F1-Einstieg von Porsche oder Audi?
Warten auf Motoren-Reglement

Die Formel 1 will mit dem neuen Motoren-Reglement ab 2025 neue Hersteller in die Königsklasse locken. Vor allem den VW-Konzern haben die Verantwortlichen dabei im Visier. Wir haben bei Porsche-Sportchef Fritz Enzinger nachgefragt, wie groß das Interesse an einem Einstieg wirklich ist.

F1-Concept 2021 - Porsche - Sean Bull
Foto: Sean Bull

Die Corona-Krise und der bevorstehende Ausstieg von Honda hat den Formel-1-Bossen noch einmal deutlich gemacht, wie fragil das aktuelle System ist. Die Einstiegshürden in die höchste Rennsportkategorie sind für neue Motorenhersteller einfach zu hoch. Die Gefahr zu scheitern ist größer als die Chance auf schnellen Erfolg, die Entwicklung der komplexen Hybrid-Antriebe einfach viel zu teuer.

So hat man komplett abhängig von den drei verbliebenen Motorenbauern Ferrari, Mercedes und Renault gemacht. Zumindest auf letztere beide kann man sich bei schwankenden Absatzzahlen und Kündigungswellen nicht verlassen. Es müssen dringend Alternativen her. Das neue Reglement, dessen Einführung für 2025 geplant ist, sollte also im Idealfall die bestehenden Motoren-Lieferanten bei der Stange halten und gleichzeitig neue anlocken.

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Mit dem kürzlich beschlossenen Einfrieren der Technik bis zur Ankunft der neuen Antriebsformel haben die Verantwortlich zumindest erreicht, dass kein Partner vorzeitig abspringt. So kann hinter den Kulissen in Ruhe über das neue Grundkonzept diskutiert werden. F1-Sportchef Ross Brawn hat bereits die wichtigsten Punkte im Lastenheft definiert: "Wir müssen CO2-neutral sein. Die Kosten müssen runter. Und der Sound des Motors muss stimmen."

Fritz Enzinger - Porsche - 2020
Porsche
Laut Porsche-Sportchef Fritz Enzinger schaut sich der VW-Konzern die Diskussionen über das neue F1-Motorenreglement für 2025 momentan noch von der Seitenlinie an.

Kein Dementi, keine Bestätigung

Neben unabhängigen Motorenschmieden wie Cosworth oder Ilmor hat Rechteinhaber Liberty Media vor allem ein Auge auf den VW-Konzern geworfen. Der Vorstand in Wolfsburg hatte in den letzten Jahren immer wieder Pläne zum F1-Einstieg auf dem Tisch, die aber aus verschiedenen Gründen jedes Mal zurück in die Schublade wanderten. Für 2025 besteht nun jedoch berechtigte Hoffnung, dass sich der deutsche Konzern endlich durchringen kann.

Auf Anfrage wollte Porsche-Sportchef Fritz Enzinger jetzt aber noch kein konkretes Bekenntnis ablegen. Der gebürtige Österreicher äußert sich nur vage: "Im Konzern konzentrieren wir uns strategisch aktuell auf Serien wie die WEC oder die Formel E und auf den weltweiten Kundensport im Bereich des GT3-Reglements. Grundsätzlich verfolgen und bewerten wir alle laufenden Entwicklungen in den weltweit relevanten Rennserien."

Immerhin zählt der 64-Jährige Ingenieur einige Faktoren auf, die dem VW-Konzern bei seiner Entscheidung offenbar wichtig sind: "Das neue Motorenreglement kommt ja jetzt erst 2025. Unter Umständen auch parallel mit der Einführung von E-Fuels, die die Voraussetzung für einen CO2-neutralen Rennsport ist. Dazu wird auch ein Kostendeckel beim Antrieb erwogen. Der Kostendeckel ist in der Formel 1 schon lange im Gespräch, nur die konsequente Umsetzung gelingt bislang nicht."

Laut Enzinger brauche es zuerst einen solchen Kostendeckel, erst im zweiten Teil könne man dann die technischen Details herunterbrechen. "Das alles verfolgt der Konzern von der Seitenlinie aus – mehr im Moment aber auch nicht."

Audi - F1 2021 - Concept - Sean Bull Design
Sean Bull Design
Steigt der VW-Konzern 2025 in die Formel 1 ein? Und wenn ja, mit welcher Marke - VW oder Audi?

VW nicht beteiligt an Reglement-Diskussionen

Der VW-Konzern sei nach Auskunft von Enzinger momentan auch noch nicht aktiv an technischen oder strategischen Beratungen der verschiedenen Arbeitsgruppen der FIA und der Formel 1 beteiligt. "Natürlich verfolgen wir die Grundsatzentscheidungen. Erst wenn sich dieser Zustand ändern sollte und der VW-Konzern ein Engagement in welcher Form auch immer erwägt, würde eine Teilnahme an entsprechenden Gremien Sinn machen."

Bleibt nur noch die Frage, welche Marke der Vorstand in Wolfsburg im Fall der Fälle ins Rennen schicken würde. Wegen der großen internationalen Strahlkraft bringen die meisten Experten den Sportwagenbauer Porsche als ersten Kandidaten für die Formel 1 ins Spiel. Weil Porsche seine Wurzeln aber eigentlich im Langstreckensport hat, würde auch ein Einstieg der deutlich umsatzstärkeren Schwestermarke Audi Sinn machen.

Enzinger will sich bei diesem Thema aber nicht vorschnell in die Karten blicken lassen: "Darüber möchte und kann ich nicht spekulieren. Im Moment beobachten wir das nur aus der Konzernperspektive. Erst wenn sich das Thema in eine interessante Richtung entwickelt, kann es überhaupt zu weiteren Bewertungen kommen."

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