Es war eine mögliche Strategie, die schon am Donnerstag durchs Fahrerlager geisterte und die Gemüter bewegte. Wer etwas um die Ecke dachte, kam nach Studium der Regularien für das neue Sprint-Format schnell auf ein Schlupfloch im Reglement. Für das Sprint-Shootout am Samstag sind ein neuer Satz Medium in SQ1, einer in SQ2 und ein neuer Satz Soft in SQ3 vorgeschrieben. Es steht allerdings nirgendwo, was passiert, wenn man keinen neuen Satz mehr hat.
Entsprechend ergab sich die Möglichkeit, diesen einfach zugunsten einer besseren Startposition im Rennen für den Freitag im Training oder Qualifying zu nutzen. Schließlich gibt es im Rennen auch mehr Punkte zu holen. Die FIA wollte die Regel wohl noch kurzfristig ändern, nachdem diese Taktik zur Debatte stand. Die Teams stimmten dem aber nicht zu.
Tsunoda und Norris ohne Soft-Reifen
Aus der Reifen-Übersicht von Pirelli, die jedes Mal nach dem Qualifying verschickt wird, geht klar hervor: Alpha Tauri-Pilot Yuki Tsunoda und McLaren-Kutscher Lando Norris haben keine neuen Soft-Reifen mehr übrig. Heißt: Sie werden in SQ3 zuschauen müssen, falls sie es soweit schaffen.
Bei Alpha Tauri war die Taktik von Anfang an klar. "Obwohl wir mehrere neue Aerodynamik-Komponenten mitgebracht haben, waren wir nach den letzten Rennen erwartungsgemäß nicht konkurrenzfähig genug für Q3", sagte Chefingenieur Jonathan Eddolls.
"Deshalb haben wir uns im FP1 intensiv auf das Quali vorbereitet, um am Sonntag möglichst weit vorne zu starten, wo mehr Punkte möglich sind. Beide Fahrer fuhren im FP1 zwei Sätze weiche und mittlere Reifen." Dabei half der Unfall von Tsunoda, der in Kurve drei die Begrenzung touchierte und einen Plattfuß davontrug, nicht unbedingt weiter.
Zwei Sätze in FP1 verbraucht
Im ersten und zweiten Quali-Abschnitt gingen logischerweise zwei weitere Sätze der insgesamt vier Sätze drauf. Damit war das Kontingent aufgebraucht. "Der Nachteil unserer FP1-Qualifikationsvorbereitung bedeutete, dass wir keine neuen Reifen für Q3 übrig hatten, aber Yuki fuhr eine fantastische Runde auf dem gebrauchten Reifen und hat Platz acht für das Rennen am Sonntag herausgefahren", sagte Eddolls.
Für Norris reichte es am Ende zu Platz sieben. Bei McLaren sieht man es demnach ähnlich wie bei Alpha Tauri: Eine gute Basis für den Start in das Sonntags-Rennen hat weitaus mehr Priorität als ein guter Startplatz für das Sprintrennen.
