauben. Es gibt noch ein paar Sprint-Rennen, es wird wohl nochmal regnen – da müssen wir operativ alles richtig machen. Wir müssen aber natürlich auch unsere Performance verbessern. Ich bleibe zuversichtlich, dass uns das gelingt."